23.05.16, 02:40 Uhr

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Samstag, 23. Mai 2016, 02:40 Uhr.

»Ihr wollt doch nicht allen Ernstes in eurem Zustand Moped fahren?«, fragt ein hochgewachsener Typ uns, als wir auf Cass' Schwalbe zu torkeln.

»Ihr könnt doch kaum geradeaus gucken, ihr seid zwei Kinder!«, schreit er weiter, fährt sich aufgelöst durch sein blondiertes Haar.
»Ach was«, winkt Cass lachend ab, »das geht schon klar.«
Ich nicke bestätigend, witzele mit merkwürdig hoher Stimme: »Ja, wir werden schon niemanden umfahren.«
Aber der Fremde steht uns im Weg und macht keine Anstalten, uns durchzulassen.

Ich sehe die vielen Motorräder und Mopeds, die sich hier tummeln.
Manche Menschen werden sicher auch hier übernachten.
Ich ächze genervt auf. Der Alkohol vernebelt mich zwar, aber ich bin zu verantwortungsbewusst, um nicht nachzudenken und Lösungen zu suchen.

Also verdrehe ich nur schnaufend die Augen, stiere dem Typen in seine kleinen Augen. »Mein Bruder kann uns abholen. Wäre das okay für dich?«
Er nickt. Dann wedelt er mit dem Zeigefinger vor meiner Nase herum: »Anrufen. Jetzt.«
Ich schnaube. So langsam macht er mich richtig aggressiv. Wir sind 14 und 15 verdammt, wir werden uns schon selber einschätzen können, wir brauchen keine Bemutterung auf einer Hausparty! Wenn wir so kindlich wären, wie er uns darstellt, wären wir hier doch gar nicht erst reingekommen.

Wut breitet sich in mir aus, ich werde sie nicht los, sie kocht in mir hoch und sprudelt zischend über.
»Sag mal, gehts noch? Bist du vom Jugendamt oder was? Oder Kinderaufsicht? Misch dich nicht ein, man.«

Cass nickt nur herablassend. »Ja, tu uns den Gefallen und verschwinde bitte einfach.«

Aber der Typ bleibt stur.
Und so kommt es, dass ich mitten in der Nacht meinen besorgten Bruder anrufe, um ihn herzuholen.

so grün wie seine AugenWhere stories live. Discover now