Kapitel 10: Eine Entscheidung fürs Leben

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Yoongi musste diese Erkenntnis erstmal sacken lassen. Bei mir war schon länger der Gedanke über ein solches Ergebnis über unsere Situation da, doch es nochmal laut zu höre, schockte mich auch.

Nach einer Weile des Schweigens musterte mich Yoongi eingehend . Dann wurde sein Blick traurig und er senkte leicht den Blick. Ich hatte eine Vermutung, ob des Grundes, doch wollte bestätigt wissen, dass meine Vermutung auch stimmt.

"Was bedrückt dich? Ist es, weil ich offensichtlich nicht leben möchte und dich damit auch in den Tod reißen würde, du aber leben willst?"

Yoongi nickte. "Ich möchte nicht so egoistisch sein und dir deinen Wunsch verwehren. Zumal ich ja weiß, wie es ist, nicht mehr zu wollen." Das was Yoongi sagte, war durchaus plausibel. Doch wenn ich ihm das Leben verwehren würde, wäre das ja auch egoistisch. Und er war scheinbar berühmt, hatte viele Fans und denen ihr Idol zu nehmen war nicht gerechtfertigt. Auf der anderen Seite war es mein Ziel, mehr oder weniger, mein Leben zu beenden. Und ich sollte das für jemanden, den ich kaum kannte, einfach weg werfen?

Da fiel mir wieder ein, dass ein Autounfall der Grund dafür ist, dass Yoongi nun hier ist. Das erinnerte mich an meine eigene Situation von vor zwei Jahren. Der Autounfall, bei dem mir die letzte Familie genommen wurde, die ich hatte, meine Großeltern. Ich wollte nicht, dass Yoongis Familie, Freunde und Fans das selbe durchmachen müssen wie ich. Auch wenn das bedeutet, dass ich zurück in die Hölle namens Leben muss.

Wie, als wollte etwas mich bestärken, erschien vor uns wieder das Krankenzimmer mit Yoongi im Bett. Jin und Namjoon waren deutlich zu erkennen, beide traurig und verzweifelt. Sie sprachen miteinander aber ehe ich etwas verstehen konnte, verschwand das Zimmer wieder.

"Hast du Familie", fragte ich Yoongi.

"Ja. Ich habe einen älteren Bruder, er heißt Jackson. Er hat immer an mich geglaubt. Doch momentan ist er mit meinen Eltern im Urlaub in Europa. Vielleicht haben sie noch gar nichts von meinem Unfall mitbekommen. Ich vermisse sie." Yoongis Blick schweifte in die Ferne und ich konnte mich nur bestärken: Yoongi musste Leben.

"Du wirst leben", platzte es aus mir raus.

"Was?" Yoongi sah mich verwirrt an. "Aber dann lebst du auch."

"Ich weiß", sagte ich sanft und lächelte. "Aber dein Leben ist unglaublich wertvoll. Es wäre egoistisch von mir, meinen lächerlichen Todeswunsch über dein Leben zu setzten und über dich zu bestimmen. Du hast so viele Menschen, die auf dich warten im Leben. Sie sollen nicht mein Schicksal erfahren, wenn sie dich jetzt verlieren. Vielleicht sind unsere Leben, nachdem wir hier raus sind, nicht mehr aneinander gebunden, sodass ich dann für mich sterben kann. Dann haben wir beide unser Ziel erreicht."

"Nein!", rief Yoongi laut. "Wenn wir uns jetzt Beide dafür entscheiden, weiterzuleben, werden wir das auch machen. Bitte, mach was aus deinem Leben, du bist so eine liebenswerte Person."

"Wenn ich das wirklich sein sollte, warum habe ich dann keine Freunde, keine Familie?", schleuderte ich ihm aufgebracht entgegen. Doch Yoongi blieb ruhig und sagte:"Dem Jungen an deinem Krankenbett schienst du wichtig zu sein auch, wenn du vielleicht anderer Meinung bist. Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist und ich habe nicht das Recht, über etwas zu urteilen, von dem ich keine Ahnung habe, doch mein Rat ist, nochmal mit ihm zu reden.".

"Hobi hat mich belogen, sich neue Freunde gesucht und mit ihnen hinter meinem Rücken über mich gelästert. Und ich soll jetzt einfach nur mit ihm reden und dann sagen 'Schwamm drüber'?"

"Das habe ich überhaupt nicht gesagt." Yoongi blieb ruhig, trotz meiner lauten Stimme. "Warum sollte er da sein und weinen, wenn du ihm komplett egal bist?" Ich öffnete den Mund doch Yoongi kam mir zuvor:"Er musst vorhin wahrscheinlich nur gehen, weil die Besucherzeiten um waren. Du bist ihm trotzdem wichtig und er dir offensichtlich auch." Nachdenklich nickte ich. Yoongi hatte Recht, Hobi war mir verdammt wichtig. Er war mein bester Freund.

"Wahrscheinlich hast du Recht", gab ich seufzend zu. "Weißt du, eigentlich habe ich nur für Hobi und meine Leidenschaft gelebt, dem Tanzen. Mein großer Traum ist es, mit meinem Tanz Menschen zu faszinieren, auf großen Bühnen zu stehen. Es hat mir immer Spaß gemacht doch dann wurde ich dafür gemobbt, gut in meiner Leidenschaft zu sein."

"Solche Personen haben überhaupt nichts zu sagen in deinem Leben, merk dir das. Lebe so wie du es willst und lass dich nicht von anderen beeinflussen, das macht dich nur unglücklich. Verfolge deine Leidenschaft, dann kommst du auch an deine Ziele."

"Wie kannst du so weise davon sprechen?", fragte ich bewundernt. Denn das, was er sagte, klang sehr durchdacht und sinnvoll.

"Jeder muss seine Erfahrungen machen. Wie ich schon sagte, ich war auch mal an deinem Punkt. Doch durch einen guten Freund habe ich wieder zu mir selbst gefunden und gelernt, nicht auf andere zu hören sondern mein Ding durchzuziehen. Ich möchte dir helfen, die Erfahrung nicht schmerzvoll selbst zu machen." Yoongi lächelte mich aufmunternd an. Ich dachte darüber nach über alles, was Yoongi mir gesagt hatte.

"Danke Yoongi", sagte ich aufrichtig, ging auf ihn zu und umarmte ihn fest und dankbar. Die Umarmung fühlte sich gut an, ich fühlte mich so geborgen bei ihm. "Ich denke du hast Recht. Ich sollte mich nicht unterkriegen lassen. Außerdem muss ich das mit Hobi klären und ich will wieder tanzen und mich frei fühlen. Ich muss doch für meine Halmoeni und mein Halaboeji leben. Und selber will ich noch so viel erleben, mein Parner fürs Leben finden und die Welt sehen." Ich blickte Yoongi fest in die Augen. "Ich möchte leben." Meine Stimme klang fest und entschlossen. Yoongi lächelte stolz.

Dann wurde unsere Umgebung gleißend weiß und strahlend. Wir lösten uns etwas voneinander, um dem Spektakel zuzusehen. Yoongi drehete den Kopf zu mir und sah mich an. "Jimin", flüsterte er fasziniert. "Du leuchtest so weiß. Das macht mich unbeschreiblich glücklich." Nun drehte ich meinen Kopf ebenfalls zu ihm und er weitete die Augen. "Du siehst aus, wie ein Engel".

Ich wollte etwas darauf erwiedern aber Yoongi begann bereits zu verblassen.

"Verlass mich nicht, bitte", rief ich ihm verzweifelt zu. Ich wollte nicht schon wieder jemanden verlieren.

"Werde ich nicht! Ich werde dich finden, mein Engel!", verprach mir Yoongi, dann war er verschwunden und um mich herum wurde es schwarz. Yoongi...

Fallen Angel - YoonminWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu