Chapter 30| Don't talk such a crap

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Erschöpft gehe ich langsam zurück in die Küche. "Geht es dir besser?"fragt Finnick, der soeben von seinem Barhocker runtergesprungen ist. "Es tut mir leid, dass du mich so gesehen hast."entschuldige ich mich matt und stütze mich an der Küchentheke ab. Mein Kopf rast und mir ist leicht schwindelig. "Izzy."wirft er ein und legt seine Hand auf meine Schulter. Sanft zieht er mich in seine Arme und ich genieße seine Wärme. Eben habe ich mich so aufgewühlt gefühlt und bin unter meinen verdrängten Gefühlen zusammengebrochen und jetzt bin ich wie leer gefegt. Diese Leere ist erdrückend und macht mich unglaublich müde. Jedenfalls denke ich, dass ich müde bin. 

"Ich bin erstaunt, dass du das so lange ausgehalten hat."sagt er und versucht mich aufzuheitern. Meine schweren Mundwinkel ziehen sich leicht hoch, während ich mich noch fester an ihn drücke. "Ich hatte viel zu tun."krächze ich trocken. Er löst sich von mir und nimmt mein Gesicht in seine weichen Hände, mit dem Daumen streicht er über meine Wange und blickt mir in die Augen. In seinen meergrünen Augen erkenne ich so etwas wie Schuld, aber warum? 

"Das ist meine Schuld. Du hattest keine Zeit dich wieder zusammen zu flicken. Du hast das getan, was Snow wollte, wegen mir."spricht er leise und schuldbewusst. Daraufhin blicke ich ihn ungläubig an. "Hör auf so ne Scheiße zu reden!"unterbreche ich ihn fest. Meine Hals ist wie ausgetrocknet und jedes Wort reibt unangenehm im Rachen, selbst das Schlucken tut weh. 

"Ohne dich wäre ich schon viel eher zusammengebrochen und niemand hätte mich vom Boden aufgehoben und dafür gesorgt, dass ich nicht in meinem eigenen Tränenmeer ertrinke oder verdurste. Die Liebe hat mich überhaupt so lange aufrecht gehalten, weil ich dich liebe, bin ich nicht abgestürzt. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich so wie Haymitch Abernathy. Meinen Schmerz im Alkohol ersaufend und vollkommen ohne Kontrolle über mich selbst. Ich würde dahin vegetieren und irgendwann sterben. Was niemanden interessieren würde und ich würde hier vergammeln, bis der Gestank doch jemanden in die Nähe dieses Hauses locken würde. 

Also, tu mir einen Gefallen und sag sowas nie wieder. Du bist der Grund warum ich jeden Tag aufstehe und lebe." Nachdem ich ihm mein Herz ausgeschüttet habe und das so kitschig wie es nur geht. 'Du bist der Grund warum ich lebe'! Das klingt, als wäre ich direkt einer dieser schrecklichen Seifenopern des Kapitals entsprungen. 

Mit einem sanften Lächeln sieht er mich an und zieht mich in einen innigen Kuss, den ich erwidere. 

"Seit wann bist du denn so romantisch?"fragt er neckend und legt seine Arme um meinen Körper. "Ich bin momentan nicht ganz der Herr über mich selbst."antworte ich mit dem Anflug eines schelmischen Grinsens auf meinen Lippen. So endlos mir dieses schwarze Loch vor wenigen Stunden noch vorgekommen ist, sehe ich nun einen kleinen Lichtfleck. Ein helles Licht am Ende des schwarzen Tunnels. 

Doch die aufkeimende gute Stimmung verfliegt, als sich eine Stimme in meinen Kopf schleicht, eine laute, kreischende Stimme. 

"Ich bin ein grausamer, unromantischer Mensch. Zach hatte allen Grund mich töten zu wollen, ich habe herzlos mit ihm gespielt." Wieder ekele ich mich vor mir selbst, würde gerne vor mir weglaufen und ich spüre wie meine Brust enger wird. "Das ist nich wahr."sagt er und drückt mich fest an sich, seine starken Arme schlingt er schützend um mich und küsst mich auf den Scheitel. 

