Kapitel 4: Engel bluten nicht

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Nachdem Wook und seine Freunde den Saal verlassen haben, versuchte ich mich aufzurappeln. Doch mein ganzer Körper schmerzte und bewegen war momentan fast ein Ding der Unmöglichkeit. Also legte ich mich wieder auf den kalten Boden des Vorlesungssaals darauf bedacht, nicht zu viele Verletzungen zu berühren. Am schlimmsten schmerzte mein Rücken und mein Bauch, darauf hatten sie am öftesten geschlagen. Zusätzlich breitete sich ein Gefühl der Übelkeit in mir aus. Dabei hatte ich doch eigentlich gar nichts mehr im Magen.

Nach einer Weile, in der ich zu Atem gekommen bin, richtete ich mich vorsichtig und unter Schmerzen auf, nahm meine Tasche die sie zur Seite geschmissen hatten und ging langsam Richtung Tür. Als ich zum ersten Mal auftrat schoss ein stechender Schmerz meinen Rücken hinauf und unterdrückt schrie ich auf. Mir war klar, dass sich meine Narben von heute Nacht noch nicht richtig geschlossen hatten und sich durch die Schläger weiter geöffnet haben.

Als ich auf dem Flur trat kam mir ein Schüler aus dem sechsten Semester entgegen. Schnell verbeugte ich mich höflich. Er grüßte zurück und sah mich etwas seltsam an, wahrscheinlich wegen des Blutes auf meinem Gesicht. Schnell setzte ich ein freundliches Lächeln auf und lief an ihm vorbei, bevor er noch irgendwelche Fragen stellen konnte denn eins war klar: ich würde mich an Wooks Mahnung halten und niemandem von dem Vorfall erzählen.

Auf den Toiletten angekommen rannt ich zuerst in eine Kabine und erbrach mich ins Klo. Heraus kam nur Magensäure und die Reste der Gurke von heute Morgen, kein Wunder, ich hatte seit Tagen nichts mehr richtig gegessen.

Nachdem mein dürftiger Mageninhalt entlehrt wurde, spülte ich und schaute anschließend, dass niemand sonst im Klo war. Aktuell waren alle Studenten auch beschäftigt, also sollte niemand reinkommen. Erst dann zog ich vorsichtig meine Lederjake und das T-Shirt aus, was ich unter der Jacke trug. Der Veband, den ich mir in der Nacht gemacht habe war an vielen Stellen Blutgetränkt und am unteren Rand war Blut ausgetreten. Schenll wog ich meine Möglichkeiten ab. So konnte es nicht bleiben, zumal ich vorhatte, die heutige Trainingseinheit mitzumachen, die nach der Vorlesung dran wäre, die ich momentan soweiso verpasste. Also hätte ich jetzt noch ungefähr eine Stunde. Der Weg nach Hause war zu weit, er dauerte 30 Minuten. Die Beste Variante wäre es, mir neues Verbandszeug in der nächsten Apotheke zu besorgen und mir dann in der Uni die Wunden notdürftig zu säubern.

Mein Gesicht konnte ebenfalls nicht so bleiben. Meine Wange war schon blau angelaufen und an meinem Kinn begann sich der Fleck schon grün zu färben. Aus meiner Nase lief Blut und hatte sich auf meinem ganzen Gesicht verteilt. Mein Gesicht sah schon sehr beschissen aus. Das war aber auch schon vor dem Blut und den blauen Flecken so.

Schnell wante ich den Blick von meinem Spiegelbild ab und wusch mir statdessen das Blut ab. Nachdem kein einzigster Fleck Blut mehr auf meinem Gesicht war, nahm ich etwas Schminkzeug aus meiner Tasche und begann, die Flecken zu überdecken.

Anschließend betrachtete ich mein Werk im Spiegel. Mein Gesicht war blass und eingefallen. Meine Wangen waren zu dick, meine Lippen durch ein Schlag noch dicker als sonst. Sie sahen fast schon aufgespritzt aus. Einfach nur hässlich. Ebenso wie meine blauen Haare, die mein Gesicht nur noch blasser aussehen ließen. Kurz, ich war hässlich und fett, da hatte Wook schon recht.

Mein Spiegelbild nichtmehr ertragen könnend, zog ich mit T-Shirt und Jacke wieder an, nahm meine Tasche und machte mich auf den Weg zur Apotheke.

