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Die Sommerferien sind vorbei und heute ist der erste Tag meines letzten Schuljahres. Izzy, meine kleine Schwester,  hat noch zwei Jahre vor sich. Lächelnd stehe ich aus meinem Bett auf und springe unter die Dusche. Schnell ziehe ich mich danach an und putze mir die Zähne. Als ich mein Zimmer verlasse treffe ich Izzy die aus dem gegenüberliegenden Zimmer tritt. "Guten Morgen.", lächelt sie mich an. "Guten Morgen süße.", lächele ich zurück.

Gemeinsam gehen wir die Treppe hinunter in die Küche. Mom steht am Herd und macht Rührei, Dad sitzt am Küchentisch und liest Zeitung. Als er uns bemerkt lächelt er herzlich. "Guten Morgen ihr zwei.", begrüßt er uns liebevoll. Izzy drückt ihm einen Kuss auf die Wange und ich setze mich lächelnd meinem Vater gegenüber. Mom stellt das Essen auf den Tisch und gemeinsam frühstücken wir wie jeden Morgen.

"Viel spaß in der Schule.", sagt meine Mutter bevor Izzy und ich aufstehen, unsere Taschen nehmen und das Haus verlassen. Wir steigen in mein Auto und ich fahre uns zur Schule. Dort angekommen werden wir von Jace, Clary, Dot und Raphael begrüßt. Izzy drückt Raphael einen Kuss auf die Lippen. Die beiden sind seit einigen Wochen zusammen. Er macht sie glücklich und das hat sie verdient nach allem was mit Simon passiert ist.

Simon und Izzy waren vier Jahre lang zusammen. Ich fand es nicht gut, dass meine Schwester mit Elf Jahren schon eine Beziehung hatte aber es hat gut geklappt. Allerdings ist Izzy altmodisch. Sie hat sich geweigert mit Simon zu schlafen. Einerseits fühlte sie sich nicht bereit, andererseits kam für sie der richtige Moment nicht. Das führte dann dazu das Izzy ihn vor einem Jahr überraschen wollte und ihn mit einem anderen Mädchen in seinem Bett erwischte. Maya und Simon sind seit dem zusammen. Izzy's Herz war gebrochen aber Raphael hat sie da wieder raus geholt. Die beiden sind seit Ewigkeiten befreundet und jetzt wurde es halt mehr.

Ich finde auch, dass Raphael viel besser zu Izzy passt als Simon es getan hat. Ich begrüße meine Freunde jeden mit einer Umarmung. Gemeinsam gehen wir ins Schulgebäude. Jace, Dot und ich sind in einem Jahrgang. Izzy, Raphael und Clary zwei Jahrgänge unter uns. Wir sind alle quasi seit der Vorschule befreundet. Izzy und ich waren immer so eng miteinander, dass wir alles geteilt haben, selbst unsere Freunde. Mit einem 'bis später' trennen wir uns und gehen jeder zu unseren Klassenräumen.

Dort angekommen setzen Jace, Dot und ich uns nebeneinander in die letzten Reihen. Hier sitzen wir immer. Ich direkt neben der Wand, weshalb ich immer seitlich sitze, mit dem Rücken an der Wand, Jace neben mir und Dot eine Reihe vor uns in der selben Position wie ich. In der ersten Stunde haben wir Englisch. Ich mag dieses Fach eigentlich. Allerdings macht unsere Lehrerin es sehr langweilig. Diese ist aber im Sommer in Pension gegangen, weshalb wir wohl jetzt jemand neues bekommen. Der Raum füllt sich langsam und als die letzte Person eintritt höre ich das schließen der Tür.

Ich lasse den Blick in meinem Buch gerichtet. Jedes Jahr nehmen wir eine Lektüre durch die wir am ersten Tag schon dabei haben müssen. Dieses Jahr ist es allerdings nicht sowas langatmiges von Göthe oder Shakespear. Wir lesen 'Die Tribute von Panem'. Eines meiner Lieblingsbücher in das ich jetzt schon vertieft bin. Aus dem Hintergrund höre ich wie etwas auf einen Tisch knallt und die Gespräche verstummen. "Guten Morgen meine Lieben. Mein Name ist Mr. Bane. Ich bin neu als Referendar an der Schule und werde ab heute euren Englisch- und Sportkurs unterrichten.", stellt eine männliche aber sanfte Stimme sich vor.

Ein Refrendar? Neugierig löse ich meinen Blick vom Buch und sehe richtung Tafel. Dort steht ein jung aussehender Mann. Seine schwarzen Haare sind nach oben gestylt und seine Augen sehen sehr dunkel aus, vermutlich ist er geschminkt. "Wie alt sind Sie?", fragt ein blondes Mädchen zwei Reihen vor mir, Lydia heißt sie. Mr. Bane lächelt charmant. "Ich bin vor ein paar Tagen 24 geworden.", antwortet er ehrlich. Sechs Jahre älter als ich. Naja sieben. Aber ich habe bald Geburtstag also sechs.

Lächelnd sehe ich Mr. Bane noch einen Moment an bevor ich meinen Kopf hinter mich an die Wand lehne während immer mehr Hände nach oben gehen. Ich höre Mr. Bane kichern. "Wir werden noch genug Zeit haben uns kennenzulernen. Zusätzlich möchte ich auch erwähnen, dass ich an dieser Schule ebenfalls als Vertrauenslehrer fungiere. Mein Büro ist im Flur zwei Türen neben dem Lehrerzimmer und meine Tür steht jedem offen.", erklärt er noch und setzt sich dann hin. Kramend holt er die Klassenliste heraus um die Anwesenheit zu überprüfen.

Ich höre ihm allerdings kaum zu, der Klang seiner Stimme ist sehr beruhigend und bescherrt meinem Körper eine leichte Gänsehaut. Das ich so auf eine männliche Stimme reagiere ist keine Seltenheit. Ich weiß seit Jahren, dass ich eher auf Männer statt auf Frauen stehe, was ich allerdings nie laut ausgesprochen habe. Das ich aber so auf meinen Lehrer reagiere macht mir Sorgen. "Alexander Lightwood?", fragt er und ich zucke zusammen. "Alec reicht.", antworte ich. Mr. Bane sieht kurz zu mir und nickt bevor er die restlichen Namen vorliest.

Nach der Stunde, in der wir nur geredet und Formalitäten geklärt haben, gehen Jace, Dot und ich erst zu meinem und ihrem (unsere Spinde liegen nebeneinander), dann zu seinem Spind um unsere Hefte und Bücher umzutauschen. Der restliche Tag läuft ereignislos. Die Lehrer sind die gleichen, bis auf Mr. Bane, die Fächer sind die gleichen, die Menschen sind die gleichen, bis auf die neuen Schüler aus dem diesjährigem neunten Jahrgang. Allerdings kann ich mich auf keinen Unterricht richtig konzentrieren. Ständig geht mir der Referendar durch den Kopf. Ich darf nicht so empfindlich auf ihn reagieren. Das Schüler für ihre Lehrer schwärmen kommt öfter vor. Aber ich habe nie geschwärmt. Und eigentlich bin ich nicht der Typ für sowas. Es ist vielleicht unsinnig sich jetzt da reinzusteigern, aber was soll ich tun, wenn ich mich tatsächlich in einen Lehrer verliebe?

Auf der Heimfahrt plappert Izzy mich mit allem möglichen Klatsch und Tratsch zu und ich bin froh darüber, denn so muss ich nicht reden. Zuhause angekommen erwartet uns Mom schon. Sie arbeitet nur halbtags seit wir zur Schule gehen und ist so meistens schon vor uns zuhause und hat das Mittagessen fertig. "Wie war die Schule?", fragt meine Mutter und meine Schwester und ich setzen uns an den Küchentisch. "Gut. Wir haben einen neuen Lehrer.", erwidere ich. "Ihr auch? Mr. Bane?", fragt Izzy neugierig und ich nicke. "Der ist echt nett.", sage ich und meine Schwester bestätigt bevor sie auch meine Mutter mit dem neuesten Klatsch versorgt.

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt