~~ Nico ~~

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Ich schluckte schwer, als ich das Gebäude vor mir sah. Beinahe unheimlich ragte es vor mir auf.
Dylan drückte beruhigend meine Hand, als er mein Zögern bemerkte.
»Es wird alles gut«, flüsterte er mir zu. Obwohl ich davon eher weniger überzeugt war, nickte ich, bevor ich mich zwang, weiterzugehen.
Mein Blick huschte sofort hin und her, nachdem wir das Polizeirevier betreten hatte. Ich hoffte sehr, dass ich dem Polizisten aus dem Club nicht über den Weg lief. Durch die Nachrichten, die mein ehemaliger Chef mir seit meinem Weggang geschickt hatte, wusste ich, dass weder mein Chef noch der Polizist sonders begeistert von meinem Wegbleiben waren.
Dylan führte uns zum Schreibtisch seines Vaters. Mister Coleman war gerade am Telefonieren, doch als er uns sah, winkte er einen anderen Polizisten zu uns.
»Nico?«, fragte mich dieser und ich nickte. »Ich bringe dich zum Captain.«
Mein Blick huschte sofort zu Dylan.
»Ich komme mit«, verstand er mich ganz richtig.
»Nein, Dylan, er möchte erstmal allein mit Nico reden. Du kannst hier auf ihn warten«, mischte sich sein Vater kurz ein, bevor er weitertelefonierte. Also blieb mir wohl nichts anderes übrig, als dem Polizisten allein zu folgen.
Er brachte mich in ein Büro. Ein recht großer Schreibtisch thronte in der Mitte und gegenüber der Tür waren mehrere Fenster in die Wand eingelassen. Sie schienen leicht verdunkelt, also waren sie sicherlich verspiegelt, damit man von außen nicht hineinsehen konnte.
»Warte hier, der Captain kommt gleich.«
Ich nickte nur und der Polizist verließ den Raum wieder. Unsicher, was ich machen sollte, ließ ich mich auf einem kleinen Sofa an der Wand nieder. Sofort begann mein Bein nervös auf und ab zu wippen.
Es dauerte nicht lange, bevor sich die Tür wieder öffnete, auch wenn es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich schaute auf und während die Tür wieder ins Schloss fiel, setzte mein Herz ein paar Schläge aus.
Scheiße, nein!
Ich sprang sofort auf und wich zurück, als ich ihn erkannte. Die Person, die ich am meisten hasste auf dieser Welt. Und er war der Polizeichef?! Ich war geliefert! Das war eine ganz dumme Idee gewesen, hierherzukommen!
»Na, sieh mal einer an, der verlorene Junge ist wieder aufgetaucht«, sagte der Captain mit dieser so verhassten Stimme, während sich ein ekelhaftes Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete. »Du bist aber kein braver Junge. Zur Polizei gehen und petzen wollen.« Er klackte tadelnd mit der Zunge. »Das schreit nach einer Bestrafung.«
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, denn ich wusste genau, was das hieß. Auch während unserer Termine im Club hatte er manchmal "Bestrafungen" gemacht.
»Das können Sie nicht tun!«, stieß ich aus. Die Stimme dünn vor Angst. Angst vor ihm.
Es klopfte an der Tür und der Captain verzog genervt das Gesicht.
»Ich bin gleich wieder da«, versprach er unheilvoll und verließ den Raum. Ich folgte ihm, doch ein Klacken ertönte, bevor ich die Tür erreichte, und mit böser Vorahnung versuchte ich, sie aufzuziehen. Erfolglos. Sie war verschlossen.
Scheiße!
Ohne weiteres Zögern zog ich mein Handy aus der Hosentasche und stieß einen Fluch aus, als ich sah, dass ich keinen Empfang hatte. Trotzdem versuchte ich, Dylan anzurufen. Einmal. Zweimal. Dreimal. Erfolglos. Ich schrieb ihm eine Nachricht, doch auch diese kam nicht durch.
Also steckte ich das Handy wieder weg, bevor ich begann, mit den Fäusten gegen die Tür zu schlagen.
»Hilfe! Hilfe!«, rief ich, so laut ich konnte.
Keinen Moment später öffnete sich die Tür und ich wich zurück, um sie nicht ins Gesicht zu bekommen. Meine Hoffnung auf Rettung starb, als mir ein wütender Blick begegnete.
»Hil-«, begann ich erneut, doch bevor ich das Wort aussprechen konnte, umfasste seine Hand plötzlich meine Kehle. Die Tür fiel wieder ins Schloss.
Meine Hände flogen zu seiner Hand, um an ihr zu zerren und zu versuchen, mich zu befreien.
»Deine Bestrafung wird von Minute zu Minute schlimmer«, zischte er mir bedrohlich zu, bevor er sich mit Kraft von sich stieß.
Ich verlor das Gleichgewicht und ging nach Luft schnappend zu Boden, wo ich mich allerdings sofort wieder aufrappelte. Er hatte den Moment genutzt, um die Tür wieder abzuschließen.
»Was wollen Sie? Ich kann einfach gehen und nie wieder ein Wort über den Club sagen, versprochen!«, brachte ich verzweifelt hervor, als er auf mich zukam. Ich wich zurück.
»Das klingt schonmal sehr gut, aber zuerst muss ich sichergehen, dass du weißt, was passiert, wenn du das nicht machst.«
Nein! Ich werde nicht zulassen, dass du mich nochmal anfasst! Nie wieder!
Wenn auch mit Angst erfüllt, wartete ich entschlossen, bis er noch näher kam, bevor ich ihm zwischen die Beine trat. Er reagierte zu schnell auf meinen Angriff, weshalb ich ihn nicht mit voller Kraft traf, doch es reichte. Mit einem lauten Fluch krümmte er sich zusammen. Ich nutzte die Chance, um zur Tür zu rennen. Sie war verschlossen, doch ich rüttelte wie wild an der Klinke, während ich mit der anderen Hand gegen das Holz pochte, in der Hoffnung, irgendjemandes Aufmerksamkeit zu erregen.
So bekam ich nicht mit, dass sich der Captain schneller erholt hatte, als ich gedacht hätte. Als ich ihn bemerkte, war es schon zu spät, denn seine Hand packte ein großes Büchel Haare an meinem Hinterkopf, an dem er mich ruckartig zurückzog. Schmerz durchzuckte mich, als ich dadurch einige Haare verlor, bevor mein Gesicht eine harte Begegnung mit dem Schreibtisch machte.
Sofort versuchte ich, mich wieder hochzustemmen, doch er war stärker und drückte mich erbarmungslos nieder.
»Lass mich los! Ich will das nicht!«, schrie ich, als er mir nicht gerade sanft den Bund meiner Hose über den Hintern zerrte. Ich wehrte mich noch verzweifelter, doch ich kam einfach nicht hoch und als er sich zwischen meine Beine drängte, wurden auch Tritte nach hinten nutzlos.
»Stopp! Hör auf!«, schrie ich erneut. Warum hörte mich da draußen niemand?!

Liebes Tagebuch ... (bxb)Where stories live. Discover now