22~Das Meer

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Mit etwas Anstrengung öffne ich die Tür zum Dach und keuche leicht als ich das schwere Gewicht wahrnehme.
Mein Blick fällt nach vorne und ich sehe den Rücken von Chishiya.
Langsam trete ich zwei Schritte nach vorne und lasse die schwere Tür los, als sie zufällt zuckt der Mann vor mir kurz zusammen und langsam dreht er sich um.
Fast schon nervös suchen seine Augen meinen Körper ab und nachdem er nichts auffälliges feststellen kann wirkt es fast so als würde er sich entspannen. Schritt für Schritt komme ich näher, dabei lasse ich ihn nicht aus den Augen. Wollte er überprüfen wie es mir geht? Würde er sowas tuen, sich vielleicht sogar Sorgen machen?
Ich lasse mich neben ihm nieder und immernoch untersucht er mein Gesicht mit leicht zusammgekniffenen Augen.

,,Mir geht es gut."

Bemüht lässig zu klingen setze ich ein Lächeln auf und sehe nach unten auf das Meer. Ich spüre immer noch seinen Blick und automatisch lächel ich noch etwas breiter. Chishiya schnauft kurz und wendet sich dann ebenfalls dem Meer zu.

,,Sicher, dass hat man ja gemerkt."

,,Du sahst aber auch nicht gerade gut aus Barbie."

Leise lachend drehe ich mich zu ihm und lege meinen Kopf ein wenig Schräg, leise seufzt er auf und ich kann nicht anders als noch mehr zu lachen.

,,Huh ist dass so ja? Wer hat denn gesagt dass alles gut sei und ist nicht mal drei Sekunden später unmächtig geworden mhm?"

Ein verstohlenes Grinsen schleicht sich auf seine Lippen als er das sagt und er lehnt sich noch ein Stück näher.

,,Übrigens habe ich die Wette gewonnen, vergess dass nicht."

Verwirrt sehe ich zwischen seinen Augen abwechselnd hin und her, meine Reaktion scheint ihn zu amüsieren und er lehnt sich mit einem Siegessicheren Lächeln zurück.

,,Huh? Na schön was willst du wissen?"

Fast schon ein wenig nervös stelle ich ihm die Frage, was er wohl wissen möchte? Vorsichtig linse ich zu ihm herüber um festzustellen dass er nur nachdenklich auf das Meer blickt.
Schließlich steht er auf und deutet mit einem leichten Nicken zum Meer.

,,Lass uns am Meer entlang laufen."

Bitte, hatte ich mich gerade verhört? Fassungslos drehe ich mich zu dem Jungen Mann mit den Weißblonden Haaren und starre ihn nur verwirrt an. Amüsiert legte er seinen Kopf schräg und als ich immernoch nichts antworte hält er mir nur Wortlos seine Hand hin.

Langsam strecke ich ihm meine Hand entgegen und als meine Fingerspitzen auf seine kühle Haut treffen halte ich die Luft an.
Ich versuche das kribbelnde Gefühl abzustellen und stehe schnell auf, kaum stehe ich lasse ich seine Hand wieder los.

Nevös starre ich auf meine Schuhspitzen und ich brauche keinen Spiegel um zu wissen dass sich meine Wangen rot gefärbt haben müssen.
Was war bloß los mit mir?
Innerlich schüttelte ich mich kurz ehe ich wieder in das inzwischen bekannte Gesicht sehe, Chishiya steht einfach nur da und schaut auf seine Finger. Ob er wohl auch das kribbeln gemerkt hatte, was war dass nur?
Mit festen Schritten laufe ich zur Tür und als ich die Klinke herunterdrücke drehe ich mich wieder zu dem Mann mit der weißen Weste um.

,,Also kommst du?"

Grinsend sehe ich ihn an und deute mit einem Nicken zu der Tür vor der ich stehe. Mit seinem wieder typischen Grinsen nickt er mir zu und fängt an sich ebenfalls in Bewegung zu setzen.

***

Der Sand ist warm und die salzige Brise prickelt angenehm auf meiner Haut.
Chishiya ist direkt neben mir und wortlos laufen wir nebeneinander her.

,,Also, was willst du wissen?"

,,Mhm, was hast du gearbeitet oder studiert bevor du hierher gekommen bist?"

