Stille

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Ich stützte mich auf dem kalten Fensterbrett ab und sah hinaus in den kleinen Park vor dem Krankenhaus. Ein paar Leute liefen noch herum doch die meisten waren vermutlich schon auf den Zimmern um das Abendessen nicht zu verpassen, welches wie in fast jedem Krankenhaus viel zu früh kam. Es war Herbst geworden, deshalb dämmerte es bereits und das schwache Sonnenlicht verschwand hinter den rot-gelben Baumkronen am hinteren Ende des Parks. Das erinnerte mich daran wie ich mit fünf im Krankenhaus lag und mich so sehr gefürchtet habe, dass die Ärzte schließlich erlaubten Bill mit zu mir ins Zimmer zu lassen. Es war das erste Mal gewesen an dem ich eine Nacht ohne Bill verbringen musste. Ich war einsam und habe kein Auge zugemacht. Doch als er dann da war haben wir das Krankenhaus unsicher gemacht.
Als ich anfing darüber nach zu denken stieg die Einsamkeit wieder in mir hoch. Genau das selbe Gefühl, das ich damals hatte. Natürlich musste ich ihn nicht 24 Stunden am Tag um mich herum haben, doch nicht zu wissen wie es ihm geht geschweige denn wo er ist und das auch noch nach einem Autounfall... Ich schüttelte mich und war wieder in der Realität, mein Herz raste. Ich öffnete das Fenster und warte darauf, dass die kühle Luft mich beruhigte. 1,2,3... Ich zählte meine Atemzüge. Schließlich ging ich zurück zu meinem Bett und nahm mein Handy aus einer der Schubladen meines Nachttisches. Ich schaltete es an und suchte in meinen Kontakten nach Bill. Sofort ging die Mailbox ran, sein Handy war also aus. Das stille Rauschen in der Leitung ließ wieder Panik in mir hoch steigen. Ich legte auf. Dann lag ich da, starrte an die weiße Decke, das Licht war ausgeschaltet. Diese Stille, die unerträgliche Stille. Sie erdrückte mich beinahe, ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Jeder Atemzug fühlten sich tonnenschwer an und als ich es fast nicht mehr aushielt wurde die Stille plötzlich gebrochen.

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