KinoNari - Fear

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Kinoshita

Der Wind streicht sanft durch die Bäume und verursacht ein leises Flüstern. Schatten bewegen sich um mich herum. Die Dunkelheit schließt mich ein, versucht mich festzuhalten. Doch das sanfte Licht der Laternen vertreibt die Schwärze der Nacht, die droht, mich zu verschlingen. Mein Herz pulsiert kräftig und Panik macht sich in mir breit, als ich aus dem kleinen, hell erleuchteten Lichtkegel wieder heraustreten muss. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen, gehe tiefer in das Dunkel der Schatten. Das Flüstern der Bäume klingt jetzt bedrohlich, die Äste scheinen Krallen zu sein, die mich zerreißen wollen. Die Schatten kommen immer näher, wollen mich verschlingen. Meine Knie zittern, doch ich beginne zu rennen. Weg von hier, einfach nur weg! Mein Blick ist fest auf den nächsten Lichtkegel einer Laterne gerichtet, doch als ich gerade eine Fuß hineinsetze, beginnt das Licht zu flackern und erlischt. Die Schatten haben mich innerhalb einer Sekunde umzingelt.

Ich kann mich nicht bewegen.

Ich kann mich nicht bewegen!

Panik macht sich in mir breit, als ich versuche, weiterzulaufen. Nein. Nein. Nein! Ein Zittern durchläuft meinen Körper. Bitte... Ich will einfach nur hier weg. In mein hell erleuchtetes Zimmer, um zu schlafen. Zu mir nach Hause. Doch ich konnte nicht.

"Angst zu haben ist ganz natürlich. Jeder hat vor irgendetwas Angst. Mach dir keinen Kopf wegen deiner Ängste, andere haben vor denselben Dingen Angst. Und wieder andere haben vor Dingen Angst, die du als harmlos empfindest."

Die Stimme in meinem Kopf wiederholte die Worte, die ich vor Monaten gesagt bekommen hatte. Doch die Panik vertrieben sie nicht. Meine Angst vor der Dunkelheit ist einfach nur lächerlich. Wer würde mich dafür nicht auslachen? Ich bin sechzehn und benehme mich wie vier. Ich habe mehr Angst als einige vierjährige Kinder.

"Mutig ist nur der, der sich seinen Ängsten stellt."

Zitternd stehe ich da. Mutig bin ich also nicht. Das kann ich auch nicht... Tränen laufen über meine Wangen. Ich habe Angst vor der Dunkelheit. Und das nur wegen eines verdammten Erlebnisses, das ich mit vier Jahren hatte! Nur, weil ich damals im Dunkeln von irgendetwas festgehalten und verletzt wurde. Mein Atem wird schneller und flacher, meine Hände feucht. Ich zittere und stehe da, ganz allein in dieser alles verschlingenden Dunkelheit. Ich spüre, wie mein Herz schlägt. Es hämmert gegen meinen Brustkorb und zwingt mich dazu, schneller Luft zu holen. 

Ich hatte schon drei Mal so eine Panikattacke, doch noch nie war keine Angst so heftig. Meine Knie geben unter mir nach und ich sinke zu Boden. Hektisch versuche ich, mich wieder aufzurappeln, doch ich kann mich nicht rühren. Schatten umschließen mich und nehmen mir die Fähigkeit zu sehen. Ich reiße den Mund auf um zu schrien, doch ich kann keinen Ton hören. Nicht einmal schreien kann ich... Ich spüre, wie mein Herz gegen meinen Brustkorb schlägt. Mein Puls wird langsamer, meine Atmung ruhiger. Ein Atemzug. Dann ein zweiter.

Und dann ein dritter.

In diesem Moment gebe ich auf und lasse mich nach hinten fallen. Es hat keinen Sinn, gegen die lähmende Angst anzukämpfen, sie wird mich ohnehin verschlingen. Bevor ich die Augen schließe, schaue ich noch einen Moment in den wolkenverhangenen, tiefschwarzen Nachthimmel. Dann ist es vorbei und ich schließe die Augen, bleibe mitten im Park so liegen.

