Chapter 1

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Vorm Jugenknast sah ich mich um. Von Opa keine Spur. Hatte man Ihm nicht gesagt, dass ich heute entlassen werde. Genervt setzte ich mich auf die Bank in der Bushaltestelle. Ich hatte weder Geld noch sonst irgendwas nützliches um von hier weg zu kommen. Und jetzt? Gedankenverloren starrte ich in den blauen Himmel. Es war echt heiß. 

"Entschuldigen Sie? Sind Sie Frau Toshima?" eine große schlanke Frau im Anzug stand direkt vor mir. Sie sah wirklich gut aus. Lange blonde Harre zu einem Zopf zusammen gebunden. Blaue Augen und ein freundliches Lächeln hatte Sie. "Wer will das wissen?" gab ich genervt von mir, da Sie vor der Sonne stand, in der ich mich gerade genüsslich sonnte. "Ich bin Frau Nakamura. Ich bin im Auftrag deines Opas hier um dich abzuholen." Wieso schickte Opa denn eine fremde Frau um mich zu holen? Hatte der Alte etwa schiss vor mir. Das kann ja was werden. "Ja ich bin Yumi Toshima. Warum holt mich der Alte nicht selbst ab?" Verwundert schaute Sie mich an. "Hat man Ihnen das nicht gesagt?" 
"Mir was gesagt?" ich wurde hellhörig. Irgendwas war hier faul. 
"Entschuldigen Sie. Ich dachte Sie würden es wissen. Ihr Opa ist vor ein paar Wochen verstorben. Mein Beileid Frau Toshima. Ich bin seine Anwältin und ihr neuer Vormund. Alles weiter würde ich gern mit ihnen auf der Fahrt besprechen." 
Das waren eindeutig zu viele Infos mit einmal. Der Alte ließ mich jetzt also auch noch alleine in dieser Dreckswelt zurück. Verdammt. Ich war stink wütend. Auf Ihn. Auf mich. Einfach auf alle. Vor lauter Frust trat ich den Papierkorb an der Bushaltestelle weg. Er flog gute 10Meter. Frau Anwältin starrte mich nur ängstlich an. Mein Blick war kalt und am liebsten hätte ich meinen Frust noch anderweitig ausgelassen, aber versuchte mich dann wieder zu beruhigen. Ich musste mich kurz sammeln, dann ging es wieder. "Fahren wir" sagte ich kalt und ging einfach los. "Frau Tamoshi, mein Auto steht in der anderen Richtung" rief Sie mir zaghaft nach. Als Anwältin sollte Sie echt mal etwas selbstbewusster auftreten, dachte ich nur. Ich drehte genervt um und lief ihr hinterher. An einem schwarzen Mercedes blieb Sie stehen. "Sie können ihre Sachen in den Kofferraum tun, wenn Sie wollen." Ich schaute Sie verwundert an. "Welche Sachen?" nuschelte ich nur und stieg ein. Ich hatte nicht wirklich etwas dabei, bis auf das Armband, welches ich sicher in meiner Hosentasche verstaut hatte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille, ergriff Frau Nakamura das Wort. "Also dein Opa hat dir seine Wohnung vermacht. Er hat außerdem eine kleine Summe Geld gespart, die nun auch dir gehört. Es ist nicht viel aber sollte reichen bis du arbeiten gehen kannst, neben der Schule. Er hat mich zwar gebeten dein Vormund zu werden, da du per Gesetzt einen brauchst, aber ich werde mich nicht um dich kümmern können. Dein Großvater hat mir ausdrücklich gesagt, dass du selbst auf dich aufpassen kannst und ich mir keine Sorgen machen müsste. Ich werde einmal im Monat nach dir sehen. Wenn etwas ist ruf mich bitte an." Sie gab mir Ihre Visitenkarte, auf der sowohl Nummer als auch Adresse Ihrer Kanzlei vermerkt waren. Außerdem hatte Sie mit Kuli eine weitere Nummer drauf geschrieben. Sicherlich Ihre Privatnummer. "Kommst du auch wirklich allein Zurecht? Ich meine du bist erst 15 und.." Sie konnte gar nicht aussprechen da fiel ich ihr schon ins Wort. "Alles bestens. Ich war schließlich schon im Knast. Um mich müssen Sie sich nicht Sorgen. Eher um die anderen." Das sollte ein Scherz sein. Scheinbar fand Sie das nicht so lustig wie ich. "Bitte mach keinen Ärger. Die Schule geht erst in drei Wochen wieder los. Ich habe dich bereits angemeldet und dir deine Schuluniform zu Hause hingelegt. Hast du sonst noch fragen?" Ich verneinte und schaute aus dem Fenster. Tokyo ist echt riesig. Ich wäre lieber wieder auf dem Land, wo Mama und ich gelebt hatten. Hier war alles so hektisch und voller Menschen. Ich wurde langsam müde und konnte meine Augen nicht länger offen halten. 

Eine Stimme riss mich aus meinen Träumen. "Frau Tamoshi? Frau Tamoshi? Aufwachen. Wir sind da." Gähnend wurde ich langsam wieder wach. Wir stiegen aus und Frau Nakamura gab mir die Schlüssel für die Wohnung. Sie verabschiedete sich und fuhr fort. Da stand ich also nun. Vor dem Gebäudekomplex in dem mein Opa lebte. Es war etwas herunter gekommen, aber es erfüllte seinen Zweck. Die Sonne prasselte immer noch mit voller Kraft und ich fing an zu schwitzen. Na dann wollen wir mal rein gehen Yumi. Sprach ich zu mir selbst.

Broken Souls/ Mikey x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt