Kapitel 7 "Weltensplitter"

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„Ist sie schon wach?" Für einen Moment wusste ich nicht, von wem Juvia da sprach, doch dann wurde es mir dank ihres besorgten Gesichtsausdrucks klar. Das verschlafene Lächeln war restlos verschwunden. Schade eigentlich. „Keine Ahnung, ich hab mehrfach gefragt, aber das ganze Krankenhaus scheint total im Chaos versunken zu sein.

Die ganzen Krankenschwestern haben keine Ahnung, sind komplett übermüdet oder wollen mir vielleicht auch ganz einfach nichts sagen. Aber vielleicht können wir jetzt an einem der Schalter fragen gehen." In der Nacht war kein einziger besetzt gewesen, was uns zwar gewundert hatte, aber ändern konnten wir es ja auch nicht.

„Glaubst du, sie lassen uns überhaupt zu ihr? Ich meine, sie kennt uns nicht mal, also selbst wenn wir zu ihr dürften, würde sie uns wahrscheinlich hochkant aus dem Zimmer werfen." Das glaubte ich nicht. Nachdem war ihr passiert war, war sie wohl kaum in der Lage, besonders viele Emotionen aufzubauen. Sie war mit Sicherheit verwirrt genug, um uns zuzuhören.

„Erst mal sollten wir überhaupt versuchen, zu ihr zu kommen. Und dazu müssen wir fragen, wir können wohl kaum in jedem Zimmer nachschauen." Mal ganz abgesehen davon, dass die eigentlichen Krankenzimmer nur mit einer Schlüsselkarte zu erreichen waren. Wir hatten uns direkt umgesehen, als wir hier angekommen waren.

„Nach ihr zu fragen ist aber auch sinnlos. Wir haben nicht mal ihren Nachnamen!", stellte ich fest. Aber wir mussten unbedingt mit ihr reden, vielleicht wusste sie ja doch mehr als wir. Und selbst wenn nicht, musste ihr jemand sagen, dass sie nicht verrückt geworden war und sich das alles eingebildet hatte. „Aber wir kennen jemanden, der ihren Nachnamen weiß." Juvias Augen wurden groß, als sie mich fragend anblickte.

„Ihre Freundin von gestern, Eliza Worres. Wir können schauen, ob wir sie im Telefonbuch finden. Dann hätten wir zumindest mal Marias Nachnamen und könnten uns nach ihr erkundigen. Wenn sie noch gar nicht aufgewacht ist, hätte es sowieso keinen Zweck nach ihr zu suchen." Aus Juvias Hosentasche erklang ein melodisches Klingeln.

„Warte kurz", bat sie mich und zückte ihr Handy. Mit einer Berührung des Displays nahm sie den Anruf an. „Hi Nicole." Ich konnte zwar eine Stimme auf der anderen Seite der Leitung hören, aber verstand nicht, was sie sagte. Juvias Gesichtsausdruck verdunkelte sich, je länger die Person redete. „Warte kurz." Sie nahm das Handy vom Ohr und schaltete den Ton lauter.

„Sag das nochmal." Die Stimme klang hoch und nervös, als sie anfing zu sprechen: „Ju, wo bist du? Die scheiß Welt geht gerade unter und du bist unauffindbar. Mach, dass du aus der Stadt rauskommst!" „Warum geht die Welt unter?", Juvias Stimme klang bemüht beherrscht und ihr war anzusehen, dass sie es bereits wusste.

„Schaust du keine Nachrichten? Überall drehen die Leute am Rad, dass sie von seltsamen Wesen aus Spiegeln angegriffen werden. Man, ich hab es gesehen, als ich aus der Wohnung bin. Überall herrscht totales Chaos. Da lag ein verdammter Mann tot auf dem Gehweg. Ich glaub echt, dass etwas mit den Spiegeln nicht stimmt. Komm aus der Stadt, ich sag es dir nochmal. Du musst da raus, weg von den Spiegeln."

Eine Gänsehaut hatte sich über meinen ganzen Körper ausgebreitet. Das konnte nicht wahr sein, das durfte ganz einfach nicht wahr sein. „Wir kommen, aber wir haben noch etwas zu erledigen." „Wer ist wir? Weißt du was, mir egal. Pass bitte auf dich auf." Und damit legte die junge Frau auf.

Ich und Juvia starrten uns an. Ein Kloß in meinem Hals hielt mich vom Sprechen ab. „Was soll das heißen? Das ist doch völliger Blödsinn", brachte ich stockend hervor. Ich konnte das einfach nicht glauben, nur wenn ich es mit meinen eigenen Augen sehen würde. „Ross, das war meine beste Freundin, die verarscht uns nicht. Wie sollte sie auch? Sie kennt dich gar nicht, woher sollte sie wissen, dass wir diese Wesen sehen? Ich fürchte, sie hat recht. Die Welt geht unter."

Reflektionen (Ross Lynch/R5)Where stories live. Discover now