-Timeskip-

Als ich die Augen wieder öffne, liege ich in einem weißen, unpersönlichen Raum und eine warme Hand hat ihre Finger mit meinen verschränkt. Das kalte, weiße Licht lässt mich gleich an einen Arzt denken und ich spanne mich etwas an, bevor ich den Kopf hebe und versuche, mich umzusehen, doch ich werde wieder in meine Kissen gedrückt. 

"Kinoshita...",  höre ich ein herzzerreißendes Flüstern. Und ich kenne die Stimme. Langsam drehe ich meinen Kopf und schiele zu der Person, die sich als Narita entpuppt. Tränen strehen in den Augen des älteren Schülers.

Ich versuche, mir irgendwie ein Lächeln abzuringen und es gelingt auch, jedoch bringe ich ihn damit nur mehr zum Schluchzen. "Kinoshita, ich hab mir Sorgen um dich gemacht! Verdammt, was soll das?" Tränen tropfen auf unsere verschränkten Hände.

Ich öffne den Mund und meine ganz leise: "Es tut mir leid... Ich hab Panik bekommen und konnte mich nicht beruhigen..." Narita umarmt mich sanft. Als er mich in seine Arme schließt, fällt mir auf, dass er nach Pfirsich-Maracuja riecht. Ein unwichtiges Detail, aber mir wird dadurch klar, dass das hier nicht nur ein Traum ist. Das hier ist echt (und Narita hat wieder versehentlich das Duschgel seiner Schwester benutzt, hehe).

Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Ohr, er drückt mich einfach ganz fest an sich. "Du hattest eine Panikattacke, oder?", flüstert er und ich nicke. Das passiert mir in letzter Zeit ständig. Mein Leben ist nicht mehr in meinem gewohnten Rhythmus, mein Bruder ist ausgezogen und ich hab Angst, auch noch andere zu verlieren. Ich brauche jemanden, dem ich völlig vertrauen kann. Jemanden, der mich niemals zurückstoßen wird...

"Warum hast du mir davon nichts erzählt?", fragt er leise, "Ich bin doch dein bester Freund..." Scheiße, ich hab laut gedacht... Ich fange an zu zittern. Was, wenn er mich jetzt seltsam findet? Abstoßend? Verlogen? Schwach? Ein wohlbekannter Druck baut sich in meiner Brust auf. Nicht jetzt, bitte...

Ich kenne das Gefühl gut. Zu gut. Die bekannte Panik beginnt mich zu erfüllen, ich ziehe die Beine an und unterdrücke ein Wimmern, als ich kaum noch Luft bekomme. Mein Kopf blendet meine Umgebung aus, um mich herum ist nur noch Leere. Schnell schließe ich die Augen, versuche, die Leere nicht anzusehen, aber es gelingt nicht. Mein Mund ist zu einem lautlosen Schrei aufgerissen und ich lasse meine Augen geschlossen, in der Hoffnung, dass es schneller vorbeigeht.

"-ta... -shita. Kinoshita. Kinoshita!", höre ich die angsterfüllte Stimme neben meinem Ohr. Der Druck auf meiner Lunge verschwindet, es geht mir besser. Trotzdem lähmt die Angst mich noch immer, kontrolliert meine Gedanken. Bis ich wieder seine warme Hand spüre. "Bitte, lass mich dir helfen...", flüstert Narita. Ich zwinge mich zu einem langsamen Atemzug, spüre, wie ich mich beruhige. Dann setze ich mich auf, sehe ihn an und murmele leise: "danke."

Er nimmt mich erneut in den Arm, drückt mich ganz sanft an ihn und meint: "Immer doch." Mein Herz schlägt schneller. Danke, Narita. ich brauche deinen Beistand jetzt.

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Ich hab vorgeschrieben. Deswegen kommen hier keine Dankeschöns oder so, hab euch trotzdem lieb :D

Wenn ich aus dem Urlaub wieder da bin, erzähle ich wie's war oder schreibe einen OS dazu, könnt ja mal sagen, was euch lieber wäre :D

Hierzu gibt's wahrscheinlich auch irgendwann einen Part 2, weil ich den Ship echt gern mag, es aber leider viel zu wenig FFs dazu gibt. Außerdem brauch ich noch mehr Liebe :D

(1013 Wörter)

Haikyuu OneshotsWhere stories live. Discover now