Kapitel 39:

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"The Healer has the bloodiest hands" - unknown.

Luiz P.o.V:

Der Tag verging schleppend, mit jeder Minute, die verstrich fiel mir eine andere Möglichkeit ein, wie der Abend heute enden könnte. Immer wieder ging ich in Gedanken durch, was und vor allem wie ich es ihr am Besten erklärte. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass sie mir glauben würde, wenn ich ihr nur sagen würde, dass ich Angst um sie hatte. Sie würde es in Frage stellen, wieso ich aus Angst bzw. Sorge so aggressiv werde. Aber das konnte ich ihr nicht beantworten. Wie auch, ich wusste es doch selbst nicht?
Das einzig Positive an diesem Tag, war der Kampf, welchen ich mit Leichtigkeit gewann. Durch meine Angespanntheit und die Wut, die ich jedes Mal auf neue empfand, wenn ich an heute morgen dachte, konnte ich den Kampf mit ein paar Schlägen gewinnen. Die Kohle, die ich dadurch gewann und die Art, wie mich die Leute feierten hob aber meine Laune auch nicht. Was ich brauchte war Aurelia und am Liebsten hätte ich sie nackt in meinem Spielzimmer. Doch bevor dass machbar war, musste sie mir wieder vertrauen und das ging nur mal nur, wenn ich mich ihr erklärte.

Mittlerweile war es kurz nach 19Uhr und ich wartete, wie die letzten Male vor dem kleinen Café, aus dem sie hoffentlich bald herauskommen würde. Immer und immer wieder ging ich meine Erklärung durch und nie fand ich es passend, gut oder hatte das Gefühl sie würde irgendetwas nachvollziehen können. Verzweifelt raufte ich mir die Haare und lehnte mich, sowie mein Kopf gegen das Auto.

„Luiz?", hörte ich endlich ihre leise und unsichere Stimme mich fragen. Ich hob den Kopf vom Auto und blickte auf sie herunter. Ihre Hände spielten nervös miteinander, während sie mich aus ihren unschuldigen, blauen Augen ansah.

„Ja, Kleines. Schön, dass du es mich erklären lassen möchtest. Dafür bin ich dir sehr dankbar", sprach ich rau und hob langsam meine Hand, um diese auf ihre Wange zu legen. Kurz blinzelte sie mehrfach, als wäre sie verunsichert was ich vorhatte. Dann sah ich, wie sie entspannend die Augen schloss, doch viel zu schnell sah sie wieder auf. Fast schon ein wenig schüchtern lächelte sie mich an.

Ich öffnete ihr die Autotür und gleich darauf stieg sie ein. Die Fahrt verlief ruhig und kurze Zeit später kamen wir an einem Restaurant mit einer sehr schönen Terrasse an. Wieder öffnete ich die Tür und kurz darauf saßen wir an unserem Platz und bestellten zu Essen.

„Wie war dein Tag, Liebes?", fragte ich sie, jedoch zuckte sie nur mit den Schultern.

„Es ging schon und deiner?", antwortete sie mir, dennoch konnte auch ich ihr keine bessere Antwort geben. Kurz entstand Stille, welche von der Angespanntheit der Situation nur so sprieß, bevor ich jedoch das Gespräch begann einzuleiten.

„Ich würd gern mit dir über heute morgen reden. Um dir bestmöglich alles zu erklären und dir das Gefühl zu geben, dass du sicher bist. Dafür muss ich aber wissen, was genau du brauchst. Also welche Fragen hast du, was brauchst zu zwischenmenschlich von mir, etc.", erklärte ich, wobei sie nur nickte.

„Ich brauche etwas Distanz. Ich fühl mich mit Körperkontakt nicht wohl und muss das erstmal verarbeiten, bevor ich dich wieder näher an mich heranlasse. Und da ich denke, dass du nicht Grundlos so gehandelt hast, musst du mir deine Gedanken dazu mitteilen. Nur so kann ich verstehen, dass ich sowas niemals von dir zu erwarten habe, wenn es um mich geht..", antwortete sie mir.

„Zu allererst, du musst keine Angst haben, dass du jemals so etwas zu erwarten hast, wenn es um dich geht. Trotzdem werde ich dir alles erklären. Ich verstehe deine Besorgnis, vor allem bzw. in Anbetracht deiner Vergangenheit und ich will dass du mir vertrauen kannst. Ich werde dich nicht berühren, wenn du es heute nicht willst. Ich werde vielleicht vorsichtige Andeutungen machen, wie vorher als ich meine Hand an deine Wange legte, aber mehr werde ich nicht tun. Ich respektiere dein Bedürfnis nach Distanz und Rückzug, damit du die Dinge verarbeiten kannst. Du darfst mir jederzeit mitteilen, wenn dir irgendeine Berührung zu viel ist oder du vielleicht am Ende das Abends doch gerne mehr Nähe hättest", fing ich an und Aurelia nickte um mir zu signalisieren, dass sie mir aufmerksam folgte.
„Meinen Aussetzer heute morgen kann ich nicht rückgängig machen, auch wenn ich es im Nachhinein gerne würde. Ich weiß, wie viel beim Autofahren passieren kann und ich musste bereits mitansehen, wie nahestehende Personen dadurch umkamen oder schwerst verletzt wurden. Nachdem uns das Auto heute morgen so schnitt und es beinahe heftiger gekracht hätte, als es im Endeffekt war, packte mich riesige Wut, angetrieben von der Sorge um dich. Du warst mit mir im Auto, du hättest dabei verletzt werden können, schwer verletzt werden können. Den Gedanken und die Sorge, dich durch sowas etwas verlieren zu können, hat in mir alle Sicherungen durchbrennen lassen. Ich wollte dass er spürte, wie beschissen seine Aktion war und wäre dir dabei etwas passierte, wäre die Situation noch viel schlimmer für ihn ausgegangen. Mein Verhalten von heute morgen ist nicht zu entschuldigen und dennoch tut es mir wirklich aufrichtig leid, dass du das mitansehen musstest und dass es überhaupt soweit kam. Ich will und wollte dir keine Angst machen und noch viel weniger wollte ich dich an mir zweifeln lassen. Es tut mir wirklich leid, Aurelia. Ich hoffe sehr, dass du mir wieder Vertrauen kannst und dich nicht vor mir fürchtest", endete ich schließlich und erkannte, dass ihre Augen leicht glasig wurden.

Zeitgleich kam unser Essen, wodurch Aurelia sich wieder etwas sammelte. Während wir zu Essen begannen, sah ich wie Aurelia meine Worte auf sich wirken ließ. Die Stille und das Warten auf ihre Antwort war eine Qual für mich und trotzdem drängte ich sie nicht dazu mir zu antworten, sondern versuchte ihr die Zeit zu geben, die sie brauchte.

„Ich glaube dir..", fing sie an die Stille zu durchbrechen und doch hörte ich die Angst in ihrer Stimme heraus.
„Ich glaube dir, dass es aus Sorge um mich passierte und ich glaube dir, dass du nicht wolltest, dass es soweit kam. Ich habe aber jetzt auch das Gefühl, als gäbe es zwei verschiedene Personen in dir. Den Luiz, den ich bisher kennengelernt habe und der gerade vor mir sitzt. Welcher wahnsinnig fürsorglich und aufmerksam ist. Und den Luiz, bei dem heute morgen die Sicherungen durchbrannten. Und auch wenn ich die Beweggründe verstehen kann, habe ich eine Heidenangst vor diesem Luiz", sie machte eine Pause, wobei ich ihr ansah wie schwer ihr die nächsten Worte fallen würden, „ ...und trotzdem würde ich gerne lernen, dir zu vertrauen und die Zweifel beseitigen..."

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Hallo ihr Lieben,
zu lange ist es her, dass wieder was von mir kommt, dafür ein bisschen längeres Kapitel.
Ich hoffe sehr, es gefällt euch!

Und wie gefällt euch das mit dem Spruch am Anfang? Das hab ich ne zeitlang bei Kaden Price gemacht und finde das eigentlich ganz super. Was meint ihr?

Über ein 🌟-chen oder ein paar nette Zeilen von euch würde ich mich sehr freuen.

Habt noch einen schönen Tag!

LG LeV.

"The Heartbreaker"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt