Broken Souls/ Mikey x OC

Kapitel 33

Als am nächsten morgen mein Wecker klingelte, lag ich bereits wach im Bett. Ich hatte die halbe Nacht nicht geschlafen und mir immer wieder ausgemalt wie es sein wird, Kitkat endlich wieder zu sehen. Voller Energie machte ich mich für die Schule fertig. Ich hatte mir vorgenommen, direkt heute Nachmittag los zu fahren, um mir das Bike zu kaufen. Wenn ich mich beeilen würde, dann könnte ich es noch schaffen, die Besuchszeiten einzuhalten und ihn zu sehen. Ich machte mich bester Laune fertig. Schnappte mir meinen Rucksacke, warf mir noch etwas zu Essen hinein und machte mich auf den Weg.

Bis zur Mittagspause verlief der Tag so öde wie immer. Die Lehrer hatten es mittlerweile satt mich ständig zu ermahnen, weshalb ich jetzt ignoriert wurde. Perfekt. Denn so konnte ich die meiste Zeit zocken oder schlafen. Als die Glocke zur Pause ertönte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Lieblingsspot. Der große Baum abseits des Schulgebäudes war von Anfang an mein Rückzugsort gewesen und ich wollte einfach nur mein Mittagessen genießen, was mir jedoch verwehrt blieb. Ein großer blauer Wuschelkopf tauchte plötzlich in meinem Blickfeld auf.
"Yumi wir müssen reden. Jetzt!" Angry der genervt und gereizt zu gleich aussah, stand direkt vor mir. Dabei ging er nicht mal auf diese Schule. 
"Ich esse gerade. Also später. Verstanden?" gab ich angepisst zurück, denn wenn es um mein Essen ging verstand ich keinen Spaß. Ein leises Zähne knirschen drang in meine Ohren und jetzt sah der Wuschelkopf fast so aus, als würde er vor Wut gleich platzen. Bei dem Anblick verging mir der Appetit. Ich seufze laut. Stand auf und funkelte ihn böse an. 
"Was willst du Angry?" 
"Ich will das du das Missverständnis aufklärst. Mikey redet kein Wort mehr mit mir und das ist alles nur deine Schuld. Ich hätte dich einfach liegen lassen sollen. Mit euch Weibern hat man ja doch nur..." Und noch bevor er zu Ende sprechen konnte, hatte er sich eine saftige Backpfeife von mir einkassiert. 

Unbekannt
Weißt du. Ich sehe dich. Die ganze Zeit schon. Alles was du tust beobachte ich. Jede deiner Bewegungen zieht mich magisch an. Doch du hast mir weh getan. Sehr sogar... Auch jetzt wieder schmerzt mein Herz. Das dieser Kerl dort sich überhaupt noch in deine Nähe traut. Am liebsten hätte ich ihm die Hand an dem Abend gebrochen. Und der Schlag eben war mehr als verdient. Deine stürmische Art. Da wird mir ganz Warm ums Herz. Doch im nächsten Moment gefriert mir das Blut in den Adern. ER. Was will ER schon wieder hier bei dir. Will er dem Kerl endlich das Genick brechen? Oder will er sich nur wieder an dich ran machen? Dich einlullen? Dich manipulieren? So wie er es mit allen tut. Er ist der Grund warum du dich von mir entfernst. Er nimmt dich immer mehr ein. Er will mir noch mehr Leid zufügen. Genau wie damals. Es ist alles seine Schuld. Alles. Und jetzt sieht er dich mit diesem Blick an. Mit diesem Blick darf nur ich dich ansehen. Und du... du bist einfach wie immer zu verwirrt um es zu sehen. Auch das liebe ich an dir, aber jetzt gerade hasse ich dich. Hasse ihn. Hasse sie alle. Und sie werden dafür bluten, dass sie dich zum lachen bringen. Sie werden bezahlen, dass sie dich mir wegnehmen. Ich werde sie vernichten. Für dich mein stürmischer Wirbelwind. Denn nur ich darf dich glücklich machen. Doch auch du musst bestraft werden. Ich weiß... das ist nicht fair. Aber du hast eben auch Schuld. Genieß die Zeit mit ihm. Wenn er dich in den Abgrund reißt, werde ich schon da sein und dich auffangen. Dann wirst du wieder ganz mein sein. Ich strecke meine Hand verzweifelt nach dir aus, aber jemand reißt mich zurück. Und dann verschwinde ich wieder im Schatten.

