12. Kapitel - Henry

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Je dichter wir dem Palast kamen, desto nervöser wurde ich. Erin hingegen wirkte konzentriert und mir war auf dem gesamten Weg nicht entgangen, dass sie irgendetwas auf dem Herzen hatte.

Irgendetwas verschwieg sie mir und ich hoffte einfach, dass es nicht von so hoher Bedeutung war.

Vielleicht versuchte aber auch nur, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich auf das zu konzentrieren, was vor uns lag.

Es war mitten in der Nacht, als wir in der Stadt ankamen, die wie leergefegt war.

Es war vollkommen still und nichts war zu hören.

„Nächtlicher Waffenstillstand", sagte Thanatos leise, während Erin und ich von ihm abstiegen.

„Zieht ihr euch in den Wald zurück. Erin und ich gehen zum Palast und reden mit Yilva", sagte ich und Thanatos nickte kurz.

„Wir werden in der Nähe des Palastes sein, wenn ihr uns braucht", fügte der Zentaur hinzu und zog sich, mit seinen Kriegern zurück.

Erin trat nervös von einem Bein aufs andere.

„Alles okay?", fragte ich und sie nickte.

„Ja... ich muss nur echt dringend aufs Klo und ich bin nervös", sagte sie und ich musste bei ihrer Aussage lachen.

„Na dann... hier lang", sagte ich, griff nach ihrer Hand und zog sie mit mir.

Unsere Schritte hallten laut durch die leeren Straßen und wir waren fast an der Geheimtür, die zum Palast führte, als wir Stimmen hörten.

Sofort zog ich Erin in eine Nebenstraße und wir drückten uns in den Schatten der Hauswand.

„Hast du das gehört?"

Erin neben mir zuckte leicht zusammen und ich legte den Arm um sie und drückte sie an mich. Ich kannte die Stimmen.

„Ja... meinst du, die Elfen planen einen Hinterhalt?"

Die Stimmen kamen näher und ich schloss die Augen im stillen Gebet, dass die zwei nicht auf die Idee kamen, in diese Gasse zu schauen oder gar hindurchzulaufen.

„Vielleicht auch die Hüter. Wir geben den anderen Bescheid, dass sie aufmerksam sein müssen..."

Die Stimmen entfernten sich und Erin und ich atmeten erleichtert aus.

„Hast du die Stimmen erkannt?", fragte Erin mich leise und ich nickte.

„Das waren Faru und Raylu. Sie gehören zu Liron's Leibwache und sind wirklich sehr gute Kämpfer. Wir müssen vorsichtig sein", sagte ich und sah um die Ecke, ob die Luft rein war.

„Ich vermute, sie haben den Palast komplett umstellt. Wie wollen wir hineinkommen, ohne gesehen zu werden?", fragte Erin, als ich so mit mir zog.

Ich achtete darauf, dass wir uns in den Schatten bewegten und behielt die Seitengassen und Häuser im Auge.

„Ich kenne einen Weg in den Palast, aber wir müssen vorsichtig sein", sagte ich und dann kamen wir in die Stelle, an der die Tür verborgen war.

Hinter dichten Efeuranken verborgen, in den massiven Stein eingearbeitet lag die Tür, die zu dem geheimen Tunnel führte.

„Was, wenn der Gang schon längst entdeckt worden ist?", fragte Erin leise, als ich die Tür öffnete und ihr den Vortritt ließ.

„Dann muss immer noch der richtige Weg gefunden werden. Das ist das reinste Labyrinth. Können wir?"

Erin nickte und ich zog die Tür hinter uns zu. Sofort war es stockfinster um uns herum und ich suchte in der Dunkelheit nach Erins Hand.

„Du kennst den Weg?", fragte Erin und klang ein wenig unsicher. Und obwohl sie es nicht sehen konnte, nickte ich.

Avaglade - Schicksal von Lavandia (Buch 3)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora