Epilog

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Izabelle Dawson ist tot. Sie hat sich umgebracht, ein paar Stunden vor ihrer öffentlichen Hinrichtung. Ein feiger Tod von einer ehemals gefeierten, toughen Siegerin. Es war die Schlagzeile schlechthin, ein kleiner Fehltritt, der zu ihrem Tod führte. 

Was viele als feigen Selbstmord bezeichnen, ist eigentlich der wesentlich angenehmerer Tod gewesen. Snow liebt es, Hinrichtungen auszuschmücken. Das wäre sehr schmerzhaft für sie geworden, doch sie hat sich für den schnellen Tod, durch das Aufschneiden der Halsschlagader entschieden. Es war der Aufschrei der Nation. Izabelle Dawson war eine beliebte Siegerin und ihr sogenannter Fehltritt erwärmte ganz Panem. 

Doch nicht Snow, der dafür sorgte, dass alles weiterging, die Spiele wurden ausgetragen und alles ging seinen Weg. Aber das Feuer der Rebellion flackerte in den Menschen und jetzt brauchten sie nur jemanden, der es vollständig entfachte. 


"Finnick?" Der füllige Mann tritt über die Türschwelle, Finnick Odair steht mit dem Rücken zu ihm und blickt aus dem Fenster seines Hauses in den Garten. "Ich habe oft gesagt, dass es gefährlich ist. Es gewinnen immer die Willensstarken und es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, sie still zu halten. 

Es ist doch vollkommen klar, dass der Großteil Panem's die Spiele hasst. Das ist eine unausgesprochene Tatsache. Deshalb gewinnen so oft die Karrieretribute, die anderen werden entweder durch Muttribute oder künstlich herbeigeführte Naturgewalten eliminiert. Sie hat sich nicht eliminieren lassen und dann hat sie gesagt, was sie dachte. Sie war der perfekte Kandidat, sie hätte alles verändern können. Doch wir begehen immer wieder den selben Fehler und unterschätzen das, was die Spiele mit euch machen. Wir haben nicht erkannt, wie zerstört sie wirklich war. 

Das Ganze rückt damit weiter zurück, es wird noch länger dauern."seufzt er, worauf Finnick wütend herumwirbelt. "Oh, euer Plan wurde aufgeschoben! Das soll das Schlimmste an dieser ganzen Situation sein!?" Entgeistert blickt er den blonden Mann an und der Schmerz schnürt seine Brust zu. "Natürlich nicht",räumt dieser besänftigend ein,"Je schneller es passiert, desto schneller wird Gerechtigkeit walten und viele Menschen bekommen ihr Leben zurück." "Nein. Das Leben, was sie hatten, wird es für sie nicht mehr geben. Das wird brutaler und furchtbarere als die Spiele."widerspricht ihm Finnick. 

"Finnick, du weißt weshalb ich hier bin, wir brauchen deine konkrete Zusage zu unserer Sache." Die Stimme des Mannes mit den buschigen Augenbrauen ist drängend. "Ich bin doch schon da drin! Und ich werde ganz bestimmt nicht für Snow  arbeiten!" Seine Hände zittern und er würde am liebsten aus dem Raum stürmen. 

"Dann werde ich jetzt gehen und dir etwas Zeit geben. Auf Wiedersehen, Finnick." "Auf Wiedersehen, Plutarch." Mit diesen trockenen Worten wendet sich Finnick wieder dem Fenster zu und Plutarch geht mit einem mitleidigen Blick aus dem Raum. "Du kannst jetzt."sagt er draußen und Finnick zieht irritiert die Augenbrauen hoch. Mit wem redet der Mann? 

Er kann die Schritte von Plutarch wahrnehmen, die die Treppe hinunter gehen, doch mehr ist da nicht. Trotzdem hat er das Gefühl, dass jemand in sein Zimmer gekommen ist. 

"Finnick." Die Stimme jagt ihm einen Schauer über den Rücken und lässt seine Nackenhaare sich aufstellen. "Du bist verrückt, wenn dich jemand sieht, bist du tot." Aus seiner Stimme spricht Sorge und Panik. 

Er dreht sich um und sein erschrecktes Gesicht wird weich. So lang hat er sich gewünscht, dieses Gesicht zu sehen. "Ich bin verrückt, verrückt vor Liebe. Jedenfalls hat Plutarch das so ausgedrückt. Ich finde nämlich, dass du es verdienst mich noch einmal zu sehen, bevor ich, im wahrsten Sinne des Wortes, untertauche." Sarkasmus lag in diesen Worten.

 Finnick durchquert den Raum und umfasst das ihm bekannte Gesicht, bevor er seine Lippen sehnsüchtig auf ihre legt. Sie vergräbt ihre Händen in dem Kragen seines Hemdes, als sie sich an ihn drückte. Eine Träne läuft über ihr Gesicht. "Es tut mir leid, dass ich versagt habe."entschuldigt sie sich. "Du hast nicht versagt." Tränen stehen in seinen Augen. "Ich hoffe, dass ich bald wiederkommen kann oder du könnest zwischenzeitlich auch sterben und zu mir kommen." Der Sarkasmus in ihrer tränenerstickten Stimme lässt ihn schmunzeln. "Ich kann doch nicht auch noch sterben, das überlebt die Frauenwelt nicht."scherzt er trocken. "Klar!" 

Von unten ist ein dumpfes Klopfen zu hören, traurig schaut sie in seine Augen. "Das war mein Stichwort. Ich liebe dich, Finnick."verabschiedet sie sich sanft. "Ich liebe dich auch. Wir sind bald wieder zusammen. Snow wird fallen, ich verspreche es, Izzy." Sie lächelt schwach und geht dann aus der Tür. 

"Du wirst nicht lang tot sein, Izzy."

Blue EyesWhere stories live. Discover now