Die zwanzig Punkte

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Neugierig näherte ich mich dem Gerät und nahm das Blatt heraus. Darauf befand sich eine Liste mit insgesamt 20 verschiedenen Dingen. Von "Spazieren gehen" über "Einen Film ansehen" bis hin zu "Etwas malen" und "Jemanden anrufen" waren verschiedenste Aktivitäten aufgelistet. Einige Punkte bezogen sich auf Outdoor-Aktivitäten wie "In die Natur gehen" oder "Sich an der Natur erfreuen", während andere eher alltägliche Tätigkeiten wie "Etwas kochen" oder "Enten füttern" umfassten.

Eine Symphonie der Möglichkeiten, die darauf wartete, erkundet zu werden.

Es gab keine Überschrift, keine Anleitung, nur diese strahlenden Zeilen, die meine Augen einfingen. Sanft strich ich mit meinen Fingern über die Kurven der Buchstaben, während meine Gedanken in die Ferne schweiften. Es schien, als wären diese Aktivitäten einfach willkürlich aufgeführt worden. Ich begann die Punkte der Liste durchzugehen und konnte nicht anders, als über die Vielfalt der Möglichkeiten nachzudenken.

Doch gleichzeitig überkam mich auch ein Gefühl der Überforderung. Wie sollte ich jemals genug Zeit haben, um all diese Dinge zu tun? Es fühlte sich an, als ob die Welt eine endlose Menge an Aktivitäten bereithielt, die ich niemals vollständig erleben könnte. Mein Leben war einfach zu vollgepackt mit Verpflichtungen und Aufgaben.

In meinem Kopf zermarterte ich mir darüber den Kopf, als ich beschloss, zu meinem Kollegen zu gehen und ihn nach dem Ursprung dieser Liste zu fragen. Ich fand ihn in seinem Büro, vertieft in seine Arbeit. Vorsichtig klopfte ich an die Tür und betrat den Raum. Ich zeigte ihm die Liste und fragte, ob er sie ausgedruckt hatte.

Er hob den Kopf, betrachtete das Blatt und nickte. "Ja, das habe ich gedruckt", antwortete er ruhig. "Es ist eine Liste für Leute, die sich langweilen. Wir dachten, es wäre eine gute Möglichkeit, ihnen wenigstens 20 Ideen zu geben, um ihre Langeweile zu überwinden und aktiv zu werden."

Ich starrte ihn mit großen Augen an. Wie konnte er es nur so einfach ausdrücken? "Aber schau mal", erwiderte ich, "ich habe in den letzten Jahren keine einzige Sache von dieser Liste geschafft. Ich habe einfach keine Zeit dafür."

Er legte seine Arbeit beiseite, lehnte sich zurück und sah mich nachdenklich an. "Tja, mein Freund, das Leben ist voller Extreme. Es gibt diejenigen, die keine Minute ihrer Zeit verschwenden möchten und immer auf Achse sind, um Dinge zu erledigen. Und dann gibt es diejenigen, die sich so sehr nach Aktivitäten und Ablenkungen sehnen, dass sie eine Liste wie diese brauchen, um sich inspirieren zu lassen. Es scheint, als wärst du im Moment eher auf der ersten Seite dieses Spektrums."

Meine Augen füllten sich mit einem Hauch von Sehnsucht, als ich meinen Kollegen ansah. "Aber wie kann ich jemals all diese Dinge erleben? Die Zeit entflieht mir wie der Wind und bindet mich an meine Pflichten." Ein schelmisches Glitzern tanzte in seinen Augen, als er antwortete: "Tja, das Leben ist eine Sinfonie aus Extremen. Es gibt jene, die mit jeder Minute jonglieren, keine Sekunde verschwenden. Und dann gibt es diejenigen, die so sehr nach Erfüllung lechzen, dass sie diese Liste brauchen, um ihren Weg zu finden. Du bist auf der Seite der Eilenden, aber vergiss nicht, dass auch die Stille ihre Magie besitzt."

Seine Worte durchdrangen mein Herz wie ein zarter Klang, der in der Stille verhallt. Ich nahm die Liste behutsam in meine Hände und spürte die Kraft, die von ihr ausging.

Ein Extrem wollte ich aber nie sein, da es doch auf die Balance ankommt, also fragte ich, ob ich die Liste kopieren darf. Ich wollte mich nun bemühen, zumindest einmal in der Woche eine Aktivität von dieser Liste der Langeweile zu wählen. Es war an der Zeit, meinem Leben etwas Raum zu geben, um Momente der Ruhe und Freude zu erfahren.

In meinem tiefsten Inneren sehnte ich mich nach jenen Augenblicken der Gelassenheit, in denen die Zeit verlangsamt wird und die Last der Verantwortung für einen Moment von meinen Schultern gleitet. Denn das Leben war oft so anstrengend, voller Hektik und Druck, dass die Vorstellung von Langeweile wie ein erfrischender Regenschauer auf trockener Erde erschien.


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