Chapter 2

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Vor der Eingangstür blieb ich kurz stehen. Einmal tief durchatmen, das wird schon alles. Ich betrat das kleine Apartment. Es roch total nach Opa und die Einrichtung hatte sich auch nicht verändert. Nach dem Tod meiner Mutter, lebte ich hier, naja bis ich im Jugendknast landete. Ich steuerte zu erst in die Küche. Auf dem Esstisch lag ein Zettel, etwas Geld, ein Handy, meine Schuluniform und eine Karte. Frau Nakamura hatte mir noch ein paar Notizen hinterlassen. Das Geld sollte ich zum Einkaufen benutzen und die Karte war für das Geld auf dem Konto meines Opas. Das Klapphandy hatte Sie mir besorgt, damit ich sie erreichen konnte. Mein Magen knurrte plötzlich. Der Kühlschrank war allerdings leer. Nervig. Jetzt muss ich auch noch gleich einkaufen gehen. Ich begutachtete das Wohnzimmer, das Badezimmer, Opas Schlafzimmer und musste feststellen das wirklich alles war wie früher. An einem Bild im Flur blieb ich kurz stehen. Alte Erinnerungen kamen wieder hoch, die ich versucht hatte zu vergessen. Auf dem Foto waren meine Mum und ich. An dem Tag hatten wir Opa besucht und sind auf das Sommerfest gegangen. Ich war noch klein, aber das war einer der schönsten Tage in meinem Leben. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich zum ersten mal Riesenrad gefahren bin, super leckere Zuckerwatte gegessen habe und ganz zum Schluss gab es ein richtig tolles Feuerwerk. Eine kleine Träne rollte mir über die Wange. Ich vermisste meine Mum. Ich nahm das Bild von der Wand und stand nun vor der Tür meines Zimmers. Ich atmete einmal tief ein und trat hinein. War ja klar das der Alte hier auch nichts verändert hatte. Das Bild stellte ich auf eine kleine Kommode neben meinem Bett. Ich ließ den Blick einmal durchs ganze Zimmer schweifen. In dem Kleiderschrank waren meine ganzen Klamotten von früher und da ich kaum gewachsen bin, sollten die mir auch noch alle passen. Immerhin musste ich mir also keine neuen Klamotten kaufen gehen. In der Ecke stand ein Fernseher und meine alte Videokonsole. In den Regalen lag überall Sportzeug rum. Ein paar Bandagen, eine Hantel, meine Boxhandschuhe und Mundschutz... das weckte alte Erinnerungen. Ich schmiss mich auf mein Bett und starrte die Decke an. Mein Kopf war leer und ich blieb einfach so liegen bis ich einschlief.

Unsanft wurde ich von den Lauten eines Motorrads geweckt. Diese Dinger sind einfach viel zu laut. Mein Magen meldete sich wieder zu Wort. Ich muss echt mal einkaufen gehen, aber vorher duschen. Ich wollte endlich den ganzen Dreck von meiner Haut waschen. Ich schnappte mir eine frische Jogginghose, ein schlabbriges Oversized Shirt und frische Unterwäsche. Das warme Wasser auf meiner Haut tat unheimlich gut. Ich ließ mich ein paar Minuten einfach nur berieseln. Zum Glück gab es noch Shampoo und Haarwäsche hier, auch wenn es Opas war. Das kam auch mit auf die Einkaufsliste. Nach dem duschen war ich zu faul um mir die Haare zu föhnen und so stiefelte ich einfach so zum nächsten Laden. Wenn ich mich recht Erinnerte, dann gab es ein kleinen Supermarkt direkt um die Ecke. Ich hatte Glück. Es gab ihn tatsächlich noch und er hatte auch noch offen. Ich schmiss schnell ein paar Lebensmittel, Zahnbürste, Duschzeug, ein paar Getränke und jede Menge Süßkram in meinen Einkaufswagen. Der Verkäufer guckte mich etwas verwundert an, als er die Mengen an Süßigkeiten sah. Behielt einen dummen Kommentar aber für sich. Einen Rucksack hatte ich natürlich vergessen, weshalb ich jetzt mit vier vollen Einkaufstüten wieder nach Hause lief. Gerade als ich in unsere Straße abbog sah ich wie vor unserem Wohnblock ein Motorrad hielt. Zwei Jungs saßen auf der Maschine. Der eine stieg ab und verabschiedete sich. Der andere fuhr wieder und ich erschrak kurz bei dem lauten Knattern der Maschine. Toll da hatte ich ja einen klasse Nachbar. Wenn der jeden Tag von seinem Kumpel hier abgesetzt wird, dann musste ich diese scheiß lauten Geräusche ja ständig ertragen. Ich lief ihm mit etwas Abstand hinter her. Der Kerl war auch eher klein, blonde Harre mit einem Undercut, er trug nur einen Ohrring und eine schwarze Uniform auf der irgendwas stand. Ich musste feststellen, dass er scheinbar nur zwei Apartments weiter wohnte.

Zu Hause angekommen machte ich mir erstmal ein paar Instant Ramen. Zum Nachtisch gabs eine riesige Portion Eis. Oh Gott wie mir das gefehlt hat. Im Jugendknast gab es nur total eklige Sachen, auch wenn ich heimlich, wenn ich Küchendienst hatte, die Speisen extra süß machte. Es gab eben nichts besseres als Naschereien, umso süßer umso besser war mein Motto. Zum Essen hockte ich mich auf die Couch. Im Fernsehen lief irgendeine Tierdoku die ich mir nebenbei ansah. Ich merkte wieder wie die Müdigkeit einsetzte und schon nickte ich auf dem Sofa ein. Mein Schlaf sollte allerdings wieder unsanft beendet werden. Motorradgeräusche rissen mich, mal wieder, aus meinem Schlaf. Das ist jetzt echt nicht sein Ernst? Wütend schaute ich aus dem Fenster und tatsächlich... da stand die Maschine von vorhin wieder. Na warte. Niemand stört meinen wohltuenden Schlaf. Ich kramte in der Küche herum, bis ich ein paar Schraubschlüssel und anderes Werkzeug gefunden hatte. Wollen wir doch mal sehen, ob dein tolles Bike noch so laut ist, wenn ich damit fertig bin. Ich zog mir schnell einen schwarzen Kapuzenpulli über und versicherte mich, dass die Luft auch rein ist. Das Licht in dem Apartment wo der Typ wohnt war aus. Anscheinend kam da nur jemand mitten in der Nacht um einen Schlafplatz zu haben. Mit einem teuflischen grinsen begann ich an dem Ding herum zu schrauben. Und Zack. Schon hatte ich den Auspuff dieses Höllenteils in der Hand. Dann wollen wir mal sehen, wie dir das gefällt. Schnell lief ich wieder in meine Wohnung. Die restliche Nacht blieb es ruhig und so konnte ich mich in mein altes Bett kuscheln und friedlich schlafen.

Broken Souls/ Mikey x OCDonde viven las historias. Descúbrelo ahora