Yumi
Keine Ahnung wie es dazu kam, aber jetzt sitze ich in einem Café und gebe Mochi aus was er will. Nachdem sich der Stress mit Angry und Mikey aufgeklärt hatte, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Alkohol ist wirklich der Feind. Allein bei dem Gedanken daran, wie ich mich aufgeführt haben muss, wird mir ganz anders. Als Entschädigung hatte ich Mochi zum Essen eingeladen. Und was soll ich sagen... er hat mich in das teuerste Lokal gezerrt, was er offenbar kennt und mein Geldbeutel heult jetzt schon. Ein leises Seufzen verließ meinen Mund. Ich bestellte mir einfach genauso viel Törtchen und Leckereien, wie der Idiot neben mir und schaufelte meinen Frust mit Essen weg. Wohlgemerkt mit dem besten Essen das ich je gegessen hatte. Die Schokolade legte sich wie eine zweite Haut auf meine Zunge. Die Sahne war so süß und leicht, dass man das Gefühl hatte eine Wolke zu verspeisen und die Mochis erst. In diese kleinen Süßspeisen hatte ich mich direkt nochmal neu verliebt. Da war mir am Ende auch der Preis egal. Ich konnte immerhin soeben eine Stunde im Himmel verbringen.
"Und hatte ich zu viel versprochen?" fragte mich Mikey mit glänzenden Augen. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Das war atemberaubend. Ich sag dir das müssen Engel sein, die diese sündhaften Teilchen herstellen. Eine andere Erklärung habe ich nicht." Mochi musste sich sein Lachen verkneifen. 
"Schön das es dir auch geschmeckt hat. Ich komme hier nur einmal im Jahr hin und leisten kann ich mir dann meistens auch nur genau eine Speise, also war das heute für mich auch ein absolutes Highlight." Bei dem Anblick von Mochis funkelnden Iriden, breitete sich auch in mir eine ungewohnte Wärme aus. Es freute mich einfach ihn so strahlen zu sehen. Seine undurchdringbaren schwarzen Augen, wirkten dann eher wie eine dunkle warme Sommernacht, als wie eine tobendes kaltes Meer.  
"Ich glaub für diese sündigen Mochis muss ich ne extra Runde in den Ring steigen. Jetzt kann ich nicht mehr ohne sie leben." Doch für meine Aussage kassierte ich einen Ellenbogen, der direkt in meiner Seite landete.
"Aua. Wofür war der denn?" 
"Wir haben dir doch gesagt, dass du das Kämpfen sein lassen sollst." 
"Pff ich mach das was ich will. Und jetzt los!" Schnell packte ich ihm am Arm und schleifte den völlig überrumpelten Mikey hinter mir her.
"Wo wollen wir denn hin Yumi?" 
"Wirst du gleich sehen. Also komm." 