Er hält mich, während dieses Gefühl der Selbstverachtung mich innerlich zerfrisst und wie Feuer durch meinen Körper brennt und mir unsägliche Kopfschmerzen bereitet. Still ertrage ich die Schmerzen und versuche ruhig zu atmen. Ich muss stark sein und dagegen ankämpfen. 

Tränen brennen in meinen Augen, als ich den Küchenschrank vor mir anstarre und mich auf das satte weiß des Holzes konzentriere. 

"Wie hast du diesen Schrank bekommen, hä?" "Genau, du hast gemordet."

Und dann wird es schwarz. 

Ich wache auf einer  grünenden Wiese auf, die Sonne scheint gleißend vom blauen Himmel. Das Gras ist weich und kitzelt meine nackten Arme, als ich mich aufsetze. 

Die Wiese ist endlos und überall sprießen bunte Blumen aus dem Boden. Sie erstrahlen in satten Farben und wirken so unberührt. Langsam erhebe ich mich und genieße die laue Brise, die den dünnen Stoff meines Nachthemdes flattern lässt. 

Ich fühle mich leicht und unverwundbar. Lächelnd halte ich mein Gesicht der Sonne entgegen, die mich wärmt. "Es ist schön hier, nicht wahr? So ruhig." Erstaunt über die nur zu bekannte, doch längst verklungene Stimme, drehe ich mich um. Ungläubig blicke ich direkt in seinen warmen Augen. Da steht er, in einfach Kleidung, das blaue, verwaschene Hemd  flattert ebenfalls. "John?" "Live und in Farbe."sagt er mit einem verschmitzten Grinsen. Überglücklich falle ich ihm um den Hals, fest drückt er mich an sich. "Ich vermisse dich so sehr."flüstere ich traurig in seinen Nacken, er riecht so vertraut, einen Geruch, den ich nie vergessen werde. 

"Und ich dich, kleine Schwester."antwortet er ruhig. Ich löse mich von ihm und lächle ihn an, es ist unfassbar ihn wiederzusehen. Wie ein Traum. 

"Ich wache bestimmt gleich auf."meine ich niedergeschlagen. "Das entscheidest du. Du weißt bestimmt, warum ich hier bin." "Ich kann's mir denken." Er greift nach meinem Handgelenk, wo der Anker mittlerweile an einem Armkettchen funkelt. "So wie es aussieht, ist es nicht so gekommen, wie wir uns das gewünscht haben."sagt er nachdenklich. "Für keinen von uns."pflichte ich ihm bei. "Lass uns reden." 

John führt mich über die Wiese zu einem Platz direkt in der Sonne. Nachdem ich mich gesetzt habe, ziehe ich die Knie an meine Brust und lege meinen Kopf an seine Schulter. "Was ist nur mit uns passiert?"murmle ich fast schon verzweifelt. "Die Dinge haben sich verändert, Iz. Du hast dich verändert, du magst denken, dass du zerbrochen bist. Aber so sehe ich dich nicht, du standest immer aufrecht und hast gegen Schmerz und Trauer gekämpft. Das kannst du jetzt auch, du musst nur wollen." "Und was wenn ich nicht mehr kann?"flüstre ich erschöpft von den langen Kämpfen gegen Verlust und Rückschläge. 

"Warst du nicht diejenige, die gesagt hat, dass es kein Aufgeben gibt?" Ich hebe den Kopf und blicke in seinen hoffnungsvolles Gesicht. "Da war ich 10." widerspreche ich ihm. "Das Gleiche hast du zu mir gesagt, als ich in die Arena gegangen bin und das Gleiche sage ich jetzt zu dir. Natürlich ist es deine Entscheidung. Aber du hast jemanden, für den du kämpfen kannst. Das hast du selbst gesagt, Finnick liebt dich über alles." Bei seinem Namen lächle ich verliebt. "Kannst du damit aufhören?"bitte ich ihn scherzend. "Mit was denn?" "Du sagst einem nicht, was man tun soll, du schleichst dich in meinen Kopf und manipulierst mich. Das ist unfair."beschwere ich mich mit einem bösen Blick, lache aber daraufhin. "Wenn es was bringt."grinst er. "Das ist ja das Blöde, das tut es." 

Blue EyesWhere stories live. Discover now