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Zufrieden befestigte ich den fertig gewickelten Verband am Ende auf meiner Brust und betrachtete mein Werk. Es war sehr gut geworden dafür, dass ich eigentlich kaum Zeit hatte. Ich war wohl schon geübter in Verbändern wickeln, wie ich bedaurnt feststellen musste. Mein Apotheken Ausflug hatte reibungslos funktioniert, ich hatte mir auch eine Schmerzcreme für meinen Bauch gekauft. Dieser hatte einiges an Schlägen abbekommen und sich ebenfalls so schön blau-grün wie mein Gesicht verfärbt. Doch die Creme linderte gut den Schmerz, der davon ausging.

Nach einem Bilck auf die Uhr verließ ich mitsamt meiner Tasche die Toilette und machte mich auf den Weg zum Trainigsraum.

Dort angekommen begrüßte mich der wüntende Blicke von Wook, der auch sogleich auf mich zulief. Er blieb nahe vor mir stehen und funkelte mich an. Mein Körper spannte sich automatisch an und ich begann zu zittern.

"Du wagst es, mein Kunstwerk zu zerstören? Dumme Schwuchtel! Glaub ja nicht, dass du morgen glimpflich davon kommst! Es soll ja jeder sehen, dass so ein fettes Schwein wie du auch hübsch aussehen kann, nicht wahr? Sieh nur, du zitterst ja jetzt schon vor Angst", zischte Wook mir bedrohlich zu. Dann grinste er boshaft und wante sich von mir ab. 

Ängstlich blickte ich ihm hinterher. Morgen würde definitiv kein guter Tag für mich werden, so viel stand schonmal fest.

Doch die Stunde begann und ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, ich brauchte das Training. Das Tanzen war anstrengender als sonst. Öfter als sonst musste ich eine Pause machen, mich hinsetzten und was trinken, weil die Welt anfing  sich zu drehen.

Nach dem Training zog mich Professor Kim nochmal zur Seite.

"Ok Jimin. Dein Tanz für die Meisterschaften wird sanft und elegant werden, es passt am besten zu dir. Wir haben schon ein passendes Lied dafür rausgesucht und du könntest mitentscheiden, wie die Choreografie dafür aussehen soll. Schließlich weißt du mit am Besten, was du kannst und was nicht. In Ordnung?"

Fragend blickte mich Professor Kim an.

Ich nickte, und er stellte an der Musikanlage etwas ein und schon began die Musik zu spielen.

Mit geschlossenen Augen lauschte ich andächtig den sanften Klängen des Klaviers und der Streicher. Die Musik fesselte mich und ich konnte es, trotz Wooks Drohung, nicht abwarten, den Tanz dazu genauso fesselnd zu machen. Ich fragte Professor Kim, wann wir anfangen könnten, die Choreographie zu planen. Doch Professor Kim meiinte nur, dass die Meisterschaften erst in vier Monaten stattfinden, also Anfang Oktober, und ich solle mich jetzt erstmal auf die anstehenden Prüfungen zum Semesterende konzentrieren.

Vor der Uni blickte ich mich suchend nach Hobi um. Recht schnell fande ich ihn dann auch. Er stand bei anderen Leuten, die ich alle nicht kannte, und lachte ausgelassen und fröhlich. So hatte ich ihn lange nicht mehr mit mir zusammen erlebt, nur wenn er von Taehyung und Jungkook erzählte, war er so glücklich. Also lag es wohl an mir, ich war das Problem. Also ging ich alleine nach Hause.

Zuhause angekommen schlatete ich gleich meine  Laptop an, um, wie geplant, etwas neues auf meinem Instagram Account hochzulade. Ich hieß dort 'Golden_Angel'. Meine Halmoeni nannte mich so. Sie sagte, alles an mir sei engelhaft. Doch Engel weinen nicht, Engel bluten nicht, Engel sind wunderschön, Engel sind perfekt. Und ich bin alles aber nicht wunderschön und perfekt. Denn ich bin kein goldener Engel mehr.

Danke an xxkookieeexx für die Votes in jedem Kapitel🥰. Ich hoffe, dir gefällt die Geschichte weiterhin.

Fallen Angel - YoonminOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz