Akt 3 Der Fall von Hakron| Teil 1 - Tim #1

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Adam trieb ihn unerbittlich die letzte Steigung nach oben. Die letzten Tage hatte der Hüter gefühlt nur noch ein Mantra. „Wir haben keine Zeit mehr. Sie folgen uns!"

Als Tim einmal danach gefragt hatte, wer ihnen den folgte, sagte Adam nur, dass er es nicht wisse. Und als Tim ihn nach Jack und Silver gefragt hatte, schwieg Adam nur und schüttelte den Kopf. Der Junge verstand, was Adam damit sagen wollte. Sie haben es nicht geschafft.

Daraufhin hatte sich eine dumpfe Leere in ihm gebildet, die seit dem auch nicht mehr weg gegangen waren. Alles war etwas farbloser. Es war jetzt drei Tage her, dass Tim den Noari getötet hatte und Adam plötzlich hinter ihm aufgetaucht war. Im ersten Moment hatte der Junge tatsächlich versucht zu schreien, aber dann hatte der Hüter geflüstert: „Ich bins, Tim. Du musst leise sein." Danach hatte Adam die Hand herunter genommen und Tim alles erklärt. Er habe ihn gehört und war ihm gefolgt und habe dabei bemerkt, dass sie beobachtet wurde. Als er ihn gefunden hatte, hatte er gerade den Noari getötet. Dann hatten sie sich aus dem Staub gemacht.

Als sie jetzt dem schmalen Weg durch den letzten Wald am Hang um eine Biegung folgte, tauchte mit einem Mal ein wunderschönes Bergpanorama auf. Der Weg führte nun wieder nach unten und sie würden in fünfzig Meter den Wald hinter sich lassen. Tim sah, dass der Pfad sich den Berg wieder hinabschlängelte. Adam tauchte neben ihn auf und deutete auf eine Ansammlung schwarzer Punkte, die sich viel weiter unten befanden und aussahen wir Steinhaufen.

„Dort müssen wir hin, Tim. Das sind die Ruinen von Tolkadir."

Als sie ein paar Minuten später an einem Bach vorbeikamen, nutzten sie den Moment und machten eine kurze Pause. Sie schöpften beide mit ihren Händen frisches Quellwasser und Tim trank gierig ein paar Schlucke, ehe er sein Gesicht befeuchtete.

„Wir brauchen etwas zu essen", sagte Adam, als er sich neben Tim setzte und anfing Holz zu einem Lagerfeuer aufzuschichten. Tim verstand. Er schloss die Augen. Seit den Kampf mit dem Noari war er jeden Tag besser im Umgang mit seinen Kräften geworden. Er konzentrierte sich und schickte dann seine Schatten aus. Für einen Außenstehenden musste es nun aussehen, als würden die Schatten von mehreren Schlangen ausströmen und durch das Unterholz streifen. Es dauerte nicht lange, dann fanden zwei der sieben Schattenschlangen etwas, wickelten sich darum und schleiften es zurück.

„Hier, bitte", sagte Tim und gab Adam ein totes Eichhörnchen und ein totes Kaninchen, nachdem ihm die Schatten die Beute zurück gebracht hatten. Der Hüter ging seinem zweiten Handwerk nach und zog beiden Tieren das Fell ab, ehe er sie ausweidete und sie dann auf einen Spieß steckte, um sie über dem Feuer zu braten. Es war nicht Tims erstes Eichhörnchen und er befürchtete, dass es nicht sein letztes war, auch wenn es meist eine zähe und knorpelige Angelegenheit war.

„Hast du was gesehen?", fragte Adam, während er ihr Essen vorbereitete.

„Nein. Es war ruhig. Wie immer."

Auch das war, seit sie eilig, natürlich ohne Vorräte, geflohen warn, nichts neues. Vor zwei Tagen hatten sie einmal ein Lagerfeuer am Fuße des Berges gesehen. Das war das einzige Anzeichen ihrer Verfolger gewesen. Trotzdem hatte Adam sofort ihr eigenes Lager abgebrochen und hatte ihn weiter gescheucht. In dieser Nacht waren sie noch weitere vier Stunden marschiert, ehe Tim fast während dem Gehen eingeschlafen war.

Adam drehten die beiden Spießbraten abwechselnd über den Feuer und schon nach wenigen Minuten breitete sich eine verführerischer Geruch aus, der Tim sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen lies. Nachdem sie beide gegessen hatten und sich Tim erschöpft zurück legte, sagte Adam: „Ruh dich etwas aus. Ich glaube, es ist jetzt nicht mehr weit. Vielleicht drei oder vier Stunden."

Das sagst du, dachte Tim, und meinen tust du: Ruh dich aus, denn du wirst deine Kräfte brauchen. Schlaf also lieber so lange du noch kannst.

MAGOS - Chroniken des UntergangsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt