19. Kapitel - Erin

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Yilva sah den Elfen überrascht an und im Saal herrschte Stille. Niemand hatte damit gerechnet, dass Naru sofort zustimmen würde. Ich tatsächlich auch nicht.

„Dir ist bewusst, wie wichtig diese Entscheidung ist? Du solltest sie nicht leichtfertig treffen", sagte Yilva ruhig und Naru nickte.

„Ich bin mir der Tragweite meiner Entscheidung bewusst und ich brauche keine Bedenkzeit", sagte er und Yilva wechselte einen kurzen Blick mit Merylin.

„Nun, ich denke wir sollten also alles für eine derartige Zeremonie fertig machen. Ruft alle Elfen zusammen. Wir warten am Teich", sagte sie dann und wandte sich ab.

Mein Onkel, Lucius, Henry und ich zögerten einen Moment, ehe wir Yilva, Merylin, Naru und Nael nach draußen zum Teich folgten, während Fenryl den anderen Elfen Bescheid gab.

Ohne zu zögern trat Yilva in den Teich und drehte sich zu Naru um, der ihr sofort folgte und vor ihr zum Stehen kam.

Ich wusste selbst, wie kalt das Wasser war und ich bewunderte es wirklich, wie ruhig die beiden dort standen und warteten, bis sich alle Elfen versammelt hatten.

Auch einige Kobolde und die Zentauren gesellten sich dazu und beobachteten die Szene neugierig.

„Naru, schwörst du, deinen Titel abzugeben und dich nicht länger als König der Dracheninseln zu sehen?", fragte Yilva mit fester, klarer Stimme, als sie sich sicher war, dass alle da waren und die Zeremonie (die sie definitiv verkürzte) beginnen konnte.

Scheinbar, verzichtete Yilva voll und ganz auf den zeremoniellen Teil und ging gleich zum Eid über.

„Ich schwöre, dass ich meinen Titel ablegen", sagte Naru mit fester Stimme.

„Schwörst du, dass du dich in die Gemeinschaft von Lavandia einfügen wirst und jeden seiner Bewohner achtest und respektierst?"

„Ich schwöre!"

„Schwörst du mir die Treue und gibst somit alle deine königlichen Privilegien auf?"

„Ich schwöre, dass ich dir treu ergeben sein werde!"

Kurz herrschte Stille und die beiden Elfen sahen sich einen Moment lang an.

„Ich, Naru, schwöre dir, Yilva – Königin von Lavandia – meine uneingeschränkte Treue. Ich schwöre sie dir und deinem Volk und ich schwöre sie alle Bewohnern Lavandias. Ich gebe meinen Titel auf und verspreche, dass ich nie etwas tun werde, was Lavandia, seinen Bewohnern oder dir schaden würde!"

Durch die Menge ging ein leises Flüstern, als das Wasser völlig ruhig blieb. Ganz sicher waren einige davon ausgegangen, dass sich die Szene von gestern wiederholen würde.

„Ich, Yilva – Königin von Lavandia, nehme deinen Eid an!"

Und damit war die Zeremonie beendet. Langsam verließen die beiden den Teich und die Menge löste sich langsam auf.

Es gab keine Feier, wie es normalerweise für einen Treueeid üblich war.

Während Yilva von ihren Leibwächtern eine Decke gereicht bekam, zog Naru sich mit einer tiefen Verbeugung zurück und so blieben wir Hüter, Merylin, Yilva und zwei ihrer Leibwächter zurück.

Als Yilva sich uns zuwandte, lächelte sie.

„Ich danke euch. Lucius, Henry, ich bin mir sicher, dass ihr euch ein paar Tage ausruhen wollt, ehe ihr zu den Koboldwiesen aufbrecht?"

Ich sah kurz zu Henry, der neben mir stand und kurz zu seinem Vater schielte.

„Ich mache es ganz von meinem Sohn abhängig. Die letzten Wochen waren für ihn sicherlich nicht einfach und wenn er noch ein bis zwei Tage Ruhe braucht, würde ich ihm die Zeit gerne geben", sagte Lucius und sah Henry an.

Henry war sichtlich überrascht. Er hatte nicht mit so einer verständnisvollen Antwort seitens seines Vaters gerechnet.

„Henry?", fragte Yilva und lächelte.

„Ähm... wenn wir noch zwei Tage Zeit für die Vorbereitung hätten, wäre ich wirklich dankbar", sagte er und Yilva nickte.

„Dann bereiten wir derweil alles für eure Abreise in zwei Tagen vor", sagte sie und lächelte.

Lucius und Henry nickten und mir wurde bewusst, was das bedeutete.

Ich würde Henry für etwa eine Woche nicht sehen. Und noch ein Gedanke kam mir das erste Mal in den Sinn, der mir plötzlich so absurd und surreal vorkam:

Wir müssten bald wieder in die Schule.

Wenn ich mich nicht völlig irrte, dann waren die zwei Wochen Herbstferien, die wir hatten, beinahe um. Oder waren sie bereits um und wir verpassten längst den Unterricht?

Verdammt. Und wie sollte ich Heather jemals meine dreiwöchige Abwesenheit erklären?

Wie viele verpasste Anrufe und Nachrichten ich wohl haben werde, wenn ich wieder zuhause bin?

„Dann besprechen wir alles weitere heute Abend beim Essen", sagte Yilva und ich zuckte zusammen.

„Erin? Alles in Ordnung?", fragte Henry mich leise, als Yilva sich zurück zog und nur noch uns Hüter im Garten zurückließ.

„Ja... also, eigentlich..."

Mir kam auch wieder in den Sinn, dass ich noch ein wichtiges Gespräch mit Henry, Lucius und meinem Onkel führen musste.

„Könnten wir uns alle zusammen vielleicht kurz zusammensetzen? Es ist wichtig", sagte ich und alle drei sahen mich überrascht an.

„Natürlich", sagte William und nach kurzem Überlegen beschlossen wir, nach oben in den Salon zu gehen, der die Zimmer von Lucius und William voneinander trennte.

Dort brannte im Kamin ein Feuer und es war angenehm war, als wir uns auf die Sofas und Sessel setzten.

„Was gibt es denn so Wichtiges?", fragte Lucius, aber anders als sonst, war sein Ton völlig wertfrei und beinahe interessiert.

Ich seufzte.

„Ich würde euch bitten, mich erst anzuhören, ehe ihr etwas sagt. Ich kann euch das, was ich euch gleich erzählen werde, wirklich erklären, sodass es einen Sinn ergibt. Aber erst einmal, werdet ihr mich ziemlich ungläubig anstarren und nicht begeistert sein", sagte ich und sah in die Runde.

Avaglade - Schicksal von Lavandia (Buch 3)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora