Der Regen fiel prasselnd zu Boden. Der Boden sog sich augenblicklich voll Wasser, was gut war, denn das würde ihre Spuren verwischen und nichts war im Moment wichtiger. Sirius lief voraus und der Fremde, der ihm zuvor geholfen hatte, lief neben ihm. Auch wenn Jack ihn nicht kannte, war er nun froh, dass er bei ihm war, denn ohne ihn wäre es vermutlich eng geworden. Besonders als Hayn den Marktplatz mit seinen Grenzern erreicht hatte. Ob sie nun nach ihnen suchten? Vermutlich. „Wo rennt ihr hin?", rief der Mann.
Aber Jack antwortete nicht, sondern bog in den nahen Wald ab. Es konnte nicht schaden nicht den direkten Weg zu nehmen. Bei jedem Schritt spritzte das Wasser und bereits jetzt war Jack bis auf die Knochen nass. Eine halbe Stunde später erreichten sie den Treffpunkt, den Adam vorgeschlagen hatte. Aber als sie die Lichtung betraten, war diese leer. „Adam?", rief Jack und sah sich um. Das konnte doch nicht sein? War er ohne ihn aufgebrochen? Zweifel brachen über ihn herein wie böse Geister. Hatte er Adam zu schnell vertraut? Seine eigene Unruhe schien sich auf Sirius zu übertragen, denn der Wolf rannte hektisch von einer Ecke der Lichtung zur anderen. Es regnete weiter in Strömen.
„Was machen wir jetzt?", fragte sein Begleiter. Jack drehte sich zu ihm um und musterte ihn. Die kurzen blonden, fast weißen Haare, klebten ihm am Kopf. Er schien sich einige Zeit nicht mehr rasiert zu haben und hatte dunkle Ringe unter den Augen, aber das konnte das sonst schöne Gesicht des jungen Mannes nicht entstellen. Ansonsten trug er eine leichte Lederrüstung unter einem graugrünen Mantel und feste Lederstiefel. An seinem Gürtel sah er mehrere kleine Flakons eingesteckt und einen größeren Lederbeutel. Er hatte vorhin Glück im Unglück gehabt, dass er ihm zur Hilfe gekommen war und dafür war er ihm auch dankbar. Aber wer war der Kerl? Er sah aus wie ein Söldner. Hatte er auch dessen Gewissen? Andererseits nutzten nur wenige Söldner Rauchbomben und Elixiere.
Im Moment habe ich keine Wahl, dachte Jack. Er hat mir geholfen und wird nun genauso verfolgt wie wir. Ich muss ihm vertrauen. Wo sind nur Adam und Tim?
„Ich weiß es nicht", antworte Jack wahrheitsgemäß. Seine Gedanken überschlugen sich. Sie waren ihnen sicher auf den Fersen. Hier konnten sie nicht bleiben. Aber er glaubte nicht, dass Adam ihn verraten und im Stich gelassen hatte.
„Dann sollten wir aber schnell eine Entscheidung treffen. Wir sollten nicht zu lange an einem Ort bleiben. Auch wenn der Regen unsere Witterung sicher nicht einfach macht, sind wir noch zu nahe an Sylvala." Er hatte Recht, das wusste Jack. Er musste jetzt eine Entscheidung treffen. Aber zuerst musste er sich noch über etwas anderes sicher sein. „Du bist ein Scolar, richtig?"
Der Blonde nickte. „Ich war mal ein Novize, bin aber nie ... nicht so wichtig. Ich bin Silver. Freut mich, auch wenn die Umstände nicht gerade prickelnd sind."
„Jack", antwortete Jack und sah ihm in die Augen. „Warum hast du uns geholfen?"
„Lange und verrückte Geschichte, die ich gerne bei einem Lagerfeuer erzähle, wenn wir in Sicherheit sind. Aber jetzt ... Wir sollten weiter!"
„In Ordnung", unterbrach in Jack. „Das reicht mir ... Sirius?"
Der junge Wolf jaulte auf und kam zu ihm. „Such Tim", rief Jack und das Tier setzte sich kurz vor ihn, schloss die Augen und Jack sah wie Sirius den Kopf hob. Seine Nase zuckte kurz, dann sprang er plötzlich auf und lief in die Richtung aus der sie gekommen waren.
„Komm", sagte Jack. „Er hat ihre Witterung!"
Sie folgten dem Wolf durch den Wald zurück. Sie waren kaum fünfzig Meter weit gekommen, als Jack bereits Adams Haarschopf erkannte. Mit einer Hand umklammerte er zwei Rucksäcke und hielt die Zügel eines ihrer Packesel. Er hatte es irgendwie geschafft den Jungen quer über den Sattel zu legen. Bei jedem Schritt des Esels schwankte der Körper des Junge bedrohlich und Jack fürchtete schon, dass er jeden Moment runter fallen würde.
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MAGOS - Chroniken des Untergangs
FantasyEines morgens wird am Hafen der mächtigen Stadt Hakron die Leiche eines Jungen gefunden. Nach und nach wird klar, dass mehr dahinterstecken muss als ein einfacher Mord, denn die Leiche ist in einem fürchterlichen Zustand. Unter vorgehaltener Hand tu...