Giftschlangen

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Luc wurde wach, als er spürte wie Novas Körper sich bewegte. Er verstärkte den Griff, mit dem er den Omega auf dem Bett festhielt und schlug die Augen auf.

Eine Weile lang gab Nova sich geschlagen und blieb bei ihm liegen. Vermutlich genoss er es genauso sehr, wie der Alpha selbst. Er nahm die zarten Omega-Pheromone die an ihm klebten stärker wahr, als seine eigenen. Irgendetwas war...anders als sonst. Die Pheromone bestanden nicht nur aus dem frischen Zitrusduft, sondern hatten auch noch etwas Süßes an sich.

,,Ich weiß, dass du wach bist.", Novas Stimme war heiser und leise, als würde es ihm Schmerzen bereiten lauter zu sprechen. Luc summte bestätigend und streckte sich ausgiebig, nicht ohne den warmen Körper neben sich noch fester an sich zu drücken.

Die letzten Nächte waren schrecklich kurz gewesen. Er hielt es dem Omega natürlich nicht vor.

,,Lass mich los, ich muss mal."

Widerwillig ließ er Nova aus dem Bett klettern. Er vermisste die Wärme des anderen neben sich augenblicklich und atmete hörbar aus. Luc fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und griff nach dem Lichtschalter der kleinen Lampe. Er griff nach seinem Handy und schaltete es an.

Haufenweise Anrufe und Nachrichten. Was denn auch sonst. Er fühlte einen Stich in seinem Herzen, als er die Nachricht seiner Mom las: ,,Bitte komm nach Hause."

Oh Mann. Vielleicht war das auch das letzte Zeichen, dass er gebraucht hatte um endlich einen Entschluss zu fassen. Er was sich fast sicher gewesen, dass es besser war, Nova zu verlassen, doch jetzt, nach der letzten Nacht würde er das ganz sicher nicht tun. Auch wenn der Omega es sicher nicht zugeben würde, konnte er nicht leugnen, dass es zwischen ihnen den ein oder anderen Funken gab.

Luc legte das Handy wieder weg und schnaubte. Irgendwann musste er den nächsten Schritt machen, oder er würde die nächsten zehn Jahre hier in einem Stripclub verbringen und seiner Mom Nachrichten schreiben...

Nova kam zurück in das Zimmer und bürstete sein Haar. Der Omega sah ihn stirnrunzelnd an.

,,Haben meine Tränen dein Hemd durchnässt oder hat es einen anderen Grund, dass du es ausgezogen hast?"

Luc grunzte amüsiert. Tatsächlich gab es einen sehr guten Grund dafür. Er war nur ein wenig überrascht, dass Nova sich nicht daran erinnern konnte.

,,Wenn du es mir wieder gibst, ziehe ich es an.", er lehnte sich lässig zurück und grinste schief, als der Omega an sich hinab sah und schnaubte. Eigentlich sollte es Luc nicht mehr so überraschen, wenn Nova sich plötzlich vor ihm auszog. Er warf ihm das Hemd an den Kopf und trottete dann zur Kommode.

,,Was ist in dem Schlafzimmer des Mädchens passiert?", Luc legte das Hemd zur Seite und setzte sich auf. Er war durchaus neugierig, was Nova zu sagen hatte.

Der Omega hielt kurz in seiner Bewegung inne und warf ihm einen verwirrten Blick zu: ,,Dasselbe könnte ich dich auch fragen."

,,Ich habe dich raus geholt."

,,Natürlich, Superman. Du bist da rein, hast zwei Typen verprügelt, um den armen Omega in Not zu retten."

,,Einer hatte auch noch ein Messer.", zugegeben war Luc wirklich stolz, behaupten zu können, dass es genauso abgelaufen war. Zwar hatte er den ein oder anderen Schnitt abgekriegt, aber das war es wert gewesen.

Nova richtete sich vor ihm auf und blickte in ungläubig an. Wäre der Omega nicht beinahe nackt, wäre Lucs Konzentration ein wenig stärker.

,,Was? Glaubst du mir nicht? Geh und frag Vivienne.", das Omega-Mädchen hatte sich tausend Mal bedankt, dass er gekommen war. Die beiden Männer hatten scheinbar auch vorgehabt sie zu töten. Zumindest hatte sie irgendwas in die Richtung gestammelt.

,,Danke...schon wieder.", damit drehte Nova sich um, doch ehe der Omega weggehen konnte, packte Luc dessen Handgelenk und zog ihn zurück. Ein Paar blauer Augen funkelte ihn wütend an, als der Alpha den anderen festhielt um eine weitere Flucht zu verhindern. Es war an der Zeit für Antworten.

,,Wenn du als Belohnung erwartest, dass ich jetzt mit dir schlafe, muss ich dich enttäuschen, Luc.", zischte Nova zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und befreite sich aus der Umarmung.

,,Erstens, erwarte ich gar nichts von dir, außer ein paar Antworten. Und zweitens, klingst du wie eine Schlange, wenn du so zischst."

Hielt der Omega so wenig von ihm? Luc verlangte doch keinen Sex als Belohnung für irgendetwas! Er hatte bisher mit Nova geschlafen, weil, hoffentlich, beide das gewollt hatten.

Für ein paar Sekunden hielten beide dem finsteren Blick des jeweils anderen stand. Es war der Omega, der sich schließlich schnaubend abwandte und leise fluchte. Er zog sich ein T-Shirt über und fuhr sich übers Gesicht. Anscheinend war auch Nova so langsam dabei zu verzweifeln.

,,Die beiden Typen arbeiten für meinen Dad. Irgendwie haben sie wohl herausgefunden, wo ich mich aufhalte und versucht mich zu entführen."

,,Verständlich, dass dein Dad sauer ist, nachdem du deine Mom ermordet haben sollst.", die Ohrfeige kam schneller, als Luc überhaupt verstand, was gerade passiert war.

,,Ich habe getötet, das leugne ich nicht. Aber nie habe ich jemanden ermordet, schon gar nicht meine eigene Mutter! Für wen hältst du dich eigentlich?! Du tauchst plötzlich auf und klebst an mir, wie ein Kind an seiner Mutter! Überall wo ich hinsehe, bist du! Und dann wagst du es auch noch, mit falschen Anschuldigungen um dich zu werfen!", Nova presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und ballte die Hände zu Fäusten.

,,Das würde ich nicht tun, wenn ich endlich ein paar Antworten bekommen würde.", er schluckte die aufsteigende Wut hinunter. Jetzt auf diesen Streit einzugehen was sinnlos. Der Omega war aufgewühlt, von letzter Nacht, von Lucs Worten und vermutlich auch noch weil Nova genau wusste, dass Luc recht hatte.

,,Ich bin dir keine Antworten schuldig! Du bist ein Fremder!"

,,Dann sag mir, dass ich gehen soll!", Luc realisierte erst, dass er Nova angebrüllt hatte, als dieser zusammenzuckte und zurückwich. Seine Geduld war am Ende. Er versuchte ständig zu helfen. Er ließ sich schlagen und beleidigen und herumkommandieren und bekam nicht eine einzige Antwort als Gegenleistung.

,,Sag mir ein letztes Mal, dass ich gehen soll und du siehst mich nie wieder."

Nova funkelte ihn wütend an, still schweigend. Er konnte es nicht. Der Omega wollte ihn nicht wegschicken. Luc wagte es einen Schritt auf den anderen zuzugehen und legte zögernd eine Hand auf dessen weiche Wange. Der Alpha beugte sich zu Nova hinab und zwang diesen, nach oben zu sehen, sodass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten.

,,Du willst nicht, dass ich gehe, genauso wenig wie ich das will.", er spürte den zitternden Atem des anderen auf seinem Gesicht.

,,Mein Dad hat sie vor meinen Augen erschossen und mich gezwungen, mit ihm nach Amerika zu fliegen. Geschäfte laufen besser, wenn man einen hübschen Omega als Einsatz hat.", der Ausdruck auf Novas Gesicht reichte völlig aus, um zu wissen, dass der Omega zum ersten Mal mit jemandem darüber sprach.

Luc spürte sein eigenes Herz, dass wir wild schlug. Auch wenn Nova es nicht ausgesprochen hatte, hatte er doch bestätigt, dass er ihn bei sich haben wollte.

Der Alpha rang mit sich selbst. Sollte er es nun wagen, Nova zu küssen oder war das eher keine so gute Idee?
Vielleicht trat er dem Omega damit zu nahe oder machte den Eindruck, dass er die Schwäche des anderen zu seinen Gunsten ausnutzen wollte.

,,Ich will dass du bei mir bleibst."

Wildcard [Omegaverse]Where stories live. Discover now