,,Nunja ich habe noch Studiert im 3. Semester. Es ist eine Universität mit drei unterschiedlichen Gebieten, Medizin, Psychologie und Jura."

,,Und du hast dich am meisten mit Psychologie beschäftigt."

Es klang nicht wie eine Frage sondern mehr wie eine Feststellung, leicht legte ich meinen Kopf schräg als ich mich zu ihm drehte. Chishiya grinste nur breit und irgendwie fragte ich mich was ihn wohl so zum Grinsen brachte. Es war schließlich nichts außergewöhnliches an so einer Universität zu studieren.

,,Warum grinst du so mhm?"

Der Mann mit der weißen Weste grinste nur noch breiter und ließ meine Frage offen stehen.
Er blieb stehen, setzte sich langsam in den Sand und begann auf das Meer zu sehen.

,,Wie sieht es mit deiner Familie aus?"

Ich hockte mich neben ihn und wickelte meine Beine an, der Sand war schon fast zu heiß und so atmete ich kurz ein und aus ehe ich antwortete.

,,Ich lebe mit meinem Vater zusammen in einer Wohnung in Shibuya. Meine Mutter starb als ich zehn Jahre alt war an Krebs und alles was ich noch von ihr habe ist diese Kette."

Ich nahm die Kette in meine Hand und hielt sie ihm vorsichtig hin, auch wenn er keine Miene verzog konnte ich merken wie sehr ihn das Thema zu interessieren. Er nickte langsam und nachdenklich und drückte mir schließlich wieder die Kette zurück in die Hand. Auch wenn er sich nicht entschuldigte merkte ich sein Bedauern, er brauchte nichts zu sagen ich verstand ihn trotzdem.

,,Es ist okay, ich versuche an die glücklichen Erinnerungen zu denken mit ihr. Sie war eine wundervolle und starke Frau, nur leider war sie nicht stark genug.
Also was ist deine letzte Frage?"

Der Mann neben mir blinzelte der Sonne entgegen und lehnte sich zurück in den Sand sodass er nun lag. Er schien kurz zu zögern und räusperte sich kurz.

,,Hast du einen Freund?"

Fast hätte ich gedacht dass ich mich verhört hatte aber nein, Chishiya dreht seinen Kopf zu mir und sieht mich fragend an.
Kurz wird mir unglaublich heiß und ich spüre wie mir erneut das Blut in die Wangen schießt.
Langsam schüttel ich meinen Kopf und versuche seinem Blick auszuweichen.

,,Nein, ich hatte bis jetzt nur einen Freund und nunja was soll ich sagen ich halte nicht viel davon."

Er nickte erneut und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

,,Was ist mit dir?"

,,Huh? Naja ich sehe es wie du nur dass ich auch noch nie jemanden hatte."

Jetzt war ich diejenige die nickte und ich fand es irgendwie schön dass wir beide gleich dachten was das Thema anging.
Ich erhob mich und sah ihn wartend an, der Mann vor mir hob nur eine Augenbraue und verdrehte anschließend die Augen ehe er sich ebenfalls aufrichtete.

,,Wir sollten zurück gehen."

Er nickte und setzte sich in Bewegung, gerade als ich meinen ersten Schritt machen wollte durchzieht mich ein stechender Schmerz der mir ein lautes Keuchen entlockt. Meine Sicht verschwimmt und ich greife nach dem nächst besten um mich festzuhalten, Chishiya.
Ich spüre seine angenehm kühlen Hände auf meinem Rücken und meiner Schulter und langsam wird meine Sicht wieder klar. Ich sehe in seine dunklen Augen in denen ich mich wieder verlieren könnte wie vorhin und trotzdem kann ich mich davon abhalten.

,,Was machst du nur! Du solltest besser aufpassen, du hast gesagt dir geht es besser und dann machst du sowas."

Seine Stimme klang leicht gereizt und ich fragte mich woran es lag, war es weil ich ihn erneut benötigte als stütze oder war da doch etwas anderes, etwa Besorgnis? Nein, dass würde nicht zu ihm passen. Ich grinste innerlich und löste mich aus seinem Griff.
Jetzt liefen wir zusammen am Meer zurück ins Beach.

Alice in Borderland Where stories live. Discover now