28. Ich Liebe Dich

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Als Sasuke nachts über den makellos polierten Boden, des Konoha Krankenhauses eilt, bilden sich in seinem Kopf die wildesten Theorien zu Narutos Gesundheitszustand, wie etwa:
Naruto mit aufgeschlitzten Bauch.
Naruto mit inneren Blutungen.
Naruto mit gebrochenen Armen.
Oder gebrochenen Beinen. Oder Beides.
Oder im Koma, wie Shisui...
Oder, oder, oder...

Seine Fantasie kennt da keine Grenzen.
Alles ist möglich.

Aber egal, welchen Flur er nimmt.
In welches Zimmer er auch schaut.
Welchen Namen er auch liest.
Naruto ist nicht zu finden.
Am Ende bleibt also nur noch die Intensivstation, was ihm ehrlich gesagt Magenschmerzen bereitet.
Leider gibt es hier niemanden, den er Fragen kann. Selbst die Info, im Eingangsbereich, war unbesetzt.
Vermutlich weil es drei Uhr morgens ist und jeder zu dieser gottlosen Zeit eigentlich im Bett liegt? Aber er will, und kann einfach nicht bis morgen warten!

Also öffnet er mit einer Hand unvermittelt, die schwere Milchglasflügeltür, tretet ein, um Naruto endlich seine Liebe zu gestehen, bevor es Hinata tut.

Suchend läuft Sasuke den langen Gang entlang.
Sofort bemerkt er, dass es hier ganz anders aussieht, als da, wo er vorher war.
Alle Räume sind praktisch offen.
Es gibt quasi keine Türen und er kann buchstäblich jedem Patienten auf den Hintern glotzen, während das allgegenwärtige piepsen und piepen der unzähligen Geräte, ihn in den Wahnsinn treiben, obwohl er gerade mal drei Minuten da ist.

Jedoch gibt es auch hier keine Spur von Naruto,
als er plötzlich eine andere Person entdeckt, die er gut kennt.
Kurz blickt er auf das Namensschild an der Wand: Uchiha Shisui.
Und schaut wieder zurück, in den offenen,
kaum beleuchteten Raum.
Beklommen presst Sasuke seine Lippen zusammen.
Normalerweise würde sein Cousin ihn jetzt angrinsen, egal wie gemein er zu ihm war.
Würde ihn wegen seiner Frisur necken,
die angeblich wie ein Entenarsch aussieht.
Würde sich über seinen ständigen mürrischen Gesichtsausdruck amüsieren, dass er bald dieselben Falten hat, wie sein Vater.

Aber nichts davon geschieht.

Kein Grinsen. Kein necken. Nichts.
Nur Stille, zusammen mit dem stetigen Piepsen der Geräte. Shisui liegt einfach nur da.
In seinem Bett. Die Augen geschlossen, seine Locken schwunglos auf dem Kissen verteilt.
Stumm und totenblass, alles verkabelt, mit Herzmonitor, Infusionen, Katheter und Sauerstoff, dass Sasuke sich nicht vorstellen kann, dass er jemals wieder der alte sein wird.

Es macht ihn unerwartet traurig und er verspürt den unbedingten Drang, irgendwas tun zu wollen.
Aber was?
Vielleicht die Vorhänge aufziehen, damit die warme Morgensonne hereinscheinen kann,
wenn sie aufgeht?
Oder eventuell auch sein Kissen aufschütteln?
Die Decke höher ziehen?
Den Katheter ausleeren?
Wagt aber nicht näherzukommen, aus Angst irgendwo hängenzubleiben, alles niederzureißen und damit ausversehen Shisuis Ableben zu beschleunigen.
Niisan würde ihm das sicher übel nehmen.

Also lieber nur die Vorhänge.

"Sasuke! Was machst du hier!
Die Besuchszeiten sind schon längst vorbei!
Dasselbe habe ich auch deinem Bruder gesagt!"

Erschrocken fährt Sasuke herum.
Sakura steht mit verschränkten Armen vor ihm, in ihrem knallroten Kittel für angehende Medizinerinnen und starrt ihn ungehalten an, während er, erfüllt von Sorge antwortet:
"Ich suche nach Naruto.
Er war wahrscheinlich auf derselben Mission wie mein Cousin...", und deutet mit einer kurzen, Kopfbewegung auf das Bett.
"... und vielleicht weißt du, ob er hier ist?"

Sasuke Musste Das Nicht Sehen 🍋Where stories live. Discover now