Chapter 9| Thirst

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Am nächsten Tag wache ich früh auf, jedenfalls denke ich, dass es früh ist, denn es fällt nur leichtes Licht in meinen Unterschlupf. Das Blutbad hatte ich überlebt und jemanden getötet. Aber ich darf es mir nicht anmerken lassen, wie schlecht es mir damit geht. Innerlich zerreißt es mich, aber äußerlich ich muss stark rüberkommen. Das gefällt den Sponsoren und lässt mich nicht als leichte Beute dastehe.

 Hustend recke ich mich, meine Kehle brennt wie Feuer und ich sehne mich nach Wasser. Nachgebend nehme ich die Wasserflasche und trinke einen Schluck. Das kühle Nass löscht etwas das Brennen, doch ich bin immer noch unglaublich durstig. 

Ich versuche mich abzulenken und klettre aus meinem Versteck, mit dem gepackten Rucksack schleiche ich mich durch die Gassen der zerstörten Stadt. Die ganze Zeit sehe ich mich um, dass mich auch niemand verfolgt. 

Langsam schleppe ich mich in der Hitze unter der prallen Sonne weiter. Hier gibt es keinen Baum, kein schattiges Plätzchen und selbst in der Nacht kühlt es nicht ab. 

Stöhnend lehne ich mich gegen eine morsche Wand und wische den Schweiß von meiner Stirn. An der Wand stütze ich mich ab und gehe weiter. Meine Beine wackeln gefährlich und ich weiß nicht, wie lang ich noch durchhalte. Da ich so darauf fixiert bin, nicht hinzufallen, schaue ich mich nicht mehr um. Plötzlich werde ich zu Boden gerissen, hart schlage ich auf dem sandigen Boden auf, dabei atme ich den ganzen Dreck ein und huste, bis meine Lungen brennen. Jemand drückt mich zu Boden. "Na 4, etwas zu heiß?"höre ich eine gehässige Stimme. "Ne, nur ein bisschen!"kontre ich bissig. "Halt mal deine Zunge im Zaum, oder du bist noch schneller tot."droht die Männerstimme.  Zwar bin ich total ausgelaugt, aber mein Überlebenswille lässt Adrenalin durch meine Adern stoßen und ich vergesse meine brennenden Lungen, den schmerzenden Hals und die unerträgliche Hitze. "Schön, könntest du Walross dann bitte von mir runtergehen, du zerquetscht mich."sage ich bissig, er ist etwas perplex und das nutze ich. Den eigentlich leichten Jungen stoße ich von mir und rolle mich auf. Mit seinem Messer verpasst er mir einen Cut an der Wange, durch das Adrenalin spüre ich den Schmerz nicht, nur wie Blut über mein Gesicht läuft. Erschrocken sieht er mich an, ich glaube er ist der männliche Tribut aus 12, aber ich bin mir nicht sicher. Ich muss wieder töten, um das zu überleben. Er windet sich unter mir, doch das Training im Kapitol hat wirklich was gebracht, meine Knie drücken auf seine Arme und ich sitze auf seinem Unterleib, sodass er mir vollkommen ausgeliefert ist. Aber mich durchströmt kein Gefühl von Macht, nein, mir wird schlecht. Ich bin angeekelt von mir selbst, der Junge hat gar keine Faire Chance mehr und das weiß er, denn er hat aufgehört sich zu wehren. Was bin ich nur für win Mensch? Aber das ist es doch, hier geht es nur um Macht und um zu überleben, muss man sie an sich reißen. Skrupellos und ohne Schuldgefühle, skrupellos kann ich es machen, aber ohne Schuldgefühle nicht wirklich. 

Meine Hand zittert komischerweise nicht, als ich das Messer aus der Seitentasche meines Rucksacks nehme, mit einer schnellen Bewegung lasse ich das Messer in die Brust des überraschten Jungen sausen. Er kommt nicht mehr zum Schreien, er ist zu schnell tot. Er hat wenigstens nicht gelitten, ein minimaler Trost. Die Kanone knallt und ich muss mich zusammenreißen nicht zusammenzuzucken. Ich schließe die Augen des Jungens, weil ich es anstandslos finde ihn einfach hier so liegen zu lassen. Er war ein Kämpfer. 

Rasch nehme ich meinen Blick von ihm und klaue ihm den Rucksack -ist das eigentlich noch Klauen, wenn man es von einem Toten nimmt? Stehlen ist Stehlen- 

Rennend bringe ich eine große Entfernung zwischen mich und die Leiche und als ich, nach Luft ringend, stehen bleibe und mich auf meine Knie stütze, ist das Adrenalin weg. Ich spüre das Brennen in meinem Hals, in meinen Lungen und in meiner linken Wange. Vorsichtig taste ich nach der Wunde und zische auf. Ein waagerechter, langer Cut ziert meine Wange. Das Blut hat meine komplette Wange rötlich gefärbt. Seufzend starre ich gen Himmel und sehe, dass die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hat. Ich beschließe mein Versteck zu finden. Orientierungslos laufe ich den Weg zurück, den ich meine gekommen zu sein. 

Ein erleichtertes Lächeln umspielt meine rissigen Lippen, als ich die Ruine finde. In dem Unterschlupf ist es ein wenig kühler, als draußen, aber immer noch sehr warm. 

Den Rucksack des Jungen durchsuche ich und finde eine Wasserflasche, die halbleer ist, Cracker und sonst nichts. "Das ist ja mal ein riesiger Fang!"spotte ich und stelle mir vor, wie das Kapitol darüber lacht. Sofort wird mir schlecht, ich brauche Nahrung und Wasser und natürlich regt man sich über so was karges auf, aber für das Kapitol ist es die Unterhaltung des Jahres. Was machen die eigentlich, wenn keine Hungerspiele sind. Vielleicht drehen sie ja Däumchen. Ein amüsiertes Lächeln legt sich auf mein Gesicht, bei dem Gedanken daran, dass Snow Däumchen dreht. 

Den Rest des Tages verbringe ich dort unten und passe mich der Hitze, mit Nichtstun, an und genehmige mir ein Schluck Wasser. 

Am Abend werden die Toten angezeigt, beide aus 12 und den Jungen hab ich zu verantworten. Im Traum verfolgt er mich und ich muss immer wieder mit ansehen wie er stirbt. Hoffentlich können die nicht mit irgendwelchen Maschinen meine Gedanken und Träume sehen, ansonsten wüssten alle, dass ich plötzlich total verweicht bin.Jemanden umzubringen ist grausam, aber ich bin bei hierhergezogen, mit der Tatsache, dass ich hier irgendwo verrotten werde und dass mir deshalb das alles egal sein könnte. Aber für Finnick ist in mir ein plötzlicher Kämpferwille und der könnte mich am Schluss umbringen, falls ich gewinne und dann total zerstört nach Hause kehre. Dort werde ich dann ein Alkoholiker wie Haymitch und ersticke dann irgendwann an meiner eigenen Kotze. Eine tolle Vorstellung!  

Oder ich kann auch alles verdrängen, im Geld schwimmen, jeden Freitag Golfen gehen und an den Kaffeekränzchen der Kapitol-Elite mitmachen. Jede Woche auf eine Party gehen und voll und ganz auf der Seite Snow's stehen. Diese Vorstellung ist um einiges schlimmer. 

Außerdem denke ich nicht, dass ich gewinne, vorher verdurste ich. Der Durst nagt am schlimmsten an mir. Ich fühle mich vollkommen ausgetrocknet und mich zwingen, nicht alles sofort zu verbrauchen.


Hallo meine Lieben. Ich wünsche euch schöne Ferien und es gibt erst in 3 Wochen wieder ein Update, weil ich davor noch in den Urlaub fahre. :)

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