Chapter 9

850 46 8
                                    

Am nächsten Tag in der Schule. Die Mission war irgendeinen der Volltrottel zu finden, die ich letztens vermöbelt hatte. Gar nicht so einfach bei so vielen Schülern. Aber ich hatte ein Ass im Ärmel. Schnell hatte ich den weinerlich aussehenden Jungen gefunden, ich glaube er hieß Takemichi oder so. "Ey du da. Du wolltest dich doch bei mir revanchieren oder?" ich steuerte direkt auf ihn zu. Sichtlich mit der Situation überfordert, stand er einfach wie erstarrt da und bewegte sich nicht mehr. Er schaffte es gerade so zu nicken. "Zeig mir in welche Klasse die Typen gehen, die dich schikaniert haben, ich muss noch was mit ihnen bereden." Ohne ein Wort zu sagen, lief er langsam los und drehte sich ein paar mal nach mir um. Als wir vor einem Klassenzimmer standen sagte er nur "Zwei von Ihnen gehen in diese Klasse. Aber du solltest dich wirklich nicht nochmal mit ihnen anlegen, dass sind..." Er konnte gar nicht ausreden, da schob ich ihn schon zur Seite und riss die Tür auf. Mit einem möglichst wütendem Gesichtsausdruck marschierte ich ins Klassenzimmer und schaute mich um. Die Blicke der Schüler blendete ich geschickt aus. Es dauerte nicht lang, da erkannte ich tatsächlich ein Gesicht wieder, an seinem Hals konnte man deutlich das Würgemale erkennen, dass ich ihm zugefügt hatte. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken steuerte ich gerade Wegs auf ihn zu. Als er mich entdeckte, wollte er gerade aufstehen, aber ich war schneller. Und schon lag meine Hand auf seiner Schulter und meine Finger bohrten sich in seinen Nacken. "Sitzen bleiben." befahl ich ihm. Ohne Widerworte setzte sich der Kerl wieder hin. "Du hörst mir jetzt ganz genau zu Freundchen. Richte Mikey, eurem Boss aus, er soll mich am Freitag um 23Uhr im Sakura Park treffen. Ich werde dort an den Schaukeln auf ihn warten. Anscheinend will er etwas mit mir besprechen. Sollte er nicht kommen, dann hat sich das Thema erledigt. Und wehe ich finde raus, dass du meine Nachricht nicht übermittelt hast. Haben wir uns verstanden?" Ohne mich anzusehen nickte er nur. "Gut, dann noch einen schönen Tag." Ich stiefelte schnell wieder raus und ging in mein Klassenzimmer. Das war erledigt. Jetzt konnte ich mich voll und ganz auf Freitag vorbereiten.

Die Tage vergingen wie im Flug und schon war der Tag gekommen.
Ich machte mich extra früh auf den Weg. Keinesfalls wollte ich zu spät kommen. Fuyu wusste auch genau Bescheid wo und wann wir uns trafen. Er sagte mir auch, dass Mikey nicht alleine kommen wird. Sie hatten es beim Treffen, das sie scheinbar öfter abhielten, genaustens besprochen. Sie würden mit mehreren Leuten kommen, aber nur Mikey und sein bester Freund Draken, so hieß er glaube ich, würden zum Treffpunkt erscheinen. Falls ich sie in irgendeine Falle locken würde. Sie wussten ja nicht, wer ich war und ob ich zu einer anderen Gang gehörte. Im Sakura Park war es so friedlich. Nur ein paar Laternen waren an. Ab und zu hörte man das Krächzen einer Eule. Ich setzte mich auf eine der zwei Schaukeln und fing an etwas vor und zurück zu schwingen. Es war ewig her, als ich das Letzte mal auf einem Spielplatz war. Zufrieden kramte ich noch einen neuen Lollipop aus meiner Tasche und versenkte ihn genüsslich in meinem Mund. Er hatte meine Lieblings Geschmacksrichtung, Kirsche. Der süße Geschmack ließ mich auf Wolke sieben schweben. Glatt hätte ich vergessen können, dass mir gleich ein ernstes Gespräch bevor stand. Von weitem hörte man die Motorradgeräusche. Schnell wurde es wieder leise und auf einem kleinen Weg, konnte ich zwei Jungs sehen, die in meine Richtung liefen. Das mussten sie sein. Einer von ihnen war nur etwas größer als ich. Er hatte blonde Haare, die bis zu seiner Schulter gingen. Der andere war ein Riese. Auch er hatte blonde Haare, die er zu einem Zopf trug und an den Seiten, hatte er sich eine Glatze geschnitten. Außerdem konnte ich an seiner linken Schläfe ein Tattoo erkennen. Als sie näher kamen, sah ich auch, dass das Tattoo einen Drachen darstellen sollte. Beide trugen eine schwarze Uniform. So wie die, die Fuyu damals bei unserer ersten Begegnung anhatte. Daran konnte ich mich noch erinnern. Allerdings hatte ich nicht darauf geachtet, was auf der Uniform drauf stand. Jetzt allerdings konnte ich genau lesen, was bei beiden auf den Ärmeln in goldener Schrift abgedruckt war. Vize-Anführer stand auf der Jacke des Riesen und Anführer auf der des kleineren Typen. Wenn ich also richtig Schlussfolgerte, dann musste der kleinere von beiden Mikey sein. Aber jetzt mal im Ernst, wie konnte denn so einer, der Boss einer Gang sein? Dem Riesen würde ich das schon eher zu trauen. Beide standen nun gute zwei Meter von mir entfernt. Ich stieg langsam von der Schaukel ab und stellte mich ihnen gegenüber. Der Kleinere machte einen Schritt auf mich zu, während der Riese sich im Hintergrund hielt.
"Du hast uns herbestellt." sprach Mikey ohne zu zögern. Er lächelte mich sogar leicht an.
"Ich hab gehört, dass ihr auf der Suche nach mir seid, also wollte ich euch unnütze Sucherei ersparen."
"Da hast du Recht. Uns wurde berichtet, dass ein Mädchen fünf meiner Männer zusammen geschlagen haben soll. Aber wenn ich dich jetzt hier so sehe, kann ich mir das wirklich nicht vorstellen." Mikey fing an um mich herum zu laufen und begutachtete mich von oben bis unten. Gelassen blieb ich stehen. "Wenn das so ist, dann kann ich leider auch nicht glauben, dass du der Anführer einer Gang bist. Schließlich bist du auch nicht gerade viel größer als ich." Er fing an zu lachen. "Da hast du allerdings recht. Trotzdem frag ich mich wie ein so süßes Mädchen wie du, es geschafft hat, ein paar Jungs so zu überrumpeln." Er blieb hinter mir stehen und strich mir durch meine schwarzen schulterlangen Haare. In dem Moment setzte mein Gehirn aus. Sofort drehte ich mich um und wollte ihm mit meiner Faust ins Gesicht schlagen, doch der Riese kam mir zu vor. Er packte von hinten meinen Arm und hielt mich fest. Mikey machte gekonnt einen Schritt zurück und begutachtete das Spektakel. Alles was ich sah war rot. Ich konnte mich trotz des festen Griffes umdrehen. Da ich so klein war und Mister Tattoo so groß, versenkte ich mein Knie direkt in seinen Kronjuwelen. Sofort ließ er mich los und sackte auf die Knie. Der hatte gesessen und niemand hat gesagt, ich würde fair spielen. Mein Körper wusste genau was zu tun war. Im nächsten Augenblick hatte ich mich schon auf seinen Rücken geklammert. Die Beine eng um seinen Brustkorb gelegt und meine Arme genau an seinem Hals positioniert. Mein rear naked choke saß Bomben fest. Er versuchte zwar meine Arme weg zu ziehen, aber das nütze nichts. Hatte man diesen Griff einmal richtig ausgeführt, war es fast unmöglich sich daraus zu befreien, außer man kannte ein paar Tricks. Ich war total fokussiert. Mein Puls raste. Ich konnte mein Herz laut pochen hören. Verzweifelt schnappe der Kerl nach Luft. Mit letzter Kraft raffte er sich auf und versuchte mich gegen eine Kletterwand zu drücken. Immer wieder ließ er sich nach hinten fallen um mich an der Wand abzuschütteln. Ich spürte die Schmerzen gar nicht und so musste auch er irgendwann aufgeben. Als er bewusstlos wurde sprang ich von seinem Rücken und hörte nur wie er zu Boden fiel. Ich hatte den Anführer schon völligst vergessen, bis unsere Blicke sich wieder trafen. Sofort lief ich auf ihn zu und wollte ihm gerade mit einem Kick wegpusten, da prallte sein Bein schon gegen meines. Und schon schwankte ich durch den Aufprall und fiel zu Boden. Sein Tritt war unglaublich stark und ich hatte das Gefühl, das mein Bein in diesem Moment, in tausend kleine Einzel Teile zersprungen ist. Trotzdem stand ich sofort wieder auf. Ich hatte Blut geleckt. Endlich ein Gegner der mein Interesse weckte. Zeigs Ihm ertönte es wieder in meinem Kopf. Du willst ihn doch leiden sehen. Ja genau. Ich wollte sehen wie er am Boden lag und darum bettelte das ich aufhöre. Seine Tritte schienen ziemlich gut, aber ich hatte noch mehr drauf als das. Sofort versuchte ich ihn mit meinen Fäusten zu treffen. Er parierte jedoch all meine Angriffe. Meine Arme wurden irgendwann schwach. Vielleicht hatte ich mir sogar ein paar Knochen gebrochen, aber ich konnte nicht aufhören.
