Meiner Verlangen nicht

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Das sehe ich, wie ich schon wieder weiter getrieben werde. Mein Ärmel wird so lang wie dein Verlangen in mich eingedrungen. Du zerrst mich durch die Straßen. Schon wieder. Mein Verlangen. Verlangen bleib doch stehen. Verlangen. Ich kann gar nicht mithalten. Ich kann gar nicht mit dir gehen. Verlangen. Ich will das alles gar nicht sehen.

Bleib bitte stehen. Wie schön diese Pracht in diesen Schaufenstern. Lass uns das ansehen. Von außen zu schön betrachtet, wird alles mit einem Preisschild noch als so viel wertvoller erachtet. Dort kann ich meine Grenzen verstehen, dort will ich als nächstes hineingehen. Ich will das erste Mal dort etwas haben, das erste Mal von diesen Gaben, das schöne Gefühl. Ich hoffe, ich kann es mitnehmen. Ich hoffe, ich kann es auflegen und ich hoffe, ich kann es dem nächsten dann auch noch zeigen. Ich hoffe, meine Ahnenschaft wird damit noch mehr und ich hoffe die Welt dadurch ein kleines bisschen einfacher, so sehr.

Ja, nicht schwer. Nein, holprig soll der Weg dort sein. Holprig, wie ich euch davon erzähle. Denn was ich als mein erstes Ziel erwählt, soll das letzte vom letzten nicht gewesen sein. Denn diese ganze Welt, ich halt sie mir so schön klein. Gestern noch etwas Altes gesehen und heute noch mehr zum Vergehen. Und ich glaube, in der Verwesung der Bescheidenheit, bin ich für das Neue und das Schöne stets bereit. Bereit gehalten und so erzogen. Bereitgehalten, sich dort ausgewogenen, neuen Mut auch eingelegt im Volk, damit's noch weiter sieht, gesät wie auf diesen Feld dort hinten, das ich nicht zu betreten kann, denn ich kann mich nicht schinden, ich kann mich dort nicht verstehen und dort auch nicht mit dir weitergehen. Also Verlangen, ziehe mich doch weiter, zieh mich doch fort, ziehe mich von diesem wunderschönen Schmuckstück fort.

Dort kann ich noch mehr noch kaufen, dort kann ich noch mehr auflaufen, dort kann ich den Mut beweisen und hoffentlich nicht mehr damit reißen, umreißen und damit auftun und damit noch mehr der Wunden heilen. All das in der Narrengestalt dort sich einstellt und mir gibt ein Seil, einen Strick, die ich dort wickle, nicht damit ich daran ersticke, sondern damit dem Verlangen damit gezeigt: Ich bin jederzeit für den letzten Tag bereit. Nicht, dass es das erste Mal gewesen war, nicht, dass es in Bescheidenheit dann noch vielleicht mit sich selbst etwas ist. Die Wende dort gesehen zu verdanken, der Lösungsgier, die sie verkanten. 

Die Gier zieht mich weiter. Ich versuche das Verlangen noch davor zu stellen, versuche noch weiter mit ihr zu gehen und damit hoffentlich mein eigenes Verlangen, als bescheidenes Gefühl des Anfangs zu verstehen. Ein Anfang, der dort mit mir beginnt. Ein Anfang, in den ich nicht hineingehen will. Ein Anfang, den ich mir selbst nicht wohl als Wert von anderen auferlegt. Alles so schön, wie es normt, mir damit steht.

Das nächste Schaufenster. Was zeigt es mir? Kann ich dort ruhen? Kann ich mit ihm noch etwas mehr von mir geben, noch mehr von mir sehen, noch mehr in der Gesellschaft erleben? Ich schöpfe, ich forme, ich hole es mir, ich gehe jagen und ich präsentiere. Ich zeige es dir dann damit bestritten, umstritten, was ich kann, was ich dann nicht mehr alles sehe und als Gesellschaft dort verstehe. Nein, das Fenster gefällt mir nicht, schlecht beleuchtet. Ich gehe zurück, ein Stück noch weiter.

Das nächste. Es sieht aus, es ist so heiter, es lacht mich an, darin statisch geformt. Diese Puppen, diese Schaufenster, gelächelt aufs Verborgene. Warte. Nein, auch das hinterlässt mich verwirrt, auf dass ich mich dein Griff hier verliert. Nein, es verliert sich. Alles ist weg. Das Schaufenster. Ich glaube, es hat keinen Sinn. Ich glaube, es ist nichts gutes drin. Nichts, was ich dort auf mir sehe, von dem ich noch mehr erflehe. Also versinke ich in dieser Traurigkeit. Nach klarem Blick zu behalten bereit. Ja, ich glaube, das nächste Schaufenster wird das aushalten. Also gehe ich frohen Mutes dort hinüber, auf dass es mir dort vielleicht noch etwas Neues gibt.

Ein neues, erstes Mal. Ein neues Gefühl. Ich will wiederholen, diese Qual. Ich will es noch einmal. Denn mir wurde gelehrt: Das erste Mal ist das Schönste. Also lasse ich das Schönste dort noch einmal sein. Aber stellt sich damit nicht der Widerspruch der Gesellschaft ein? Denn ausgelebt in dieser schönen Emotion, zu nichts geminderten bereit? Ausgelebt. Für mich als Lohn, soll nur das Schönste, das beste dort sein. Am besten das Erste von dem, rein. Also kann es bitte nicht das Letzte sein, das letzte fort, das letzte dort.

Ich gehe noch weiter zu einem anderen Schaufenster, auf dass es für mich dann wartet. Auf dass es für mich dann noch etwas besseres auswählt. Kann ich nicht ihm eingeben, was es für mich soll geben, zum Leben? Ich will damit gehen. Ich werde mich nicht auswählen. Schaufenster. Darf ich mich ein wenig rein stellen, ein wenig in dir sonnen, ein wenig noch weitergeben, von mir selbst und damit hoffen, dass die Welt noch mehr von mir hält. Wenn dort das erste Mal dann ich gesehen werde, verstehe ich eventuell dann auch deinen Wert. Also liebes Fenster, öffnest du dich? Soll ich zurückgehen? Diese Spiegelung ist ja widerlich!

LyrikskramgeschichtenWhere stories live. Discover now