Kapitel 30

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Panisch blickte ich mich um. Ich suchte mit meinem Blick in den Massen der Zuschauer nach einer Nadel im Heuhaufen, aber das war mir egal. Dieses Geräusch würde ich überall erkennen und doch konnte es einfach nicht Wahr sein. Wie sollte es auch... er ist doch immer noch eingesperrt. Vielleicht trägt auch nur einer der Gäste einen ähnlichen Ohrring. Das redete ich mir zu mindestens ein. Und dann geschah es...
Senju hatte ihre Hand um meinen Arm gelegt bekommen und warf mich über ihren Kopf nach vorne auf den Boden. Mein Griff hatte sich unterbewusst gelockert, weil ich zu sehr abgelenkt war. Ich spürte wie mein Körper von ihrem Rücken abhob, wie sich mein ganzer Körper auf den Kopf stellte und er für eine kurze Zeit in der Luft schwebte. Genau in diesem Moment, dachte ich wirklich, dass ich träume. Zwischen den Zuschauern sah ich tatsächlich für einen Bruchteil einer Sekunde diesen Ohrring und das Geräusch des Glöckchens hallte in meinem Kopf. Doch er verschwand so schnell, wie er gekommen war und dann prallte ich mit voller Wucht auf. Senju nutze ihre Chance, in der ich nicht bei klarem Verstand war und prügelte auf mich ein. Ich kam wieder zu mir, als sie bereits den im Jujutsu häufig verwendeten Triangel Choke ansetzte, doch da war es schon zu spät. Sie hatte mich in der Mangel. Ihre Beine schnürten mir Stück für Stück die Luft ab.
"Gib auf Yumi. Das wars für euch." sagte Senju selbstsicher zu mir. Doch das kann ich nicht. Während ich nach Luft rang, sah ich Takeomi mit Wakasa kämpfen. Beide sahen ziemlich übel aus und ich dachte nur daran, dass ich ihm helfen muss. Meine Augenlider wurden immer schwerer. Aber mein Kampfgeist war ungebrochen. Lieber würde ich hier Bewusstlos werden, als freiwillig aufzugeben. Mit letzter Kraft schlug ich auf ihren verletzten Knöchel, in der Hoffnung sie würde kurz zusammenzucken und den Griff ihrer Beine lockern, aber Senju blieb eiskalt. Langsam spürte ich wie der letzte Rest von Sauerstoff meine Lungen verließ, wie alles um mich herum leise wurde und meine Sicht sich verdunkelte.
Erbärmlich. Schwach. Verletzlich.
Du bist einfach zu nichts fähig.
Du hättest ihr die Luft zum atmen nehmen sollen.
Zusehen wie das Licht aus ihren Augen gleitet.
Das ist es doch was du willst.

Langsam wurde es wieder hell. Kurz fragte ich mich, ob Senju mich erlöst hatte und ich gestorben bin, aber dann....
"YUUUMMMII" fiel mir eine heulende Senju um den Hals und erdrückte mich fast noch einmal. Ihr sieht man genauso wenig an, wie viel Kraft in diesem kleinen Körper steckt.
"Wieso hast du nicht abgeklopft du dumme Nuss! Ich war krank vor Sorge, dass ich dich wirklich umgebracht habe."
Benommen blickte ich mich um. Ich lag in einem Bett, aber das Zimmer war mir unbekannt.
"Wo bin ich? Und wie ist der Kampf ausgegangen?"
"Ernsthaft? Kannst du an nichts anderes denken?" Sauer boxte sie mir auf den Arm.
"Sorry..." gab ich nur zurück. Denn alles an was ich denken konnte, war dieser Ohrring und das ich dringend das Geld zusammen bekommen muss.
"Ihr habt verloren. Tut mir leid. Der Kampf wurde abgebrochen, als du das Bewusstsein verloren hast. Der Kampfrichter entschied somit, dass der Sieg an uns ging und dann hab ich sofort einen Arzt rufen lassen, da du nicht mehr geatmet hast. Nachdem du dann stabil warst und er mir versicherte, dass alles ok sei, hab ich dich mit zu mir genommen. Oder besser gesagt, hat Wakasa dich her getragen. Das war kürzer, als dich Heim zu bringen und in deinem Zustand auch besser so."
Während sie mir das alles erzählte, kuschelte sie sich zu mir ins Bett.
"Ich bin also bei dir ja?" Sie nickte begeistert.
"Wir haben verloren?" Wieder nickte sie.
"Wie viel Geld bekomm ich?"
"Rechnet Wakasa noch aus und bringt es dir dann vorbei."
Immer noch lag die Verrückte neben mir und grinste mich an.
"Senju?"
"Ja?"
"Wieso liegst du mit mir im Bett?"
"Na weil das mein Bett ist." Irritiert sah ich sie an.
"Muss das sein? Ich kann auch woanders schlafen."
"Das muss sein. Ich muss ein Auge auf dich haben, hat der Arzt gesagt. Und ich hatte ewig niemanden mehr zu Besuch. Das ist so aufregend." Ihre Augen funkelten richtig, wenn sie darüber sprach. Ich Seufze einmal tief und musste einsehen, dass Widerstand zwecklos war. Ich hatte keine Ahnung wo ich mich befand, noch wie ich Heim kommen soll. Deshalb entschied ich hier zu bleiben.
"Senju?"
"Mh?"
"Ich muss morgen zur Schule."
"Kein Problem. Du wirst da sein."
"Okay."
Ich machte meine Augen zu und versuchte zu schlafen, aber ich spürte ihren Blick die ganze Zeit auf mir ruhen.
"Senju?"
"Ja?"
"Hör auf mich anzustarren und wehe du fasst mich an, dann knallts!"
"Zu Befehl."
Und dann endlich ließ sie von mir ab, schaltete das Licht aus und machte die Augen zu. Meine Gedanken kreisten immer wieder um das Gleiche, aber auch mir fielen bald die Augen zu. Der Kampf hatte mich doch mehr mitgenommen, als ich erwartet hatte.

Broken Souls/ Mikey x OCWhere stories live. Discover now