XXI

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Alara POV

Als ich aufwachte, war ich in meinem Bett, alleine. Ich erinnerte mich, wie ich Carlo von meinen Eltern erzählt habe und dann geweint.. Nach fast sieben Jahren hab ich endlich mal wieder um meine Eltern geweint und er hat es mir nicht übel genommen. Dann griff ich schnell nach meinem Handy.

22:47 Uhr

Beruhigt atmete ich aus, ich hatte nicht den Todestag meiner Eltern verschlafen.
Ich stand auf und lief langsam aus meinem Zimmer, die Treppe runter, da ich etwas von unten hörte.
Unten angekommen, ging ich in die Küche, denn von dort kamen die Geräusche.

Carlo. Carlo stand da und legte meine Pfanne und meinen Schaber in die Spülmaschine. Ich lehnte mich an die Tür.
„Du bist hier geblieben." erschrocken schaute Carlo auf und stand aus seiner Hocke auf.
„Natürlich! Warum sollte ich gehen?" währenddessen er sprach, kam er auf mich zu.
„Ich weiß es nicht." nuschelte ich und schlang meine Arme um seine Hüfte.

„Danke" flüsterte ich in seine Brust.
„Wofür?" antwortete er ebenfalls im Flüsterton.
„Alles. Dafür, dass du Verständnis hast und mich nicht alleine lässt."
„Niemals" er drückte mich etwas enger an sich.

Nach einer Zeit löste ich mich von ihm.
„Was hast du eigentlich mit meiner Küche gemacht?" fragte ich und drehte mich einmal im Kreis.
„Ich hab versucht zu kochen, nur haben sich meine Kochkünste nicht über unser kleines Nickerchen verbessert." Carlo kratzte sich schämend am Nacken.
„Das ist süß von dir, aber du hast meine Küche ruiniert." sagte ich schmunzelnd.
„Sorry." murmelte Carlo.
„Carlo, das meine ich nicht ernst." erklärte ich belustigt.
„Ich weiß, nur tut es mir trotzdem leid." er grinste mich an.

„Was machen wir jetzt?"
„Wir warten aufs Essen und ich räume, vielleicht mit deiner Hilfe, auf und reinige alles." Carlo schaute mich mit einem fragenden Blick an.
„Du hast ernsthaft Essen bestellt? Welches?"
„Pizza uuuunndd hilfst du mir jetzt?" er schaute mich mit einem Hundeblick an.
„Na gut, aber du machst den Großteil." sagte ich streng. Carlo nickte hektisch.

Wir fingen an zu putzen. Ich gab Carlo den Befehl, die Pfannen zu säubern und ich machte mich an die Herdplatte.

Carlo schaute immer mal wieder zu mir und machte sich dann wieder an die Arbeit, aber jetzt schaute er mich schon länger an. Ich wischte noch einmal über die Herdplatte und ging dann zum Waschbecken.
„Was ist los?" fragte ich und wusch den Lappen aus.
„Es ist überraschend, wie gut du deine Gefühle unterdrücken kannst."
„Wie meinst du das?" ich machte mich an die Arbeitsplatte neben der Herdplatte, weil Carlo, wie auch immer er es geschafft hat, diese ebenfalls voll gekleckst hat.

„Naja, vor vier Stunden lagst du noch weinend in meinen Armen und jetzt tust du so, als ob nichts gewesen wäre, als ob deine Eltern nicht tot seien." erklärte er. Ich hörte auf, die Platte abzuwischen und schaute auf die Wand mir gegenüber.
„Es muss doch schrecklich weh tun, es die ganze Zeit zu unterdrücken." sagte er.
Ich drehte mich in seine Richtung, jedoch erschrak ich, denn Carlo stand nicht mehr bei den Pfannen sonder direkt hinter mir, zwar mit etwas Abstand, aber nicht viel.

„Es ist auch nicht leicht, aber irgendwann spürt man es nicht mehr, wenn man es nicht zu lässt." erklärte ich.
„Aber vorhin.. warum hast du es da zugelassen, wenn du es anscheinend nicht wolltest?"
„Zu viele Erinnerungen, zu viele Emotionen." murmelte ich.
„Wie meinst du das?" fragte Carlo.
„Wenn es mir zu viel wird, so wie heute, muss ich es zulassen." erklärte ich.

„Was passiert dann?" fragte Carlo neugierig.
„Also weinen eigentlich nie."
„Was dann?"
„Aggressionsprobleme" überrascht schaute Carlo mir in die Augen.
„Seit wann hast du sie?"
„Seit ich 14 bin." sagte ich.
„Hast du so alles verarbeitet?" fragte Carlo neugierig.
„Ja, nur ist das nicht so toll für mein Umfeld."
„Wie meinst du das?" fragte Carlo verwirrt.
„Ich schreie Leute an, die mir am Herzen liegen. Emma hab ich vorhin auch angeschrien, sie wollte mit zum Friedhof.. ich sollte mich bei ihr entschuldigen." ich schaute auf den Boden.

„Hey, ich glaub, sie versteht es schon." aufmunternd schaute Carlo mich mit einem leichten Lächeln an.
„Hoffentlich.. und außerdem, sollte sie es gewöhnt sein."
„Warum?"
„Weil sie es so ziemlich jedes Jahr erlebt, aber dieses Mal habe ich nicht so nette Sachen gesagt." den letzten Teil murmelte ich eher, aber Carlo scheint mich trotzdem gehört zu haben.

„Was hast du gesagt?"
„Dass sie eine schreckliche Freundin ist und sie sich nicht in meine Sachen einmischen soll. Das hätte ich nicht sagen sollen, sie wollte mir ja nur helfen." schuldbewusst schaute ich drein.
„Wir machen das so, wir warten jetzt erstmal auf das schon bezahlte Essen und dann fahr ich dich zu Emma, Okay?" während er redete, betonte er „schon bezahlte", damit ich wusste, dass wir darauf warten mussten.

„Ja, wie viel hast gekostet? Du kriegst die Hälfte." sagte ich.
„Du musst mir nichts zurück geben." bestimmte Carlo.
„Doch, ich will es dir aber geben." sagte ich fest und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Ich will und werde es aber nicht annehmen." Carlo verschränkte ebenfalls seine Arme vor der Brust. Ich formte meine Augen zu Schlitzen und Carlo tat dies ebenfalls.
Wir schauten uns in die Augen, und daraus würde ein Stummer Wettbewerb, dann klingelte es und ich schaute zur Tür.

„Ja, gewonnen!" Carlo führte einen kleinen  Jubeltanz aus. Ich musste lachen, ihn interessierte es aber nicht und er lachte weiter.

„Danke" rief ich dem Lieferanten noch hinterher, dann schloss ich die Haustür.

 Kuss im Regen Onde histórias criam vida. Descubra agora