𝟑𝟎. 𝐋𝐞𝐭𝐳𝐭𝐞 𝐄𝐧𝐭𝐬𝐜𝐡𝐞𝐢𝐝𝐮𝐧𝐠

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✧ 𝐋𝐈𝐋𝐘 𝐒𝐍𝐀𝐏𝐄 ✧"𝐒𝐨𝐦𝐞𝐭𝐢𝐦𝐞𝐬 𝐭𝐡𝐞 𝐭𝐫𝐮𝐭𝐡 𝐢𝐬 𝐭𝐨𝐨 𝐦𝐮𝐜𝐡 𝐭𝐨 𝐛𝐞𝐚𝐫

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✧ 𝐋𝐈𝐋𝐘 𝐒𝐍𝐀𝐏𝐄 ✧
"𝐒𝐨𝐦𝐞𝐭𝐢𝐦𝐞𝐬 𝐭𝐡𝐞 𝐭𝐫𝐮𝐭𝐡 𝐢𝐬 𝐭𝐨𝐨 𝐦𝐮𝐜𝐡 𝐭𝐨 𝐛𝐞𝐚𝐫."

Verwirrt wachte Lily in einem weichen Bett auf. Sie befand sich in einem hellen Raum, den sie als den Krankenflügel erkannte. Die Ereignisse in der Kammer des Schreckens kamen ihr sofort wieder in den Kopf. Wie war sie hier hergekommen? Wie hatte sie den Fall von dem Felsen in der Kammer des Schreckens überlebt?

Als Lily ihren Blick durch dem Raum schweifen ließ, erkannte sie eine Person, mit der sie nicht gerechnet hatte. Es war weder ihr Vater, noch Ginny, noch Draco, noch Harry oder irgendjemand anderer ihrer Freunde. Vor ihr saß der alte Schulleiter mit seinem silbernen Bart und den Halbmondbrillen.

„Professor Dumbledore?", fragte Lily, „Wie bin ich aus der Kammer des Schreckens gekommen?"

„Ah, Lily", erklärte Dumbledore in seiner ruhigen Stimme, „Dein kleiner Stunt mit Bombarda hat den Basilisken so lange abgelenkt, dass Harry ihn mit dem Schwert töten konnte. Er hat dann einen seiner Zähne genommen und das Tagebuch damit zerstochen. Ginny geht es gut, Harry genauso und Ron auch. Sie werden sich freuen, dass du endlich aufgewacht bist."

„Stimmt es, dass... dass ich Harrys Schwester bin?", wollte Lily wissen.

„Ja, es stimmt. Aber du hättest es nicht so erfahren sollen. Es war nur zu deinem eigenen Schutz. Denn es ist viel sicherer, wenn niemand weiß, dass du ebenfalls zu Voldemorts Fall beigetragen hast. Sonst bist du in großer Gefahr", erklärte Dumbledore.

„Aber Voldemort ist doch tot. Tom Riddle wurde zerstört. Er kann doch nicht zurückkommen, oder?"

„Er wird andere Weisen finden, zurückzukehren", meinte der Schulleiter.

Enttäuscht starrte Lily auf ihre Hände. Sie waren verbunden, genauso wie ihr rechtes Bein. Einige ihrer Rippen schmerzten. Anscheinend war sie nicht ganz ohne Verletzungen davongekommen. Kein Wunder, sie war immerhin zwanzig Meter gefallen und auf steinernem Boden aufgeprallt.

„Lily, du hast gerade erfahren, dass dein ganzes Leben eine Lüge war. Du musst nicht so tun, als ob es dich nicht verletzt hat", sagte der Schulleiter mitfühlend, „Aber ich möchte, dass du weißt, dass dein Vater und ich dich immer nur beschützt haben."

„Ich hätte es früher merken sollen... es war so auffällig. Ich meine, die Augen, die Sache mit meiner Mutter, das, was der sprechende Hut gesagt hat...", antwortete Lily nur.

„Es tut deinem Vater unendlich leid. Er möchte dich nicht verlieren, aber versteht, wenn du ihn nicht mehr sehen willst."

Lily wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Stattdessen wechselte sie das Thema: „Was ist mit den Prüfungen? Habe ich sie verpasst? Wie lange war ich ohnmächtig?"

„Die Prüfungen wurden für alle abgesagt. Morgen fährt der Hogwarts Express ab", erklärte Dumbledore, „Aja, das hätte ich beinahe vergessen. Ich gebe dir 200 Hauspunkte dafür, dass ihr unsere Schule gerettet habt. Harry und Ron haben ebenfalls so viele Punkte bekommen. Ihr habt den Hauspokal gewonnen."

„Danke!"

„Jedenfalls, deine Freunde würden dich bestimmt gerne besuchen. Ich halte sie nicht länger auf", verabschiedete sich der Schulleiter, bevor er den Raum verließ. Danach betraten Lilys Freunde den Raum. Ginny, Harry, Ron, Hermine, Amber, Vicky, Fred und George. Selbst Draco war unter ihnen, was Lily sehr berührte, da sie wusste, wie sehr er Harry, Ron, Hermine und die Weasleys verabscheute.

Nur Severus fehlte in der Gruppe. Für dies war Lily dankbar, denn in diesem Moment konnte sie nicht mit ihm sprechen. Sie wollte den Mann, der ihr ganzes Leben lang ein riesiges Geheimnis vor ihr gehalten hatte, nicht sehen.

Es war schön, all ihre Freunde wiederzusehen und mit ihnen zu lachen. Vielleicht könnte sich Draco endlich mit den anderen versöhnen. Aber das wäre vermutlich zu viel des Guten. Die Schüler verließen den Raum erst, als Madam Pomfrey meinte, Lily müsste sich ausruhen.

Am folgenden Tag suchte sich Lily mit Ginny ein Abteil im Hogwarts Express. Immer noch hatte sie nicht mit Severus gesprochen, denn, als er sie besucht hatte, hatte sie so getan, als würde sie schlafen. Endlich fanden die zwei besten Freunde ein Abteil und setzten sich gegenüber von einander hin.

Es war das erste Mal, dass Lily seit dem Aufwachen im Krankenflügel ganz alleine mit ihrer besten Freundin war. Darüber freute sich die Snape, da sie unbedingt mit Ginny über das Ganze sprechen wollte. Diese war nämlich genauso mental zerstört von der Kammer des Schreckens wie Lily, schaffte es allerdings nicht, es jemandem zu sagen.

„Also... du bist Lily Potter. Harry hat es mir gesagt, sobald ich aufgewacht bin", sprang Ginny gleich zur Tatsache, „Tut mir echt leid."

„Mir tut das mit Tom Riddle auch leid", sagte Lily, „Wirklich, ich kann nicht glauben, dass ich es nicht gemerkt habe."

„Ist nicht deine Schuld. Vielleicht hat er es doch geschafft, dich etwas zu manipulieren, damit du es nicht merkst. Ich bin nur dankbar, dass das alles vorbei ist", erzählte Ginny, „Zum Glück habt ihr die Kammer gefunden."

Danach folgte ein paar Minuten lang Stille. Schließlich war es Ginny, die das Schweigen unterbrach: „Mir tut so leid, dass dein ganzes Leben gelogen war. Wirklich, es war nicht fair. Du hättest es wissen müssen, auch wenn es gefährlich für dich ist." Da Lily keine Ahnung hatte, was sie darauf antworten sollte, umarmte sie ihre Freundin einfach.

Plötzlich klopfte es an der Abteiltür und Lily sah ihren Vater – nein, nicht ihr Vater – durch das Glas. Sofort wandte sie den Blick ab, doch er betrat ihr Abteil trotzdem.

„Lily, können wir sprechen?", fragte Severus vorsichtig. Statt zu antworten, ignorierte die Angesprochene die Frage einfach. „Lily, bitte! Nur kurz!"

„Okay!", rief sie in einem Ton, der klarmachte, dass ihr das überhaupt nicht passte. Danach folgte sie ihm aus dem Abteil und sah ihn im Flur mit verschränkten Armen erwartend an.

„Lily, es tut mir so unendlich viel leid! Ich wollte dich immer nur beschützen! Ich habe Harrys Mutter geliebt, also habe ich mir geschworen, alles zu tun, um dich vor demselben Schicksal zu retten. Und ich habe dich so sehr lieb! Du bist meine Tochter, egal, wer wirklich deine Eltern sind."

Das hatte er bestimmt tausendmal in seinem Kopf geprobt. Es war so kitschig, was aus Severus' Mund komisch klang. Trotzdem musste Lily Tränen verschlucken. „Dann hättest du einfach alle anderen anlügen sollen! Aber mir hättest du das Geheimnis sagen können! Das ist besser, als es von Lord Voldemort zu erfahren!"

„Ich weiß und es tut mir leid. Aber ich werde niemals aufhören, dich zu beschützen. Auch wenn der dunkle Lord von dir weiß, bis er zurückkommt bist du sicherer, wenn sonst keiner das Geheimnis kennt", sagte er und in seiner Stimme klang Schmerz mit. Auch seine dunklen Augen waren so voll schmerz, dass es Lily einen Stich ins Herz verschaffte. „Also verspreche mir, es niemandem zu sagen, dem du nicht zu 100 Prozent vertraust."

„Versprochen", versprach Lily mit einem Kloß im Hals. Nach diesem Wort ging sie wieder in ihr Abteil und setzte sich an ihren Platz. Ginny bombardierte sie glücklicherweise nicht mit Fragen. Sie verstand.

In Gedanken versunken starrte Lily aus dem Fenster. Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. Der Zug bewegte sich in rasender Geschwindigkeit durch die schottischen Highlands. Lily wünschte sich, dass diese Zugfahrt nie endete. Dass sie nie das Ziel erreichten.

Immerhin würde sie es nicht aushalten, zu Hause täglich in Severus' Gesicht zu sehen. Er würde sie nämlich immer daran erinnern, dass ihr ganzes Leben ein Geheimnis gewesen war. Ein Geheimnis, das durch tausende Lügen vor ihr verheimlicht wurde. Wie sollte sie es aushalten, der Wahrheit täglich ins Gesicht zu sehen?

Und so entschied Lily, vor der Wahrheit zu fliehen.

» 𝖑𝖎𝖑𝖞 𝖕𝖔𝖙𝖙𝖊𝖗 « 𝗀𝖾𝗁𝖾𝗂𝗆𝗇𝗂𝗌𝗌𝖾Where stories live. Discover now