Spionage

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Es kam nur sehr selten vor, dass sich sein Dad, Chase und sein Grandpa zuhause trafen. Meistens nur dann, wenn es irgendeine geheime Aktion gab, die etwas anspruchsvoller war und deshalb bis auf das kleinste Detail durchplant werden musste. 

Eigentlich wollte er schon vor einigen Stunden nach Hause fahren, aber seine Neugier hielt ihn hier fest. Auch wenn er das Wohnzimmer, wo die drei auf der Couch saßen, nicht betreten durfte. Ein bisschen lauschen durfte er doch...

,,Wie oft hat dein Dad dir schon gesagt, du sollst deine Nase nicht in seine Angelegenheiten stecken, Luc?", dass seine Mum natürlich genau dann die Treppen runter kam, wenn er dabei war herum zu schnüffeln war natürlich etwas...unpraktisch. 

Luc verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern: ,,Du kannst es mir nicht übel nehmen, dass ich neugierig bin, Mum. Vor allem nicht wenn sie im Wohnzimmer sitzen."

,,Je weniger du weißt, Luc, umso besser. Wolltest du nicht schon lange fahren? Cathy wartet sicher schon auf dich.", scherte seine Mum und grinste schief. 

,,Sie ist froh wenn ich nicht zuhause bin. Und wir sind kein Paar. Merk dir das.", Cathy war sowas wie seine beste Freundin. Sie waren vor einiger Zeit zusammen in ein Haus gezogen, nachdem weder ihre Eltern noch seine wollten, dass sie alleine lebten. Also hatten sie sich kurzer Hand dazu entschieden einfach zusammen auszuziehen. 

,,Ihr seid alle beide furchtbare Spione, wisst ihr das?", die Stimme von seinem Dad ließ sie beide in das Wohnzimmer spähen. 

,,Ich spioniere nicht. Luc dagegen schon. Aber daran seid ihr selbst schuld. Warum müsst ihr euch auch hier treffen? Das Casino hat doch 3000 Zimmer.", seine Mum setzte sich zu den anderen auf die Couch und winkte ihn dann zu sich.

Er ließ sich in den Sessel senken und überflog die Blätter und Dokumente auf den Couchtisch. Sein Blick blieb an dem Fahndungsfoto eines dunkelhaarigen Jungen hängen. Luc legte den Kopf schief und betrachtete das Bild genauer. Er vermutete, dass es sich dabei um einen Omega handelte, ein Alpha war es ganz sicher nicht. Dafür war er zu klein und...hübsch. 

Das Gesicht hatte ein paar Schrammen und blaue Flecken. An seinen Händen klebte Blut, das auch auf dem Schild in seinen Händen Flecken hinterließ. Nova Price. Der Rest des Textes war so verschwommen, dass er ihn nicht lesen konnte. 

,,Wer ist das?", fragte er und nahm das Dokument an welchem das Bild befestigt war in die Hand. Er blätterte auf die nächste Seite, wo sich ein halbleeres Datenblatt befand. Ausgefüllt war nur der Name, das Alter und das, was wohl zu dem Fahndungsfoto geführt hatte. Luc erschrak beinahe, als er Mord an erster Stelle las.

,,Das ist unser Ziel. Wir hoffen, dass er an der Casino-Nacht teilnimmt und wir ihn uns schnappen können. Sollte nicht allzu schwer sein.", Chase trank sein Glas leer und schenkte sich etwas von dem Whiskey nach. Es war schwer zu entziffern, ob Ziel etwas gutes oder schlechtes bedeutete. Manchmal bedeutete Ziel, dass sie jemand rekrutierten und manchmal, dass dieser jemand wohl Infos hatte, die gebraucht wurden. 

Sein Dad riss ihm die Akte aus den Händen und warf sie auf den Tisch: ,,Das ist genug nutzlose Information für dich. Solltest du nicht nachhause fahren?"

Er atmete hörbar aus und nickte leicht. Genug geschnüffelt. Mehr Info würde er nicht bekommen. Es war bereits weit nach Mitternacht. So langsam sollte er wirklich nachhause fahren. Sollte dieser Omega tatsächlich auftauchen hatte er immerhin etwas nettes anzusehen.


Seine Mum begleitete ihn noch zur Türe und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. 

,,Fahr vorsichtig. Und vergiss die Einladung nicht für morgen Abend. Nur geladene Gäste dürfen morgen in den VIP Bereich."

Morgen war der Geburtstag seines Dads, weshalb im Casino so einiges los sein würde. Der VIP-Bereich war zwar ruhiger und dort saß nur die oberste Oberschicht, die war aber genauso seltsam wie der Rest. Meistens wurde hier mit unmenschlich hohen Summen gespielt und über Dinge geredet, die nicht jeder wissen durfte. Meistens, aber nicht immer.


Die Straßen waren um diese Zeit so gut wie leer. Als er an einer Ampel stehen blieb, leistete ihm ein Motorrad Gesellschaft. Der Fahrer musste ein Omega sein. Er erreichte gerade so den Boden mit seinen Füßen und hatte an sich eine schlanke Statur. Der sicherste Indikator, der auf einen Omega hinwies, war aber der enge Lederanzug. Wenn Luc so darüber nachdachte, war es eigentlich eine Seltenheit, einen Omega auf einem richtigen Motorrad zu sehen. Sein Blick wanderte kurz über den schlanken Körper des Fahrers, in Richtung dessen sehr betonten Rundungen. 

Der Fahrer hob die Hand und winkte ihm zu, bevor er losfuhr und in der Nacht verschwand. Vermutlich hatte Luc ein wenig zu sehr gestarrt. 


Im Haus brannte noch immer ein Licht. Cathy musste wohl wieder einmal auf ihn gewartet haben. Manchmal fühlte er sich furchtbar deshalb. Natürlich, sie machte es freiwillig und ihm zuliebe, aber manchmal fühlte er sich schuldig wenn sie solange wach blieb. 

,,Wo warst du solange? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.", Cathy trug bereits ihren pinken Pyjama und sah so aus, als wäre sie dabei ins Bett zu gehen. 

,,Bei meinen Eltern. Chase und Grandpa waren da, das durfte ich mir nicht entgehen lassen. Du hättest nicht warten müssen.", er ging an ihr vorbei und in die Küche. Von der Spionageaktion war er hungrig geworden. Im Kühlschrank befanden sich noch Pizzareste von Mittag. 

,,Und? Hast du was interessantes herausgefunden?", sie setzte sich auf einen Barhocker beobachtete ihn dabei wie er den Pizzakarton heraus holte.

,,Nicht wirklich. Ich wurde nur wieder von meiner Mum aufgezogen, von wegen wir wären ein Paar."

Sie schnaubte amüsiert und schüttelte leicht den Kopf: ,,Ach wirklich?"

,,Ich glaube er versteht nicht so ganz, dass Freundschaften zwischen Alphas und Omegas gar nicht so selten sind. Aber vermutlich liegt das eher daran, dass wir beide noch Single sind.", dabei betonte er das noch besonders. 

Ja, manchmal schämte er sich dafür, mit dreiundzwanzig Jahren noch nicht eine feste Beziehung gehabt zu haben. Hier und da war mal das ein oder andere Tächtel-Mächtel dabei gewesen. Aber die meisten Omegas waren einfach zu...perfekt. Niedliche, anspruchslose Dinger die weiche Knie bekamen wenn man ihnen ein oder zwei Komplimente machte. Luc wollte eine...Herausforderung! er wollte sich die Gunst des Omegas verdienen. Und das nicht mit Geschenken, Worten oder sonst was. Er wollte nicht, dass jeder Fehler sofort verziehen wurde und jeder Tag perfekt war. Luc wollte eben etwas besonderes. Vermutlich war er deshalb noch immer allein.

Omegas waren so langweilig. Jeder konnte einen auf dem Beifahrersitz herumkutschieren. Kurz dachte er an den Omega auf dem Motorrad. Vielleicht hätte er ihn ansprechen sollen...

,,Noch, du sagst es.", sie beugte sich über die Bar und schnappte sich ein Stück von der Pizza. 

,,Was möchtest du eigentlich für einen Partner oder Partnerin?"

Sie wirkte ein wenig überrascht über seine Frage und runzelte die Stirn: ,,Naja, einen der auf mich aufpasst und mich liebt. Ich will verwöhnt und allem voran respektiert werden. Ich will in meinem Partner auch meinen besten Freund haben. Ich habe keine direkten Ansprüche, um ehrlich zu sein."

Luc nickte leicht. Für sie war es sicher nicht schwierig einen Partner zu finden. Sobald sie anfing mal die Außenwelt anzugreifen. Sie war der Inbegriff von Streber und eine extrem introvertierte Person. 

,,Vermutlich würde dir jeder Alpha zu Füßen liegen, solltest du mal deine Komfortzone verlassen. Wo wir gerade dabei sind, kommst du morgen auch?", ihr Dad war der beste Freund seines Vaters, natürlich war sie auch eingeladen.

,,Ich bin mir nicht sicher. Viele Menschen, Alkohol und noch dazu diese Art von Kleidung sind eigentlich genügend Indikatoren, um nicht dorthin zu gehen."

,,Musst du auch nicht, mein Dad versteht das sicher."


Wildcard [Omegaverse]Where stories live. Discover now