The Crows

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Michalis hebt den Stift an, als sei es die Wunderwaffe schlechthin. In seinen Augen ein Leuchten.

Seit einiger Zeit sitzt Linea neben ihm in einem Kellergewölbe und lässt sich die Werkzeuge, die Kieran ihr angeboten hat, erklären.
Michalis, ein älterer Herr, der die meiste Zeit an seinen Werkzeug tüfftelt, verlässt nur selten das Gewölbe und wenn er es tut, bewegt er sich mit einem Gehstock fort.

Seine Beine wollen nicht mehr so wie er will, hat der hagere Mann ihr mit einem Schmunzeln erzählt und sein Rücken fühle sich an, als habe man Steine auf ihn geladen. Ein aufrechter Gang gleicht einem schmerzhaften Unterfangen.

Auf einem kleinen Hocker, an den er kleine Holzkugeln gebaut hat, bewegt er sich von Tisch zu Tisch.

"Damit kannst du Metall durchschneiden." Seine Stimme klingt beeindruckt, obwohl es sein eigenes Werk ist.
Linea hingegen wirkt skeptisch. Sie betrachtet das längliche Holzstück, ohne, dass ihr aufgeht, wie dieses dazu in der Lage sein könnte.
Er scheint ihren Blick zu bemerken, denn er beginnt den Stift mit beiden Händen vorsichtig zu bewegen, dreht ihn und bietet ihn ihr dann vorsichtig an, als überreiche er ihr ein rohes Ei.

"Holz ist nur Ummantelung. Im Kern sitzt Innere. Hauch Magie, so gering, dass Crows es nicht wahrnehmen können. Ist nun Energie. Hab ich umgewandelt."
Linea sieht den alten Mann überrascht an.
"Ihr habt die Magie umgewandelt?"
"Ja, Ja, Ja." Eifrig nickt er, legt den Stift auf den Tisch und beginnt auf der anderen Seite in einem Blätterstapel zu wühlen.

Als er sich wieder zu ihr umdreht, zeigt er ihr eine Skizze. "Da." Er drückt sie ihr in die Hand und während Linea sie betrachtet, beginnt er erneut in dem Stapel zu suchen.

Sie sieht sich die Kohlezeichnung genauer an. Da ist der Stift, doch durch die Zeichnung, kann sie nun auch sein Inneres sehen.
Ihre Augen werden groß, als ihr klar wird was als Mine dient.
"Das ist-" Sie kommt gar nicht dazu auszureden, denn da dreht sich Michalis mit einem Aufschrei zu ihr. Ein Funkeln in seinen braunen Augen.
Er nimmt ihr die Skizze weg und gibt ihr dafür eine andere in die Hand. Nun sieht sie in aller Größe nochmal genauer das Innere des Stiftes. Die Ummantelung fehlt hier.

"Eine Feder." Michalis verschränkt die Arme vor seiner Brust und nickt zufrieden.
"Sicherlich nicht irgendeine?"
Er schüttelt den Kopf und zeigt mit dem Finger auf sie.

Er rupft die Federn von Doves für seine Tüfftelleien. Schön

Lineas Mimik verrutscht. Unwohlsein ergreift sie. Allein die Vorstellung jemand würde ihr eine Feder ausreißen wäre so, als würde man ihr etwas kostbares nehmen. Sie gehören einfach zu ihr.

Als hätte er ihren Gedanken gehört, wischt er fahrig die Blätter vom Tisch. Die meisten landen mit einem Knall auf dem Boden, während andere sanft herabsegeln.
Michalis steht auf, wackelig hält er sich an der Tischkante fest, während er mit der anderen in eins der Regale greift, die an allen leeren Wänden hängen, an denen keine Karten, Bilder oder Notizen festgemacht worden sind.

Er zieht eine blaue Schatulle hinaus und lässt sich mit einem Ächzen zurück auf seinen Hocker fallen.
Sie hätte sie ihm auch geben können, hätte er danach gefragt, doch scheinbar ist Michalis so gewöhnt hier alleine zu sein, dass er es nicht mal in Betracht gezogen hat sie darum zu bitten.

Anhand der Länge und der Breite ahnt Linea schon was sich in der Schatulle befindet, bevor Michalis diese mit einem Ploppen öffnet.
"Schau", sagt er und hält ihr sie hin.
Linea betrachtet die weißen Federn, die fein säuberlich geordnet in der Metalldose liegen.

"Jede Feder hat bisschen Magie in sich. Wenig, sehr wenig im Vergleich zu Doves, aber für Werkzeug völlig ausreichend", erklärt er und holt eine Feder aus der Dose. Die restlichen legt er auf den Tisch.
Mit einem fast ehrfürchtigen Ausdruck im Gesicht, hält er die Feder hoch und dreht sie an ihrem Kiel auf ihrer Augenhöhe.
Sein Mund öffnet sich. Es sieht aus, als würde er schallend lachen, nur verlässt kein einziger Ton seine Lippen.