Kaum hatte ich mein Ziel erreicht, stürmte ich auch schon hinein. Zielstrebig steuerte ich auf mein Traumbike zu. Und mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich es endlich erblickte. 'Gott sei dank' sprach ich zu mir selbst. Ich hatte schon etwas Panik bekommen, dass mir jemand zuvor gekommen war und ich heute ohne neues Motorrad Heim gehen muss. 
"Yumi hast du etwa...?" Doch er musste seine Frage nicht beenden, denn meine funkelnden Augen und mein wildes Kopfnicken, gaben ihm bereits seine Antwort.
"Aber wie? Das Bike ist super teuer." 
"Tja." Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf mein Gesicht.
"Betriebsgeheimnis sag ich da bloß."
Und bevor ich mir die nächste Standpauke anhören durfte, kam auch schon der nette Kerl vom letzten mal.
"Na schon wieder da. Willst du dir das Bike heute kaufen Kleine?"
"Das will ich. Aber nenn mich nicht Kleine verstanden? Ansonsten bekomm ich Rabatt." witzelte ich vor mich hin.
"Okay. Dann mach ich mal alles fertig. Das Geld hast du mit oder zahlst du mit Karte?" 
Ich warf ihm ohne Kommentar meinen Rucksack entgegen und widmete mich wieder meinem neuen Schatz. Doch aus dem Augenwinkel konnte ich ganz genau erkennen wie Mochi und diesem Kerl die Kinnladen herunter klappten. Irgendwie verständlich, denn man sieht nicht jeden Tag so viel Geld in Bar. Vor allem nicht, wenn es von einem Mädchen kommt, dass noch zur Schule geht. Nach einer guten halben Stunde hatten wir alles geregelt und ich war nun stolze Besitzerin einer schwarzen Kawasaki Z 750/S. 
"Mochi spring auf. Ich fahr dich nach Hause."
"Na dann will ich gleich mal sehen, was du alles gelernt hast. Nicht das du dieses sündhaft teure Stück gleich am ersten Tag zu Schrott verarbeitest." 
Ich schnaubte, boxte ihm leicht gegen den Oberarm und stieg dann auf. So wie wir es immer taten, stieg Mikey hinten auf, legte seine Arme um meine Hüfte und platzierte seinen Kopf direkt auf meiner Schulter neben meinem Kopf. 
"Na dann los." sagte er und schon ertönte der wunderbare Sound des Motors und wir fuhren los. Ohne Komplikationen setzte ich Mochi später vor seinem Haus ab. Sein Opa wollte unbedingt das ich zum Essen bleibe, aber ich hatte andere Pläne.
"Ach komm schon Yumi. Bleib doch. Wir könnten später noch ne Runde zocken und Emma würde sich auch freuen dich zu sehen."
"Sorry Mochi. Beim nächsten mal versprochen. Ich will jetzt noch ein wenig den Fahrtwind spüren und nichts anderes hören, als das brummen meiner Maschine. Also bis morgen." Und schon war ich weg. 
Der Weg zur Jugendstrafanstalt zog sich. Es kam mir fast so vor, als würde ich nie ankommen, aber dann konnte ich das Gebäude erkennen. In mir verkrampfte sich jeder Muskel. Die Erinnerungen kamen wieder hoch und mir wurde leicht schlecht. Doch umdrehen kam nicht in Frage. Ich war schließlich nicht wegen irgendjemandem hier. Mein Herz klopfte wie wild. Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen und nachdem ich letztens schon den Klang seines Glöckchens halluziniert hatte, war es mehr als nötig, ihn endlich wieder zu sehen. Ich fummelte nervös an dem Armband herum. Nachdem ich das Bike abgestellt hatte, wollte ich ohne zu zögern hinein gehen, aber mein Körper blieb wie angewurzelt vor der Eingangstür stehen. Zweifel machten sich breit. Was wenn er mich nicht sehen will? Was wenn er mich bereits vergessen hat? Oder wenn er wütend auf mich ist, weil ich erst jetzt komme? Was wenn sie mich gar nicht zu ihm lassen? Oder was ist, wenn er in eine Einzelzelle gesperrt wurde, so wie es damals einmal der Fall war. Dann kann er gar keinen Besuch empfangen...
Das Wirrwarr in meinem Kopf drohte vollkommen zu eskalieren, doch dann tippte mir jemand auf die Schulter. Eine ältere Dame mit weißem Haar und Falten im Gesicht, die zeigten dass sie bereits einige Jahre auf dem Buckel hatte.
"Entschuldige, aber möchtest du nicht hinein gehen?"
"Ich... ja... nein...ich..ähm..."
"Weißt du meine Kleine. Ich besuche heute meinen Enkel. Er ist ein guter Junge. Und egal wen du besuchen willst, ich kann dir versichern, dass er oder sie sich darüber freuen wird, also solltest du einfach hinein gehen."
Und ihr sanfte, liebevolle Stimme machte mir tatsächlich Mut. Ich nickte und dann öffnete ich die Tür.