"Ich werde dich nicht schlagen. Also hör endlich auf mich anzugreifen, du tust dir nur selbst weh." sprach Mikey sanft und trotzdem bestimmerisch. Er hatte recht. Bis jetzt hatte er noch keinen einzigen Gegenschlag versucht und ich wiederum konnte noch nicht einen Treffer landen. Das machte mich nur noch wütender. Nach etwa zehn Minuten konnte ich nicht mehr. Ich versuchte alles, aber nichts funktionierte. Am Ende meiner Kräfte sank ich zu Boden. Mikey kam zu mir und hockte sich vor mich. "Ich verstehe jetzt wieso meine Jungs verloren haben. Du bist wirklich eine furchteinflößende Gegnerin, das muss ich zugeben, aber ich bin eben der unbesiegbare Mikey." frech grinste er mich an. Ich rappelte mich mit letzter Kraft auf. "Sag deinen Leuten gefälligst, dass Sie Schwächere nicht schikanieren sollen in der Schule. Ich hab die Typen nur vermöbelt, weil sie auf einen hilflosen Jungen eingeprügelt haben und sogar den Baseballschläger dafür benutzen wollte. Ach ja und Frauen schlagen geht auch gar nicht. Mir macht das nichts aus, aber andere Mädchen wären bei dem Schlag, den ich einkassiert habe sicherlich ohnmächtig geworden oder hätten sich die Nase gebrochen. Ich hoffe damit ist unser Gespräch beendet. Mehr hatte ich nicht zu sagen." Gerade als ich gehen wollte hielt mich Mikey am Arm fest. Sofort sah ich ihn wieder mit meinen eisigen Augen an. Doch ich musste feststellen, dass seine noch kälter waren als meine. Beinahe hätte ich mich in diesen schwarzen Augen verloren, da sagte er "Wer von denen hat dich geschlagen?" Ich entriss ihm meinen Arm und drehte mich um. "Frag deine Leute doch selbst. Ich verpfeife niemanden. Außerdem haben Sie schon genug Prügel von mir kassiert, also nimm sie nicht zu hart in die Mangel." Humpelnd lief ich los, da rief Mikey mir noch nach. "Es ist gefährlich Nachts allein nach Hause zu laufen. Sollen wir dich fahren?" Ich drehte mich um, nahm mir einen neuen Lolli aus meiner Jackentasche und steckte ihn mir in den Mund. Dann zeigte ich ihm lächelnd den Stinkefinger und ging. Ich sah nur wie er anfing zu lachen. Irgendwas von wegen "Verrücktes Mädchen..." hörte ich ihn noch sagen und "Wie soll ich den jetzt Kenchin hier weg kriegen?" Ich musste gestehen, dass die Begegnung schon irgendwie lustig war. Zugleich war ich frustriert. Das war das Erste mal seid langem, dass ich gegen einen gleichaltrigen verloren hatte. Umso weiter ich lief, umso mehr spürte ich die Schmerzen, da das Adrenalin langsam verflog. Meine Arme hatte ich mir definitiv geprellt und mein rechtes Bein würde noch in zwei Wochen grün und blau aussehen. Ich konnte immerhin Fuyu später sagen, dass wir alles geklärt haben. Also humpelte ich weiter mit meinem Lolli im Mund Richtung nach Hause. Der Geschmack von Apfel legte sich auf meine Zunge.

Broken Souls/ Mikey x OCWhere stories live. Discover now