Chapter 23| Memories

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"Warum hast du ihm denn nicht gesagt, dass wir wieder zusammen sind?"frage ich, während ich die Treppe runtergehe. "Ihn interessiert es doch sowieso nicht mehr."antwortet er zermürbt. "Aber ich möchte nicht die Freundin sein, die plötzlich auf der Matte steht und dann, ja 'Hi'." Dann würde ich mir wie eine Hure vorkommen und es wäre so peinlich.

"Izzy, bitte."sagt er genervt. "Nein, weißt du, wie peinlich das wäre?" "Es interessiert meine Eltern doch sowieso nicht mehr." "Das denkst du."entgegne ich und drehe mich um. "Bitte, ich will darüber nicht reden." "Okay, dann bin ich mal weg." Wütend gehe ich eilig aus dem Haus und runter zum Strand, wo ich meinem Vater helfen will.

Gereizt gehe ich den Holzweg runter an den Hafen, wo die Fischerboote stehen. Meinen Körper habe ich in einen dunkelblaue Winterjacke gepackt.

Der Wind peitscht mir ins Gesicht und ich ziehe mir die Kapuze weiter ins Gesicht. Am Steg sind die Boote kurz vorm Auslaufen. Fischer rufen sich gegenseitig Dinge zu und beladen ihre Kutter mit Netzen.

Meinem Dad habe ich auch einen gekauft, den den er sich immer gewünscht hat. Da liegt er auf dem Wasser, benannt nach meinem Bruder und mir. Die Izohn.

Ich gehe auf ihn zu. "Hey Kleines und wie läuft es im Paradies?"fragt er, als er mich umarmt. Seit 2 Wochen zeigen wir uns wieder und diesmal ein wenig inniger, es sind nur noch 2 Wochen bis zur Tour der Sieger und meinen Eltern habe ich erzählt, dass wir nicht ohne einander konnten, bla bla bla.

"Wir haben gerade gestritten."antworte ich und räume eins der Netze auf das Deck. Das Boot schaukelt unter meinem Fuß. Aber es ist ein vertrautes Gefühl.

"Schlimm?" "Nein und versuch nicht den Beziehungsratgeber zu geben. Sag lieber, wie es euch geht?"sage ich und steige ganz auf den Kutter. "Gut, du sollst dich aber noch vor der Tour blicken lassen."sagt er und steigt ebenfalls auf das Boot. Mein Das geht zur Fahrerkabine und lässt den Motor an. "Warte, warte. Ich habe die Hummerkäfige im Bootshaus auf dem Steg vergessen." Er eilt wieder zurück, während ich ihm seufzend nachblicke. Die hat er schon immer vergessen.

Mein Blick schweift über die altbekannte Szenerie vor mir. Die arbeitenden Leute, das Geschrei und der Geruch von Fisch und Meer. Unter den Fischern erblicke ich Finnick's Vater. Es kann ihn doch wirklich nicht nicht interessieren,  mit wem sich sein Sohn einlässt! Dann muss ich eben dafür  sorgen, dass Finnick das auch erfährt.

Seufzend hieve ich mich aus dem Boot und gehe zu ihm. "Mr Odair?" Der Mann, dem Finnick sehr ähnlich sieht, dreht sich um. "Ach, Iz. Hallo, was machst du denn hier?" "Ich helfe meinem Vater und ich wollte 'Hallo' sagen. Schließlich bin ich ja jetzt wieder mit Finnick zusammen." "Stimmt ja, das ging um wie ein Lauffeuer. Alle haben drauf gewartet, dass ihr wieder zusammen kommt." "Und Sie?"hake ich nach. "Ich war überrascht." "Mr Odair, ich weiß, dass Finnick Ihnen nichts erzählt hat und ich weiß auch wieso. Er denkt, Sie interessiert es nicht, wen er trifft."setze ich an. "Das denkt er?"fragt er überrascht und setzt sich auf einen der runden Anbindepfeiler. "Ja." "Aber das tut es, ich verlier nur den Überblick und ich versteh nicht, was er von diesen Kapitolstrullen wollte." "Finnick ist durch die Spiele in eine andere Welt gekommen und es ist schwer sich dort zurechtzufinden. Er hat seinesgleichen gesucht und das habe ich auch getan." "In diese Welt gehören wir aber nicht."entgegnet er flach und steht wieder auf. "Trotzdem ist er Ihr Sohn und vielleicht hat er sich die ganze Zeit nur Ihren Rat gewünscht und vielleicht wollte er so Ihre Aufmerksamkeit." "Also, mein Sohn hat diese schrägen Frauen nur geratet, damit ich ihm einen Rat gebe?"hakt er ungläubig nach. Eine schöne Umformulierung. "Ich weiß es nicht, er spricht nicht oft darüber. Aber ich denke es, nur weil er jetzt berühmt ist. Heißt das nicht, dass er Sie nicht mehr braucht." "Danke, das hat mir die Augen geöffnet und ich denke",er berührt mich an der Schulter,"dass du endlich die Richtige bist." Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. "Danke. Ich muss dann mal arbeiten. Auf Wiedersehen." "Ciao."

Seit wann spiele ich die Vermittlerin in solchen Angelegenheiten?

Verwirrt über mich selbst gehe ich zu Das's Boot und springe drauf. Wieder schaukelt es heftig und der salzige Geruch des Meeres schlägt mir entgegen. "Hab sie!"höre ich meinen Vater rufen. "Na endlich!"rufe ich zurück und gehe ins Fahrerhaus. Kurze Zeit später kommt mein Vater hinzu. "Willst du uns abstoßen? Wie früher?"fragt er. "Du hast einen Motor."weise ich ihn auf das selbstfahrende Boot hin. "Ich muss es doch auskosten. Wenn meine Tochter mal wieder mit mir fischen geht."lacht er. "Keine Sorge, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein."antworte ich drohend und gehe raus. DAs Tau ist abgebunden und sie muss ich uns nur kräftig vom Steg wegdrücken. Mein Vater startet dann den Motor und wir fahren los. Ich stelle mich in die Sonne und blicke verträumt auf das Meer.

"Lässt du die Netze raus?" "Seit wann fragst du?"will ich lachend wissen. "Lass die Netze raus!"ruft er und ich lache wieder. Meine nackten, kalten Hände greifen nach den schweren Netzen und ich zerre sie zum Bordrand, wo ich sie dann drüber hieve. Die Enden binde ich an den Ringen fest und wir fahren weiter. Nach einiger Zeit, fange ich an das Netz hochzuziehen. Mein Vater kommt mir zu Hilfe und gemeinsam ziehen wir das Netz hoch. Wir töten die Fische und stecken sie in Kühlboxen.

"Ich hab das vermisst. Den ganzen Tag auf dem Meer und Fische fangen. Grade bekomme ich sogar Lust dazu, die Muscheln zu knacken."lache ich. Eine Arbeit, die ich früher gehasst habe. "Ich hab es auch vermisst. Es ist so still und langweilig. Keiner sagt mir mehr, wie ich zu fahren habe, damit wir genug Fische haben und keiner scheucht die Möwen weg." Wehmütig lächelt er mich an und ich lege meine Arme um ihn. "Ich hab dich vermisst, Daddy." "Ich dich auch, Kleines. Obwohl ich froh bin, dass ich kein weiteres Kind an die Spiele verloren habe." "Du wirst mich nicht los!"


Verfroren laufe ich den Strand entlang, der Tag war schön, aber kalt. Ich bin schon so verwöhnt, dass mich solche normalen Arbeitstage fertig machen. Früher bin ich täglich mit raus gefahren und war Hitze- und Kältefest.

Der Strand ist verlassen und der Sand zeugt von keinen Fußspuren. Nur meine.

Irgendwie habe ich keine Lust nach Hause zu gehen. Ich will mich noch weiter in Erinnerungen suhlen. Als mein Bruder noch gelebt hat, sind wir dann nach dem fischen an den Strand. Wenn's warm war sind wir baden gegangen und wenn's kalt war, haben wir uns in Decken gekuschelt und auf das weite Meer geguckt. Wenn man auf dem Wasser ist, fühlt man sich frei und wenn man das Meer nur sieht, will man rein, man will frei sein. Man bekommt den Drang nach Freiheit.

Ich setze mich in den kalten Sand und lasse ihn durch meine Finger rieseln. Die Sonne ist mittlerweile hinter den Wolken verschwinden, aber das stört mich nicht. Ich versinke in Erinnerungen.

So bemerke ich auch nicht Finnick, bis er hinter mir sitzt. "Hey."murmle ich und lehne mich gegen ihn. Er legt seine Arme um mich und seinen Kopf auf meine Schulter. "Danke, das mit meinem Vater war echt süß." "Ich bin ihm über den Weg gelaufen und dachte, dass ich mal Seelenklempner spielen könnte."winke ich ab. "Gib zu, dass du leicht romantische Absichten hattest."raunt er mir ins Ohr und ich spüre förmlich, wie er grinst. "Vielleicht. Vielleicht wollte ich meinen Freund nicht länger unglücklich sehen." "Ich liebe dich."sagt er und küsst mich auf die Wange. "Ich dich auch. Ich bin verwöhnt, ich friere schon nach ein paar Stunden auf dem Meer."

Er reibt mich wieder etwas wärmer. "Dann können wir doch nach Hause gehen eine Heiße Schokolade trinken?"schlägt er vor. "Noch kurz." "Denkst du an deinen Bruder?" "Ja, der Tag heute war echt schön und ich musste an ihn denken, wir sind früher im Sommer immer vom Boot ins Wasser gesprungen und haben die Fische mit Speeren gegangen und ganz oft sind wir nach dem Fischen an den Strand gegangen. Ich vermisse ihn." Er streicht über meinen Arm und drückt mir einen Kuss auf die Haare.

"Ich weiß." Wir sitzen noch etwas da, bevor wir nach Hause gehen.

Blue EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt