Kann ich den Tod fühlen?

7 2 0
                                    

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, wie viel Uhr wir haben oder welchen Tag wir haben. Was ich wusste war, dass ich es nicht mehr lange aushalten werde. Der Himmel drückt mich immer weiter Richtung Boden, aber ich muss ihn hochhalten, ansonsten zerquetscht er mich. Was ich mittlerweile auch weiß, dass ich mich hier in der Lage von Atlas befinde. Als ich Annabeth den Himmel abgenommen habe, habe ich gar nicht an den Mythos gedacht. Atlas hatte damals die Götter verraten und auf der Seite von Kronos gekämpft. Als die Götter gewonnen hatten, war es Atlas Strafe, den Himmel und die Erde zu trennen und den Himmel hochzuhalten. Er konnte nur erlösen werden, wenn jemand anderes ihn hochhielt. Logisch, Luke befreit Atlas, der wieder für Kronos kämpft. Um ihn zu erlösen, braucht er jemand anderen. Da kams passend, dass ich und irgendwie auch Annabeth hier sind. Warum ist Annabeth hier? Bevor ich mir irgendwas zusammenreimen konnte, hörte ich zwei Stimmen. Eine weibliche, die sehr nach Annabeth klang und eine männliche, die sehr nach Ethan klang. Was machte Ethan hier? Als die beiden oben ankamen, rannte Annabeth auf mich zu und kniete sich vor mich.

„Was machst du hier?", fragte ich sie. „Du nimmst mir den Himmel auf keinen Fall ab, Schlaues Mädchen."

„Mal sehen, totes Mädchen", sagte sie mit einem kleinen lächeln.

„Wie bist du überhaupt hier gelandet? Und was ist mit Nico und Bianca?", fragte ich sie.

„Dr. Thorn hat uns angegriffen. Ich bin mir ihm von der Klippe gefallen und dann war ich irgendwie hier. Was mit den Geschwistern passiert ist, weiß ich nicht. Die Jägerinnen sind dann gekommen, mehr weiß ich nicht mehr."

„Okay, danke."

„Warum bist du so interessiert an den Geschwistern?"

„Ich habe sie im Lotus Casino getroffen", erzählte ich ihr. Sie schaute mich mit großen Augen an.

„Deshalb"

„Ja" Erst jetzt bemerkte ich, dass Annabeth mit einer Hand den Himmel mit hochhielt. „Kusch deine Hand da weg, Annabeth Chase", sagte ich streng und sie zog ihre Hand weg. Sie schaute mich genau an, als würde sie überprüfen, wie lange ich noch durchhalten könnte. Ich schaute mir Annabeth auch genauer an, um abzuchecken, ob es ihr wieder besser ging. Sie sah immer noch müde und erschöpft aus. Sie hatte sich neue Kleidung angezogen, wahrscheinlich hat sie die von anderen Halbgöttern auf dem Schiff bekommen. Ihre Haare hatte sie zu ihrem typischen Pferdeschwanz gebunden, aber etwas Neues war in ihrem Haar. Die sonst komplett Gold blonden Locken wurden durch eine graue Strähne verziert. Es sah nicht schlecht aus, ganz im Gegenteil, es sah gut aus.

„Annabeth, wir müssen wieder gehen. Luke wird sonst nach dir suchen", unterbrach Ethan uns. Annabeth sah mich unsicher an.

„Geh. Aber Ethan, wenn sie wegen dir in Schwierigkeiten geriet oder ihr etwas passiert, dann bist du dran", warnte ich ihn. Annabeth stand auf und folgte Ethan. Nun war ich wieder alleine. Annabeth hatte mir neue Hoffnung gegeben. Wenn ich das hier überlebe, vielleicht sehe ich Nico und Bianca dann im Camp. Ich weiß nicht wie viel Zeit verging, aber als es langsam dunkel wurde, spürte ich ein kaltes Gefühl, welches mich an die Geister erinnerte. Die Kälte flüsterte in mir, dass Bianca gestorben ist. Das sie auf dem Weg in die Unterwelt war. Ich schauderte. Nein, dass kann nicht sein. Ich kann es doch nicht einfach wissen, oder doch? Ich kann mich nicht mehr gut erinnern, aber bei meiner Mutter Vega hatte ich damals auch etwas gespürt. Was ist, wenn Bianca wirklich tot ist? Der Himmel wurde auf einmal noch schwerer, als ob jemand von der anderen Seite es auf mich drücken würde. Das Wissen, dass Bianca wahrscheinlich tot ist, machte mich schwacher. Ich weiß nicht, wie lange ich es aushielt, mit meinen Gedanken alleine und dem Himmel, aber irgendwann hörte ich wieder Stimmen als es wieder hell war. Dieses Mal erkannte ich Lukes Stimme und eine weibliche Stimme, die ich schonmal gehört habe. Es waren mehr Schritte, als die von zwei Personen. Wahrscheinlich waren noch Monster dabei. Als die Gruppe ankam, erkannte ich sie. Es war Luke, mit einer Frau mit braunen langen Haaren, blauen Augen und in Jägerkleidung. Artemis, dachte ich mir. Sie wurde festgehalten von zwei Monstern und zwei Männern. Der eine war groß, kräftig und hatte kurze schwarze Haare mit einer grauen Strähne. Er sah sehr wütend aus. Der andere war ebenfalls groß, kräftig und sah aus wie ein typischer Soldat. Als Artemis mich sah, befreite sie sich und rannte auf mich zu.

„Artemis", sagte ich schwach. Meine Stimme brach und verlor immer mehr Kraft. Ich schaffte es nicht, den Himmel noch länger hochzuhalten.

„Lumiel Aviva Valdez. Schön dich wieder zu sehen, auch wenn es schöner wäre, in anderen Umständen", sagte sie mit beruhigender Stimme. Sie schaute mich genau wie früher mit einem freundlichen Blick an. „Lass es mich dir abnehmen."

Ich schüttelte den Kopf. „Ich schaffe das schon. Du musst hier weg, sie wollen die Götter töten."

„Ich weiß, aber es wird dich umbringen. Außerdem kann ich meine Kraft nicht anwenden." Sie hob ihre Hände, die in Handschellen waren. Sie war gefesselt an die zwei Monster. Luke fesselte sie um und fesselte sie an den Boden, rechts und links von mir.

„Steh auf, Lumiel", befahl er mir. Artemis nahm mir etwas vom Himmel ab und wir teilten das Gewicht.

„Du warst tapfer, Lumiel. Genau wie damals. Wir sehen uns wieder, versprochen." Ich schaute sie unsicher an, aber sie nickte mit dem Kopf. Es war wie früher. Julie, Kaiden und ich waren für eine Woche bei den Jägerinnen gewesen, da wir alleine gereist sind, ohne die Hilfe eines Satyrn. Artemis war der Meinung, dass sie uns helfen muss und uns zum Camp bringen müsste. Natürlich hat sie versucht, Julie zu überreden, den Jägerinnen beizutreten. Zu mir hatte sie damals gesagt, dass sie mich fragen würde, wenn die Zeit dazu wäre. Julie hatte abgelehnt, aber aus irgendeinem Grund waren die Jägerinnen nicht wütend auf uns. Auf dem Weg von North Carolina nach Virginia trafen wir auf Travis, Conner und auf den Satyrn Basil. Damals hatte ich Artemis auch unsicher angesehen, aber sie hatte ebenfalls genickt, mit der Botschaft, dass sie uns ihren Segen geben würde und wir sicher zum Camp kommen würden. Dieses Nicken gerade, als sie mir sagte ich solle loslassen und ihr die Last geben, erinnerte mich an damals. Ich ließ los und kletterte raus. Artemis hatte jetzt die komplette Last auf ihr, aber sie sah nicht aus, als ob es ihr etwas ausmachen würde.

„Ich bin eine Göttin", sagte sie mit sanfter Stimme. „Ich halte viel länger aus als du." Ich weiß es soll keine Beleidigung sein, aber ich verspürte den Drang, ihr zu beweisen, dass ich auch lange aushalten kann. „Du hast lange gehalten, Lumiel. Zu lange. Ruh dich aus, lange wird es nicht dauern, bis es zu einem Kampf kommt."

„Dankeschön. Ich werde zurückkommen und dir helfen, Artemis", sagte ich. Luke zerrte mich weg, bevor ich noch etwas sagen konnte.

„Komm jetzt", sagte er. Ich lief neben ihm her, umzingelt von den Monstern. Auf einmal sah ich schwarze Punkte und mir wurde schwindelig. Mein Magen meldete sich und ich bekam Hunger. Die Welt drehte sich immer schlimmer und schließlich wurde mir komplett schwarz vor Augen. 

Daughter of life and death //Pjo/HpWhere stories live. Discover now