ᏦᏗᎮᎥᏖᏋᏝ 4

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Maja Dittmann hätte damals nie damit gerechnet, das man ihre Identität irgendwann nur noch anhand ihres selbstgestochenen Tattoos herausfinden könnte.

Sie war zwanzig, als ihr kurzes Leben vor einem Jahr ein Ende fand, doch hiervon wusste bis dato noch niemand etwas.

Am Tag ihres Verschwindens war sie spät nachmittags im Park unterwegs. Sie kam gerade von einem Vorsingen, als sie jemanden erkannte ... einen ihrer Idole ... jedoch auch ihr zukünftiger Mörder.

Doch davon ahnte sie in jenen längst vergangenen Tagen nichts. Sie grüßte ihn lieb mit einem Nicken, denn sie wollte nicht als verrücktes Fangirlie gelten, wenn sie ihn in seiner Freizeit um ein Foto bitten würde.

Er lächelte zurück und grüßte sie freundlich mit einem Hallo, bevor er weiter joggte.

Sie ging ein gutes Stück und hatte dieses Kribbeln im Bauch, als sie jenen kurzen Augenblick gleich danach Revue passieren ließ. Dieses süße Lächeln, das sie gern auf Videos und Bilder von ihm betrachtete, brannte sich in ihren Kopf.

Hätte ihr damals jemand gesagt, dass es auch ihr letzter Anblick im Leben sein würde, hätte sie denjenigen für verrückt gehalten. Oder es eventuell noch romantisiert, weil sie so sehr auf ihn stand.

Sie holte ihr Handy heraus und schrieb ihrer besten Freundin Celine.

- Rate, wen ich vorhin gesehen habe. Da kommst du nie drauf.

Celine war zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei ihrem Freund. Hätte sie ungeachtet dessen auf ihr Handy geschaut und Maja geantwortet, statt mit Kaan knutschend im Bett zu hängen, wäre der Name ihres Mörders bekannt gewesen, denn Maja konnte es kaum erwarten, ihr diesen zu texten.

Enttäuscht, dass keine Mail zurückkam, schlenderte sie Richtung Parkplatz. Von hier aus hätte sie es nicht mehr weit gehabt, bis zur Bahnhaltestelle, doch sie wollte noch nicht nach Hause. Sie setzte sich auf eine Bank und verharrte, während sie auf ihrem Handy herumscrollte. An diesem Morgen hatte sie sich mit ihren beiden Mitbewohnern Yannick und Janik gestritten. (Ja, die zwei hatten denselben Namen, wurden jedoch anders geschrieben). Sie schmiss ihnen an den Kopf, dass sie eh schon etwas Neues gefunden hätte, und das sie ohnehin nicht mehr lange in diesem Drecksloch wohnen würde.

Aufgrund ihrer Aussage hatten die beiden Maja auch nie als vermisst gemeldet. Ihren Vater kannte sie nicht und ihre Mutter, zu der hatte sie, schon seit sie dreizehn war keinen Kontakt mehr.

... und Celine?! Die machte sich anfangs noch Sorgen, dachte aber dann, dass sie wohl abgehauen sein musste, denn so etwas hatte Maja schon von früher Kindheit an getan.

Sie blieb sitzen und vergaß ein wenig die Zeit um sich herum. Es lag aber auch daran, dass sie wirklich keine große Lust hatte, auf ihre Mitbewohner zu treffen. Unnötige Diskussionen würden allemal zu nichts führen, war ihre Devise.

Sie hatte vor Wochen ihren Job verloren, weswegen auch der Streit hervorging, denn wie sollte sie Miete zahlen ohne Einkommen?!

»Beim nächsten Mal gibst du einen aus.« , sagte eine tiefe Stimme und riss sie aus ihren Gedanken.

Erschrocken fuhr sie hoch und sah das knuffige Lächeln von vorhin. Verlegen, weil er sie angesprochen hatte, streifte sie sich einige blonde Haarsträhnen hinters rechte Ohr.

»Ist alles okay bei dir?« , fragte er sie daraufhin.

»Ehm. Klar. Natürlich.« , antwortete sie. »Du bist doch ...«

»Hast mich direkt erkannt wa'?« , unterbrach er sie lachend.

Sie nickte. »Ich liebe eure Streams und eure Musik.«

Abrakadabra - schau' mal, wer da warWhere stories live. Discover now