Auf dem Weg zurück zum Zirkel begegnete ihnen niemand, was vermutlich besser war. Ally löste erneut den Mechanismus der Tür und traten ein. Sie wurden bereits erwartet. Itho sprang auf, als sie herein kam und Kacu erhob sich ebenfalls. Nur Aniko blieb sitzen und sah sie musternd an. „Ich spüre die Präsenz von etwas Bösen", sagte sie. „Was ist passiert?"
Ally erzählte ihnen, was gesehen war, und Dina ergänzte, was geschehen war ehe sie dort waren. Die beiden alten Männer wirkten entsetzt und auch Aniko presste die Lippen fest zusammen. Sie trommelte mit ihren schlanken Fingern auf der Tischplatte.
„Dann hatten meine Brüder und Schwestern also wirklich Recht", murmelte sie. „Sie hatten mir versichert, dass diese schreckliche Brut sicher wieder einen Weg finden würde."
„Und was machen wir jetzt?", fragte Ally. Für einen Moment schwieg die Dryade, dann stand sie auf und kam zu ihnen. „Wir folgen unserem Plan und verlassen die Stadt. Sofort."
„Aber ... Ihr könnte doch nicht einfach abhauen", rief Louis. „Was ist mit den Menschen hier?! Wir müssen sie warnen!"
„Ally? Du hast gesagt, du hast den Gang mit deinen Kräften versiegelt?", fragte Itho und wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern wandte sich gleich an Aniko. „Dann haben wir noch etwas Zeit. Wir können ..."
„Nein, die haben wir nicht", entgegnete Aniko. „Wer weiß, wo sie noch durchbrechen."
„Aber ...", setzte Louis an, aber die Dryade hob eine Hand und brachte ihn zum Schweigen. „Dafür ist jetzt keine Zeit. Ich glaube, wir stimmen alle dafür, dass wir hier zu erst raus müssen, oder?"
Ein Raunen ging durch ihre kleine Gruppe und doch stimmten sie alle zu.
„Also gut", sagte Aniko. „Louis und ich kümmern uns auf dem Weg um alle Wachen. Ally und Itho, ihr begleitet uns und sorgt für unsere Sicherheit, falls es nötig ist." Sie stoppte kurz, ehe sie die anderen drei ansah. „Und ihr kümmert euch darum, so viele Menschen mit nach oben zu bringen. Wir brechen aus und jeder kann mit uns kommen. Sagt ihnen am besten nicht von der Bedrohung, sondern nur, dass wir ausbrechen und sie sich uns gerne anschließen können. "
Itho lächelte zufrieden, klatsche in die Hände und wollte gerade den Mund öffnen um etwas zu sagen, also die Dryade weitersprach. „Wenn es nötig ist, setzt eure Kräfte ein", sagte sie. „Geht kein unnötiges Risiko an. Wenn ein Soldat auftaucht, schaltet ihn aus, falls er euch Probleme macht."
Dann trennten sich ihre Wege und schon bald hörte Louis hinter und unter sich Tumult. Es schien nicht lange zu dauern, bis sich immer mehr Leute anschlossen und sich hinter ihnen lautstark einen Weg nach oben bahnten. Die Dryade, Ally, Itho und er gingen in der Zwischenzeit nach oben, um den Weg zu ebnen. Auf dem Weg trafen sie nur auf zwei Wachen und allen beiden konnte Louis ohne Probleme Befehlen, dass nach Hause gehen sollten und zwar schnell.
Die Minen lagen ein gutes Stück südwestlich der Stadt. Eigentlich war das Land größtenteils eben so nahe an der Küste. Trotzdem hob sich dort im Südwesten das Land zu einem kleinen Berg an, den die meisten Einwohner von Hakron als ihren Hausberg bezeichneten. Man hatte dort schon vor vielen Jahren ein reiches Kohle und Erzvorkommen entdeckt und trug es seitdem ab. Mittlerweile war es fast erschöpft und diente immer öfter nur noch als Steinbruch. Natürlich wurden die meisten Rohstoffe sowie so schon in Dolur und den professionelleren Minen gewonnen. Dort hatte man sich auf diese Arbeiten spezialisiert und auch wesentlich bessere Ausrüstung. Und doch waren die Minen am Hausberg von Hakron nie stillgelegt worden. Ganz im Gegenteil, als Ingmar vor etlichen Jahren zum Hauptmann des Königreiches aufstieg hatte er neue Baracken bauen lassen und auch neue Ausrüstung bestellt. Anschließend hatte er alles weitläufig einzäunen lassen, mit Wachen besetzt und ein Gefängnis daraus gemacht. Es gab mehrere Schlafbaracken, zwei aufgespannte Zelte in denen Essen serviert wurde, ein Verwaltungsgebäude und eine kleine Waffenkammer, die man zu einem Ausrüstungslager umgewandelt hatte. Neben den Minen gab es auch einen Steinbruch und mehrere Felder, die bewirtschaftet wurden.
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MAGOS - Chroniken des Untergangs
FantasyEines morgens wird am Hafen der mächtigen Stadt Hakron die Leiche eines Jungen gefunden. Nach und nach wird klar, dass mehr dahinterstecken muss als ein einfacher Mord, denn die Leiche ist in einem fürchterlichen Zustand. Unter vorgehaltener Hand tu...