Überstunden

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Obwohl Bella in den nächsten Wochen etwas Probleme hatte, sich an den neuen Tagesablauf zu gewöhnen, war sie rückblickend froh, dem Angebot zugestimmt zu haben. Sie musste jetzt zwar nach der Schule in die Firma und arbeiten - meistens, wenn ihre Kolleginnen schon langsam Feierabend machten - aber der Lohn, den sie kriegte, war nicht gerade wenig. Und Ihre Mutter hatte ihr immer etwas von "Fuß in der Tür" und "gute Perspektive für den späteren Berufseinstieg" erzählt und "wie gut das in ihrem Lebenslauf aussieht". Vermutlich hatte sie damit auch Recht. Und das hielt sich Bella immer wieder vor Augen, wenn es ihr schwer fiel, nach der Schule noch arbeiten zu gehen. Und so gewöhnte sie sich von Tag zu Tag mehr daran, bis es irgendwann für sie zur Normalität wurde.

Sie war häufig eine der letzten. Einige Kolleginnen gingen früher, manche blieben an einigen Tagen länger als sie. Aber Herr Schwarz blieb immer da, bis er der letzte war. Und mittlerweile hatte Bella auch hin und wieder die Gelegenheit gehabt, ein paar Worte des Smalltalks auf dem Gang mit Herrn Schwarz zu wechseln.

Es war wieder einer dieser Tage, an dem sie länger in der Firma blieb. Außerdem wurde es langsam Sommer und die Sonne hatte den ganzen Tag auf die Glasfassade des Gebäudes geschienen. Deswegen war Bella umso froher darüber, dass sie sich heute dazu entschieden hatte, ihr weinrotes Kleid anzuziehen. Die Kolleginnen machten nach und nach Feierabend, aber Bella wollte noch schnell die Kundenliste für Herrn Schwarz zu Ende machen. Um 18 Uhr war sie endlich fertig und druckte die Liste aus, um sie in ihre Mappe zu packen und diese dann Herrn Schwarz reinzugeben.

Sie klopfte an seiner Bürotür und streckte vorsichtig den Kopf rein. Herr Schwarz saß gerade an seinem Laptop, die Augen fest auf den Bildschirm gerichtet. "Hallo Herr Schwarz, ich habe hier die Kundenliste, die Sie von mir haben wollten." Er blickte auf und sagte "Ah Frau Felizia. Dann geben Sie mal her." Sie trat an seinen Schreibtisch und reichte ihm die Mappe. Er warf einen Blick rein und legte die Mappe dann beiseite. "Frau Felizia, ich habe Ihnen gesagt, sie sollen mir die Kundenliste mit den Zahlen für dieses Quartal bringen. Sie haben mir hier aber die Zahlen von letztem Quartal gegeben. Ich muss die Zahlen heute noch melden." Seine Augenbrauen senkten sich und er sah etwas sauer aus.

Das verunsicherte Bella direkt. "Ich... also ich dachte... ich hab das wohl nicht mitgekriegt, dass Sie die Zahlen von diesem Quartal brauchen. Es tut mir Leid." Er stand hinter seinem Schreibtisch auf. Immer noch mit grimmigen Blick. "Wissen Sie, was das heißt? Ich werde heute noch eine ganze Weile damit zubringen, die Zahlen selber herauszusuchen, damit ich sie noch melden kann."

Ihr schoss wieder durch den Kopf, dass sie sich nicht so unterbuttern lassen wollte, wenn es dazu kam. "Vielleicht haben Sie sich auch versprochen und mir gesagt, dass ich die Zahlen von letztem Quartal besorgen soll" rutsche es ihr heraus. Herr Schwarz, der mit den Händen auf dem Schreibtisch gestützt stand und sie eben noch in ihrem Kleid musterte, blickte ihr nach dem Spruch wieder tief in die Augen und hob eine Augenbraue. Er sagte nichts, richtete sich auf, ging um seinen Schreibtisch herum und stand jetzt davor. Er verschränkte die Arme und plötzlich fühlte sich Bella nicht mehr so sicher in ihrem Vorhaben, ihm die Stirn zu bieten. "Tut... tut mir Leid" sagte Sie und blickte unsicher auf den Boden.

"Frau Felizia... Bella. Ich weiß ziemlich genau, was ich gesagt habe, weil daran ein sehr wichtiges Projekt hängt. Solche Fehler passieren mir nicht. Und du hast jetzt die Frechheit, mir das vorzuwerfen?" Bella war noch eingeschüchterter davon, dass er sie plötzlich duzte. Am liebsten wäre sie jetzt einfach aus seinem Büro gegangen und nach Hause gefahren. "Ich mag es nicht, wenn man denkt, man könnte meine Autorität untergraben. Und erst Recht nicht, wenn man dabei mit Falschaussagen um sich wirft. Und ich stelle gerne sicher, dass sich diese Fehler nicht wiederholen."

"Und... und wie?" stotterte Bella.

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