~~ Nico ~~

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Ich saß noch einige Minuten in Ruhe da, Toffee in meinem Schoß streichelnd und Dylan neben mir sitzend, während wir über ein paar unverfängliche Dinge quatschten. Am liebsten hätte ich Dylan die ganze Zeit geküsst, doch ich tat es nicht, denn obwohl ich unsere Küsse zuvor wirklich mehr als gemocht hatte, nagten nach wie vor Zweifel an mir, ob es das Richtige war oder ob mein zukünftiges Ich mich für diese Aktion verteufeln würde.
»Ich denke, wir sollten mal schauen, was Finn so macht«, sagte ich schließlich, denn Dylan schien mir mit jeder verstreichenden Minute wieder ein Stück näherzukommen und ich wurde nervös.
Dylan nickte. »Kein Problem, lass uns die beiden suchen.«
Er stand auf, während ich Toffee, wenn auch mit Widerwillen, von meinem Schoß wieder in das Hundehäuschen verfrachtete.
»Ich komme wieder, dich besuchen, versprochen«, meinte ich leise zu ihm, als er ein trauriges Winseln von sich gab. Sein Blick schmerzte mir im Herzen und ich versprach mir selbst, nicht lange mit einem weiteren Besuch zu warten.
Wir fanden Sarah und Finn im Katzenparadies, wie Dylan es bezeichnete, und ich verstand sofort, warum es diesen Namen trug. Wir betraten einen großen Raum mit unzähligen Klettermöglichkeiten, gemütlichen Liegeplätzen und einer Menge Kartons und Spielzeuge. Und natürlich Katzen.
Gleich auf den zweiten Blick wurde klar, dass es nicht nur ein Paradies für Katzen war, sondern auch für Finn. Sein helles Lachen schallte durch den Raum, als eine graue Katze versuchte, die Stoffmaus zu erwischen, die er an einem Stab durch die Luft fliegen ließ. Mein Blick wanderte zu Sarah, die ihn mit einem ähnlich liebevollen Blick bedachte wie ich, auch wenn zugleich eine gewisse Traurigkeit in ihren Augen schimmerte.
Ich liebte meine Mutter, wirklich, doch ich verstand nicht, warum Leute wie sie, die eigentlich nie Kinder bekommen wollten, welche haben und Leute wie Sarah, die eine tolle Frau zu sein schien, diese Chance nicht bekamen.

Nachdem Finn jeden einzelnen Heimbewohner gesehen hatte, wovon er ausnahmslos alle am liebsten mitgenommen hatte, konnte ich ihn endlich zum Gehen überreden. Natürlich nicht, ohne ihm zu versprechen, sehr bald wieder herzukommen. Nach ihm am besten gleich am nächsten Tag, doch da würde ich ihn wohl enttäuschen müssen, aber ich hatte keinen Zweifel daran, dass wir nächste Woche wieder herkommen würden, denn er würde mir jeden Tag damit in den Ohren liegen, bis ich nachgab.
»Gehen wir was essen? Ich habe super Hunger!«, meinte Finn, kaum, dass wir das Heim verlassen hatten.
Ich seufzte, doch nickte. »Ausnahmsweise, weil Mom arbeiten ist.« Andernfalls hätte sie sicher schon etwas für uns vorbereitet.
»Yeahy! Kommst du mit, Dylan?«, fragte Finn aufgeregt, als sich seine kleine Hand auch in seine Hand schlängelte. Ich hatte ihn sofort dazu verpflichtet, meine zu halten, als wir in die Nähe der Straße kamen, da er noch immer ziemlich aufgepusht von unserem Besuch war. So sehr, dass er regelrecht hüpfte, statt zu gehen.
»Klar, warum nicht«, antwortete Dylan mit einem Lächeln zu ihm hinab und Finn jubelte erneut, bevor er nach McDonalds zu betteln begann. Wir gingen nur sehr selten zu dem Fast-Food-Restaurant. Eigentlich nur, wenn er es sich zu seinem Geburtstag wünschte, doch ich brachte es nicht übers Herz, es ihm zu verweigern, also gab ich nach und suchte nach dem nächsten McDonalds.
Wir brauchten nicht weit zu laufen zum nächsten kleinen Imbiss, wo Finn seine Pommes bekam, während Dylan und ich uns jeweils einen Burger holten. Das Gespräch bei Tisch beherrschte Finn mit seinen Erlebnissen im Tierheim, während wir begeistert auf seine aufgeregten Erzählungen reagierten.
»Nini, ich muss mal.«
»Das Klo ist gleich dort«, sagte ich und zeigte zur entsprechenden Tür. »Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst und Händewaschen nicht vergessen.«
Finn nickte eifrig, stolz, dass er allein gehen durfte, bevor er davonflitzte.
Dylan schaute ihm kurz hinterher. »Der Kleine hat auf jeden Fall eine ganz schöne Energie.«
»Manchmal zu viel, aber er ist glücklich und das ist das Wichtigste.« Ich schenkte ihm ein Lächeln. »Danke. Für die tolle Idee. Finn hatte sehr viel Spaß. Und ich auch.«
Sein Mundwinkel verzog sich zu einem wissenden Schmunzeln. »Ich bin versucht nachzufragen, welcher Teil dir am besten gefallen hat.«
Mir war klar, fass er auf das Küssen anspielte.
»Definitiv die Welpen«, neckte ich ihn und er verzog beleidigt die Lippen, bevor er sich weiter zu mir hinüber beugte.
»Bist du dir da ganz sicher?«
Ich tat, als würde ich überlegen, bevor ich nickte. »Ja, so sehr ich Katzenbabys auch mag, Hundewelpen sich doch noch ein Stück besser.«
Sein intensiver Blick ließ mich erschaudern, doch ich wandte meinen nicht ab. Allerdings war die Luft um uns herum plötzlich so aufgeladen, dass es mir doch etwas zu viel wurde. Immerhin waren wir in der Öffentlichkeit und so sehr ich auch wollte, dass er mich küsste, ich war noch nicht bereit dazu. Nicht unter dem aufmerksamen Blick des Mannes hinter der Theke. Deshalb war ich nahezu erleichtert, dass Finn in dem Moment zurückkam und die angespannte Stille durchbrach.
»Wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen. Ich habe noch ein paar Schulaufgaben zu machen und Mom kommt dann sicher auch bald heim.«
Finn sah nicht allzu begeistert aus, doch nickte.
»Dann sollten wir uns wirklich auf den Weg machen. Auch ich habe noch ein wenig Unizeug zu machen«, meinte Dylan, doch ich sah die Enttäuschung in seinen Augen.
Nachdem wir unseren Müll weggeräumt hatten, verließen wir den kleinen McDonalds wieder und machten wir uns auf den Weg zu unserer Wohnung, wohin uns Dylan noch begleiten wollte.

Liebes Tagebuch ... (bxb)Where stories live. Discover now