Hilfe

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Luc merkte, wie nahe der Omega seiner Erlösung war, an der Art und Weise, wie dessen Hüfte sich schneller und vor allem unregelmäßiger entgegen seiner eigenen bewegte. Er machte noch ein paar Sekunden weiter und hörte dann abrupt auf. Nova gab ein enttäuschtes Seufzen von sich: ,,Wieso...hörst du ausgerechnet jetzt auf?!"

Der Alpha versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen und möglichst gelassen zu klingen, als er sagte: ,,Wirfst du mich jetzt raus?"

Nova knurrte frustriert: ,,Mach weiter...bitte."

Schmunzelnd vergrub er das Gesicht in der Halsbeuge des Omegas und atmete tief ein. Luc fuhr mit der Zunge über die empfindliche Haut dort und schnaufte genüsslich. Novas Haut schmeckte durch das Schweiß-Pheromongemisch süß und salzig zugleich. 

Eigentlich war es eine sehr intime Geste, einen anderen so nahe an seinen Hals heran zu lassen, wenn man kein Halsband trug, von der er nicht erwartet hätte, dass Nova sie zuließ. Aber er spürte, wie der Omega seine Arme um ihn schlang und eine Hand in Lucs dichtem Haar vergrub. Novas Atem kitzelte auf seiner Haut, als dieser seinen Hals ableckte. Die Frage, ob Nova seine Pheromone mochte, war damit dann auch beantwortet.

Luc zwängte seine Arme unter den Omega hindurch und umschlang die schlanke Gestalt unter ihm. Er presste ihre Körper zusammen und machte dort weiter, wo er aufgehört hatte. Nova passte sich seinem schnellen Rhythmus an und grub dessen Fingernägel in die Haut an seinem Rücken. Luc machte das nichts aus. Das Stöhnen des Omegas war wie Musik in seinen Ohren. Musik, die nur führ ihn gespielt wurde. 

Novas Körper verspannte sich um ihn herum, als dieser seinen Höhepunkt erreichte und es fühlte sich unglaublich an, als Luc tief in dem Omega kam. Noch nie hatte er sich so gut dabei gefühlt. Er erlebte zum ersten Mal einen so intensiven Orgasmus. 

Einen kurzen Moment lang rechnete er damit, gleich eine Ohrfeige zu bekommen, weil er in dem Omega gekommen war, doch Nova klammerte sich noch immer an ihn, wie ein Ertrinkender. Er spürte die schnellen, unregelmäßigen Abstände, in denen sich der Oberkörper unter ihm hob und senkte. 

,,Nova...?", hatte er den Omega verletzt? Nein, Nova hätte ihm sicherlich klar gemacht, wenn er eine Grenze überschritten hätte.

Er hörte, wie Nova tief ausatmete und ihn losließ, damit Luc sich aufrichten konnte. Vorsichtig glitt er aus der Feuchte des Omegas heraus und vermisste dieses Gefühl augenblicklich. 

,,Du solltest gehen und mich vergessen.", Novas Stimme war leise. Er wagte es sogar zu behaupten, dass er so etwas wie Trauer herauszuhören. Vielleicht bildete er sich das aber auch nur ein...

Bevor er dem überhaupt widersprechen konnte, war der Omega aufgestanden und ins Badezimmer gegangen. Vielleicht war es besser jetzt zu gehen und Nova am nächsten Morgen wieder aufzusuchen. Wenn sie beide wieder ganz bei Sinnen waren. 

,,Mein Zimmer ist 423.", rief Luc in das Badezimmer: ,,Falls du deine Meinung änderst."

Er hob seine Kleidung auf und zog sich an. Die Pheromone des anderen klebten an seinem Körper wie der Schweiß, der sich auf seiner Haut gebildet hatte. Luc hörte das Wasser in der Dusche. Vermutlich war das gar keine so schlechte Idee. Ganz sicher würde er Nova nicht vergessen. Jetzt erst recht nicht mehr. Noch immer schmeckte er die süßen Pheromone auf seiner Zunge und spürte die Gänsehaut unter seinen Fingerspitzen. Nova zu vergessen kam gar nicht infrage. 


Leise verließ Luc das Zimmer und schlich durch den Flur in Richtung des Aufzugs. Sein Zimmer lang im nächsten Stock, der zweithöchste. Die Suite war viel zu groß für ihn alleine, jedes normale Hotelzimmer hätte es auch getan. Vermutlich hätte es jeden anderen Omega beeindruckt, dass er eine ganze Suite für sich hatte, noch dazu im letzten Stock den man buchen konnte. Es war bereits kurz vor fünf. Der Himmel war bewölkt und es regnete in Strömen. Immerhin würde die Sonne dadurch ein wenig später erst richtig scheinen.

Luc zog sich aus und legte die Kleidung schön gefaltet auf die Couch neben dem Bett. Seine Mom hatte glücklicherweise an Wechselkleidung führ ihn gedacht und ihn vor ein paar Tagen darum gebeten, etwas herauszusuchen, das er am nächsten Tag tragen wollte. 

Der Alpha trottete in das Badezimmer und wusch sich den Schweiß und die Pheromone von der Haut. Je schwächer Novas Geruch auf ihm wurde, umso weiter entfernte sich diese Nacht von ihm. Was wenn Nova schon weg war? Luc hatte nichts, um den Omega zu finden, nur einen Namen. Auch wenn er kein Recht dazu hatte, sauer zu sein, weil er nach einem vermeintlichen One-Night-Stand keine Handynummer oder Adresse bekommen hatte, kränkte es ihn ein wenig. Luc fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. Nova hatte gesagt, er sollte ihn vergessen. Natürlich würde der Omega aus seinem Leben verschwinden, als wäre er nie darin aufgetaucht. 

Es war egoistisch, ja, aber das würde er nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Luc stellte das Wasser ab und trocknete sich hastig ab, ehe er schnell in die frische Kleidung schlüpfte und mit nassem Haar aus seinem Zimmer huschte. Er wusste, dass Nova nicht zu Fuß hier war und hatte daher den Autoschlüssel mitgenommen, um dem Omega im schlimmsten Fall folgen zu können. So leicht kam Nova ihm nicht davon. 

Der Aufzug brauchte länger als sonst, vielleicht lag das daran, dass er es tatsächlich eilig hatte. 

Mit einem lautem Bing blieb der Aufzug stehen und er drückte auf die weiß leuchtende acht. Luc runzelte die Stirn, als er laute Geräusch wahrnahm, die sich anhörten, als würde jemand streiten. 

Das klang gar nicht gut. Als die Aufzugtüren sich öffneten fiel sein Blick als erstes auf einen der Security Angestellten des Casinos, der hoffentlich nur bewusstlos, auf dem Boden vor Novas Zimmer lag. Die Türe stand offen und er hörte die Stimme des Omegas. Ohne lange nachzudenken rannte Luc zu dem Hotelzimmer. Ein weiterer Security Arbeiter stand in dem Raum und vor ihm lag Nova. Die Nase des Omegas blutete und dessen Lippe war aufgeplatzt. Als der Omega ihn bemerkte, weiteten sich dessen Augen. Luc legte einen Finger an seine Lippe. Der Mann holte sein Handy aus der Jackentasche und warf einen kurzen Blick auf Nova. Luc griff kurzerhand nach der Blumenvase, die auf einer Kommode stand und stieg leise über den liegenden Körper. 

,,Wir haben ihn gefunden. Zimmer...", bevor er zu Ende sprechen konnte, schlug Luc ihm die Vase auf den Schädel. Sie zerbarst und der Mann fiel zu Boden. Er packte Nova am Handgelenk und zog den Omega auf die Beine. Schnell griff dieser nach seinem Rucksack und ließ sich von ihm aus dem Zimmer zerren. 

,,Was tust du hier?!", Nova warf sich den Rucksack auf den Rücken und stellte sich neben ihn in den Aufzug. 

,,Dir helfen.", auch wenn er das nicht vorgehabt hatte. Er drückte so oft auf die sieben bis sich der Aufzug schloss und in Bewegung setzte. Am Ende des Flures im siebten Stock gab es ein Treppenhaus. Der Omega trug wieder nur das schwarze Kleid und Pumps. Er kannte die Marke, da Cathy ähnliche Schuhe besaß. 

,,Wieso?!", Nova lief ihm hinterher und stolperte beinahe. Fluchend zog der Omega sich die Schuhe aus. Luc hielt noch immer das Handgelenk des anderen fest umklammert. Der Flur schien endlos lang zu sein. Wenn er es sich nicht einbildete hörte er, wie der Aufzug erneut zum stehen kam und sich ein Stimmengewirr näherte. 

,,LUC!", das Brüllen seines Dads machte das nicht besser. Beinahe fühlte er sich schuldig. Was wenn Nova etwas schlimmes getan hatte und sein Dad den Omega deshalb brauchte? Oder etwas wusste, um schlimme Dinge zu verhindern?

Luc schüttelte den Kopf. Was auch immer es war, Nova würde es ihm verraten, auch wenn dieser davon noch nichts wusste.


Wildcard [Omegaverse]Where stories live. Discover now