~~ Dylan ~~

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Ich warf zum tausendsten Mal einen Blick auf mein Handy in der Hoffnung, dass Nico mir geschrieben hatte, doch nichts. Es war mittlerweile drei Tage her, seit wir im Tierheim waren. Seitdem hatten wir uns nicht mehr gesehen. Er war nicht wie sonst im Café vorbeigekommen und abgesehen von ein paar Textnachrichten war nichts weiter gewesen. Gut, ich hatte auch viel Unistress, da ich einiges nachzuholen hatte, was ich die Tage zuvor vernachlässigt hatte. Doch obwohl Nico etwas Ähnliches über die Schule schrieb, kam ich nicht umhin, das Gefühl zu haben, dass irgendwas falsch war. Deshalb hatte ich beschlossen nach meiner Schicht heute einfach zu ihm zu fahren.
»Zwei von den blauen und zwei von den grünen Muffins bitte«, bestellte eine Frau um die Vierzig und ich nahm das Geld entgegen, bevor ich ihre Bestellung einpackte.
»Lassen Sie es sich schmecken!«, verabschiedete ich sie mit einem Lächeln und das Bimmeln der Tür verkündete ihr Gehen.
Erneut warf ich einen Blick auf mein Handy, doch keine neue Nachricht war eingegangen. Ich seufzte.
Als die Türglocke wieder ertönte, setzte ich wieder mein freundliches Lächeln auf und hob den Blick.
»Hey, einen Zimtkakao bitte«, meinte Nico mit einem schiefen Grinsen, als er vor der Theke zum Stehen kam. Er sah aus wie immer. Leger gekleidet in einer dünnen Jeansjacke, da es nun doch kühler wurde, je näher der Winter rückte.
»Aber sehr gern doch«, sagte ich, bevor ich mich an sein Getränk machte. Genauso wie er es mochte. Ganz wichtig: ohne Sahne.
Als ich ihm die Tasse hinstellte, griff er in seine Jackentasche.
»Denk nicht einmal daran«, warnte ich sofort und er hielt in der Bewegung inne. Einen Moment schien er zu zögern, darüber nachzudenken, doch dann lächelte er und nahm die Tasse.
»Danke.«
»Kein Problem, Hübscher.«
Einen Moment schauten wir uns nur an, bevor er sich leicht räusperte. »Bis wann geht deine Schicht?«
»Bis 17 Uhr, dann muss ich noch sauber machen. Warum?«
»Lust ins Kino zu gehen?«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Kino? Sowas unorginelles?«
»Wenn du nicht willst, geh ich allein.«
Ich stützte mich mit den Unterarmen auf die Theke, sodass ich nicht weit von seinem Gesicht entfernt war. Noch ein paar Zentimeter weiter vor und ich könnte ihn küssen.
»Kommt gar nicht in Frage. Natürlich komme ich mit. Immerhin bin ich dran, zu bezahlen. Was schauen wir denn an?«
Nico zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wir suchen uns was raus, wenn wir dort sind.«
»Klingt nach einem Plan. Soll ich dich später abholen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich warte hier auf dich und helf dir gern auch beim sauber machen.«
»Das musst du nicht.«
»Ich will aber«, gab er zurück und schenkte mir noch ein Augenzwinkern, bevor er mit seinem Kakao zu einem der Tische beim Bücherregal ging und es sich mit einem der Bücher bequem machte.
Ich lächelte nur über ihn, bevor ich mich neuen Kunden zuwandte.
Als alle Kunden versorgt waren, gab ich ein Stück unseres bekannten Käsekuchens auf einen kleinen Teller und ging damit zu Nico hinüber.
»Was ließt du eigentlich?«, fragte ich, als ich mich ihm gegenüber niederließ. Ich wollte einen Blick aufs Cover werfen, doch da Nico seitlich zu mir gegen die Wand gelehnt saß, sah ich nur die Rückseite.
Er grinste. »Verrat ich nur, wenn du nicht lachst.«
Ich hielt Zeige- und Mittelfinger nach oben. »Versprochen!«
Er drehte das Buch so, dass ich den Einband sehen konnte. Hinter einem Hintergrund bestehend aus einem Sonnenuntergang waren zwei Silhouetten abgebildet, die sich zu umarmen schienen. Der Titel lautete "Bis die Sonne untergeht".
»Romanze?«, riet ich und er nickte.
»Lese ich immer gern mal. Ich bin definitiv der Typ für Happy Ends.«
Ich lächelte. »Dito! Ich habe dir übrigens ein Stück unseres berühmten Käsekuchens mitgebracht.«
»Dein Chef wird dich noch rauswerfen, wenn du weiter Dinge verschenkst.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn er das macht, dann komm ich definitiv nicht mehr zu seinem nächsten Geburtstag!«
Verwirrt zog Nico die Augenbrauen zusammen und ich grinste, bevor ich mir eine Gabel voll Käsekuchen in den Mund schob.
»Dylan?«, ertönte da plötzlich eine tiefe Brummstimme aus der Küche und prompt verschluckte ich mich an dem Kuchenstück. Wenn man vom Teufel sprach ...
Bevor mein Onkel noch vor kam und mich am Tisch sitzend erwischte, stand ich eilig auf und folgte seinem Ruf.
»Ja?«, fragte ich ihn, als ich die Küche betrat.
»Ist es vorn gerade ruhig?«, fragte mein Onkel, der sich irgendetwas auf einem Zettel notierte.
»Ja.« Abgesehen von Nico war gerade keiner im Café gewesen.
»Dann helf mir bitte kurz mit dem Ausladen.«
Gesagt. Getan. Schnell waren die Kisten aus seinem Auto im Lager verstaut. Zwischendurch hatte ich immer mal einen kurzen Blick nach vorn geworfen, um zu schauen, ob Kunden kamen, doch wir schafften das Entladen ohne Unterbrechungen.
»Wunderbar, wäre das auch erledigt. Bevor du wieder vorgehst, wollte ich dich noch fragen, ob du übernächste Woche ein paar mehr Stunden übernehmen könntest.«
»Ich denke schon, außer zu meinen Vorlesungen. Warum?«
»Teddy fällt aus persönlichen Gründen aus und wenn du Zeit hast, muss ich niemanden nur für diese Zeit einstellen. Aber natürlich nur, wenn du wirklich Zeit hast, denn dein Studium ist wichtiger.«
»Nein, sollte möglich sein für die Woche, solange Kathy die Schichten übernimmt, die ich Vorlesungen habe.«
»Super, dann schick mir nochmal deine Vorlesungszeiten, dann kann ich den Plan nochmal neu machen.«
»Alles klar!«
»Ich mache dann los für heute. Ich schließ hinten gleich mit ab, also musst du nur vorne abschließen.«
»Mach ich.«

Liebes Tagebuch ... (bxb)Where stories live. Discover now