Kapitel 52 "Federschwarz"

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Er hatte tatsächlich zugestimmt. Ich konnte es noch immer nicht fassen, aber er hatte ja zu unserem Plan gesagt. An seiner Stelle hätte ich uns für verrückt gehalten, aber die Situation war offenbar so ausweglos, dass man selbst gewillt war, Himmelfahrtskommandos loszuschicken. Nicht, dass ich etwas dagegen hatte.

Noch am selben Tag begannen wir mit der Umsetzung. Mit den Soldaten, die uns zur Verfügung gestellt wurden und einigen Freiwilligen, die man in den Zeltstädten aufgegabelt hatte, sollten wir genug sein, um die Welt zu retten. Das klang vielleicht ein bisschen größenwahnsinnig, aber genau das war das Ziel. Auch Jackson und Nicole waren unter den Freiwilligen, und nachdem sich Juvias Bruder vergewissert hatte, dass ich seiner Schwester nichts getan, oder sie sonst einer Gefahr ausgesetzt hatte, hörte er auch auf, sein Gesicht so grimmig zu verziehen.

Aaron machte einen Witz darüber, dass er etwas Bitteres gegessen hatte, aber es lachte keiner. Nachdem man ihnen etwas Ordentliches zu Essen gegeben hatte, zeigte man ihnen ihre Zimmer. Damit alle Platz fanden, hatte man die Hälfte der Cafeteria zu einem Lager umfunktioniert. Das führte zwar dazu, dass wir uns während des Essens zusammenquetschen mussten und dauernd Essen auf meinem Schoß landete, weil ich angerempelt wurde, aber es heiterte auch die Stimmung auf.

Vor allem die Freiwilligen aus den Zeltstädten hatten abenteuerliche Geschichten zu erzählen, wobei ich mir bei manchen fast sicher war, dass die Erzählungen ihrer lebhaften Fantasie entsprangen. Die meisten hier im Raum hatten zumindest eine geliebte Person verloren, nicht selten waren Kinder darunter. Darüber wollten allerdings die wenigsten sprechen und falls doch, vertrauten sie sich meist nur Hadiya an.

Als einziges Kind schien sie wohl am Vertrauenerweckendsten, wobei ich mir nicht sicher war, ob ich meine Geheimnisse einem rebellierenden Teenager anvertrauen würde. Unter den Freiwilligen war zwar auch eine ehemalige Psychologin, aber die wirkte selber, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. Sie war zwar harmlos, wurde aber nicht müde uns vor einer Alieninvasion zu warnen, die Anzeichen dafür seien klar und die Spiegelwesen nur die Vorboten.

Obwohl wir inzwischen alle wussten, dass die Apokalypse durch Metawesen nicht gerade abwegig war (immerhin befanden wir uns aktuell mittendrin), hatte keiner die Nerven, sich jetzt auch noch mit Außerirdischen zu befassen. Beruhigen ließ sich die Psychologin trotzdem nicht. Die gemeinsamen Pausen liefen erstaunlich gesittet ab; jetzt wo wieder alle genug zu essen bekamen und nicht dauernd um ihr Leben fürchten mussten, machte sich die gute Erziehung bemerkbar.

Zum Glück, denn ich hatte absolut keine Lust, auch noch um mein Essen kämpfen zu müssen. Die Arbeit war okay, wir waren in unterschiedliche Gruppen eingeteilt: die meisten kümmerten sich darum, die Räume, die wir später als Fallen benutzen wollten, leerzuräumen. Wir wussten, dass der zweite Schritt sehr viel kniffliger werden würde, denn dann kämen die Spiegel ins Spiel.

Ein paar der Soldaten hatten sich bereits auf die Suche gemacht, intakte Scheiben zu finden, mit denen wir die Räume verkleiden konnten. Schon an Tag eins kehrten zwei der Männer nicht zurück. Wir kannten die Risiken alle und trotzdem trübte es die Stimmung. Obwohl wir so viele waren, war es gespenstisch still in der Cafeteria, einzig das Klappern von Geschirr war zu hören.

Meine Angst hielt sich in Grenzen, auch wenn ich nicht genau wusste, warum. Egal wie viel ich grübelte, ich konnte nicht den Finger drauf legen und das fand ich sehr viel beunruhigender, als die Tatsache, dass Schritt 3 das Leben aller Helfer aufs Spiel setzte. Die meisten wussten davon, aber ich glaube einige wenige blieben lieber ahnungslos.

Wenn ich die Wahl gehabt hätte, wäre ich es vielleicht auch lieber gewesen. Da wir viel Zeit miteinander verbrachten, entstanden bald einige Freundschaften. Ich redete nicht viel, vor allem während der Arbeit war ich am liebsten alleine mit meinen Gedanken. Noch immer gab es kein Lebenszeichen von meiner Familie oder Juvia.

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