Im Aufzug

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Da ist er wieder dachte Bella und musste leicht grinsen. Schon bevor sich der Fahrstuhl geöffnet hatte, konnte sie seine tiefe, durchdringende Stimme durch die dicken, schweren Metalltüren hören. Und natürlich hatte sie Recht. Als sich der Fahrstuhl öffnete, stand er in dessen Ecke. Sein königsblauer Anzug spiegelte sich im Wandspiegel des Aufzugs und sah wie immer makellos aus. Keine Fusseln waren darauf zu sehen, keine Falten und erst Recht keine Flecken oder Fabrikationsfehler. Man konnte vom Jacket bis zur Krawattennadel sehen, wie teuer dieser Anzug war. Und Bella hatte ihn noch nie in einem anderen Outfit gesehen.

Er legte mit den leicht bedrohlich klingenden Worten "Gut! Und informieren Sie mich, wenn es etwas Neues gibt!" auf. Bella stand im Aufzug neben ihm, während sich die Tür schloss und dachte sich in dem Moment Ob er mich wohl überhaupt wahrnimmt? Aber schon klingelte sein Telefon wieder. "Tony Schwarz" meldete er sich. Soso, Tony Schwarz heißt er also dachte sich Bella, die versuchte, ihn aus dem Augenwinkel etwas zu beobachten. Tony Schwarz war ungefähr Anfang 30 und fast 1,90 m groß, schätzte sie. Sein Aussehen war sehr gepflegt. Er hatte dunkle, kurze Haare, oben auf dem Kopf leicht lockig und nach vorn liegend, an den Seiten auf wenige Millimeter rasiert. Ungefähr auf die selbe Länge, wie sein Dreitagebart, der seine starke Kinnlinie besonders betonte. Irgendwie dem entgegen wirkten seine kalten, eisblauen Augen, die immer sehr entschlossen wirkten. Sein Kopf war nie gesenkt, seine Schultern hatte er zurückgenommen, sodass er ein ziemlich breites Kreuz hatte. Alles an seinem Ausdruck strahlte pure Entschlossenheit und Stärke aus.

Es war morgens und Bella war auf dem Weg zur Schule. Der letzte Tag vor den Ferien in denen sie ihr erstes Praktikum in einer großen Firma antreten würde. Sie hatte nicht wirklich verstanden, was genau diese Firma machte, da ihre Mutter ihr das Praktikum verschafft hatte. Aber das war Bella auch relativ egal. Immerhin kriegte sie etwas Geld dafür, das war das wichtigste. Aber trotz dass sie vor 2 Wochen 18 geworden war, fühlte Sie sich mit ihrer Schuluniform und neben Tony Schwarz nicht besonders erwachsen und bereit für die Berufswelt. Sie trug eine weiße Bluse mit einer rot, goldenen Krawatte, den Farben ihrer Schule. Das Wappen ihrer Schule prangerte auf der linken Seite ihres schwarzen Blazers, der farblich zu dem kurzen Rock der Uniform passte. Bella fand allerdings immer, dass das sehr gut zu ihren langen, braunen Haaren, ihren braunen Augen und ihrer eher blassen Haut passte. Ich gebe bestimmt kein sehr erwachsenes Bild ab dachte sie sich.

Aber während sie versuchte, ihn unauffällig zu mustern und sich ihrer selbst gleichzeitig sehr unsicher war, dachte sie, wie sicher sie sich dennoch in seiner Gegenwart fühlte. Vielleicht, weil er so groß war und gleichzeitig gut gebaut schien. Vielleicht wegen seiner selbstbewussten Art, die einem irgendwie das Gefühl von Geborgenheit vermittelte, sobald man mit ihm in einem Raum war. Vielleicht aber auch, weil Bella dachte, niemand würde sich trauen, ihr zu nahe zu kommen, solange dieser optisch und charakterlich stark wirkende Mensch neben ihr steht. Sie ertappte sich dabei, wie sie ihn vielleicht etwas zu sehr bewunderte. Und sofort schoss ihr durch den Kopf So ein Quatsch. Er ist auch nur ein Mensch. Und ich verstehe nicht, wie sich seine Gesprächspartner von ihm immer so einbuttern lassen können. Ich würde das nicht mit mir machen lassen. Ich hätte ihm schon längst einen Spruch an den Kopf geknallt, sodass er sprachlos wäre.

Die Aufzugtür öffnete sich. Ohne sie eines Blickes zu würdigen oder eine Geste zu machen, war klar, dass er Bella zu erst aus dem Fahrstuhl steigen lassen würde. Sie ging hinaus, gefolgt von ihm. Doch schon wenige Meter entfernt überholte er sie wieder. Er schien es eilig zu haben. Aber das hatte Bella auch, denn ihr Schulbus kam gleich.

Das PraktikumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt