ᏦᏗᎮᎥᏖᏋᏝ 64

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Leonie war froh, dass sie noch genug Urlaub vom vorigen Jahr übrig hatte, den sie jetzt während dieser schweren Zeit lückenlos ausnutzte. Da sie keine Lust hatte, sich aktuell noch zum Arzt zu bewegen.

Heute hatte sie bis elf Uhr geschlafen, das war für sie als Langschläfer noch früh.

Sie stand im Bad und zog sich ihren kurzen Jumpsuit an. Blau mit lauter Blumen drauf.

Schnell mit der Bürste durch die Haare, schon war sie fertig. Sie zerrte im Schlafzimmer die dunkelroten Gardinen auf. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Es war keine Wolke in Sicht. Sie liebte solche Tage.

Leonie war ein totaler Sommer-Mensch.

Sie strich gerade ihre Bettdecke glatt, als sie von unten ein Geräusch hörte. Sie lauschte, aber es war nun mucksmäuschenstill.

Hatte sie sich eventuell verhört? Leonie fuhr mit ihrer Hand über die Daunendecke, griff nach ihrem Handy, und tippelte barfuß die Stufen hinunter. Sie horchte wieder, doch es war nichts mehr zu hören.

Sie blieb trotzdem stehen und sah in den Flur hinaus. »Dima, bist du das?« , rief sie, da er momentan der Einzige war, der so ins Haus kommen konnte, denn ihren Schlüssel hatte sie noch immer nicht wieder.

Keine Antwort. Sie musste sich geirrt haben.

Sie tappte nun gänzlich nach unten und nahm in der Küche die Filtertüte mit dem alten Kaffee aus der Kaffeemaschine. Irgendwie vergaß sie immer, den sofort zu entsorgen. Sie setzte eine Frische ein, füllte vier Löffel gemahlene Kaffeebohnen hinein, goss den Wassertank voll und schaltete die Maschine ein.

Während sie sich eine Pfanne herausholte, um sich French Toast zu machen, gluckerte der Apparat, und der erste Kaffeeduft breitet sich aus. Sie hielt inne. Just in diesem Moment hatte sie wieder etwas gehört. Kam das von oben? Leonie legte die Bratpfanne beiseite.

»Hallo? Ist da jemand?« Sie stoppte instinktiv den Atem und wandelte vorsichtig bis zur Treppe. Sie schaute umher – nichts war zu sehen. Hier war keiner.

Kamen die Geräusche doch von draußen? Sie blickte durchs Fenster zur Auffahrt. Dort stand nur ihr Auto. Niemand sonst war zu sehen. Sie atmete schließlich aus.

Vielleicht war das Figaro?

Sie lächelte. Es konnte nur ihr Kater sein. Sie war also nicht so allein, wie sie dachte. Sie hatte ein Haustier. Natürlich lag er nicht immer nur faul in einer Ecke.

Rasch schritt sie zurück in die Küche und drehte sich zur Spüle.

Irgendwie war sie paranoid geworden. Nachts hatte sie auch schon totale Panik, weil sie alleine in diesem großen Haus war.

Was verständlich war, denn wer sollte ihr bei einem Notfall helfen können? Figaro mit Sicherheit nicht.

Die Sache mit Laura hatte sie doch ein wenig zum Nachdenken gebracht. Da ihr damit gezeigt wurde, wie schnell einem etwas geschehen konnte. Wie leicht es war, diejenige zu sein die in Gefahr war ... in den Fängen eines Verrückten, der seine bizarren Träume auslebte.

Leonie fragte sich noch immer, wieso ihr der Mund zugeklebt wurde.

Wer tat so etwas?

War es nicht einfacher, einem den Mund mit einem Klebeband zuzukleben?

Ihr Handy bimmelte. Katharinas Name war auf der Anzeige versehen.

Leonie hoffte, dass sie nicht anrief, weil sie auf der Arbeit unterbesetzt waren. »Hallo?« , sagte sie mit einer absichtlich leicht kratzigen Stimme, als sie den Anruf entgegennahm.

Abrakadabra - schau' mal, wer da warWhere stories live. Discover now