Paris

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5 Wochen zuvor:
Zittrig klopfte an die dicke braune Holztür und hoffte er würde bald die Tür auf machen. Dumpf hörte ich Schritte von drinnen, das Schloss klackte und dann ging die Tür auf. Verschlafen sah er mich an... Meine letzte Hoffnung. Ich hatte meine Arme eng um den Körper geschlungen und zitterte so heftig, dass er meine Zähne klappern hören konnte. "Was... Was machst du hier?" fragte er und rieb sich die Augen. "Hilfe." War das einzige was ich zusammen bekam. Verwirrt musterte er mich: "Was?"
"Ich hab ihn umgebracht! Hörst du? Umgebracht!" rief ich verzweifelt und schob ihn in sein Haus. Er schaltete die kleine Lampe im Flur an und betrachtete mich. Er sah geschockt aus. Blut lief über meine Stirn bis in meinen Mundwinkel ich schmeckte es deutlich, einige meiner Rippen mussten gebrochen sein, sie schmerzten höllisch. Auch mein linker Arm war gebrochen, mit dem rechten hielt ich ihn fest. "Bill... Was ist passier? Hattest du einen Unfall? Du brauchst einen Arzt." sagte Andreas besorgt und wollte gerade nach den Telefon greifen als ich es ihm auch schon aus der Hand schlug. Dabei ließ ich meinen Arm los und fluchte leise vor Schmerz. "Nein! Keinen Notarzt und kein Krankenhaus! Ich bin betrunken gefahren. Ich habe ihn umgebracht. Nur wegen dieses dummen Streits! Ich bin Schuld!" Stammelte ich verzweifelt. "Langsam! Was?" forderte Andreas doch ich machte keine Anstalten ihm genaueres zu erzählen. "Dein Vater ist doch Arzt... Er muss mich versorgen. Und dann, dann nimmst du mich mit zurück nach Paris. Ich kann hier nicht bleiben! Und du wirst kein Wort sagen ich erkläre es dir alles später! Bitte!" flehte ich. Und so geschah es.
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"Bill, kommst du essen?" rief Andreas von oben. "Mhm." war das einzige was ich hervor brachte. "Du musst aber essen!" kam seine Antwort. "Nein! Ich bin scheiße, ich muss nichts essen und ich sollte auch nicht!" rief ich zurück und schon schossen mir wieder Tränen in die Augen. Andreas kam die Wendeltreppe hinunter, die in mein Zimmer führte, in dem ich seit 5 Wochen wohnte und das ich seit dem nicht verlassen hatte. Genauer genommen waren es 4 Wochen 6 Tage und 20 Stunden. Er setzte sich neben mich auf mein Bett und legte mir die Hand auf die Schulter: "Bill, das kann so nicht weiter gehen. Ich meine klar war es scheiße was passiert ist und... Ah, was ich sagen will... du musst zurück. Du weißt doch gar nicht was passiert ist. Alle Welt sucht nach dir. Ich weiß nicht wie lange ich es noch aushalte das alles für mich zu behalten. Du musst zurück gehen. Seit 5 Wochen liegst du hier und isst kaum noch. Du hast kein Tageslicht mehr gesehen. Du lebst doch nicht mehr."
Die Tränen verklebten meine Augen. Was bitte war ich für ein Mensch? Ich hatte vielleicht meinen Bruder umgebracht. Und ich hatte ihm liegen gelassen.
Ich fand keine Worte mehr dafür wie sehr ich mich hasste.
"Nein." murmelte ich. "Ich habe ihn umgebracht."
"Das weißt du doch gar nicht! Und ich glaube es auch nicht. Du hast den Notarzt gerufen." meinte Andreas und versuchte erneut mich davon zu überzeugen zurück zu gehen.
"Ja super! Ich habe den Notruf gewählt und habe mein Handy danach weggeschmissen und meine Bruder tot im Auto liegen lassen!" schrie ich betont und schlug meine Faust so stark gegen die Wand, dass sie an einem Knöchel blutete.
"Er lebt! Jeder wäre geschockt gewesen wenn er seinen eigenen Bruder umgefahren hätte. Gut vielleicht hättest du anders reagieren sollen aber so wie es ist ist es nun mal. Er lebt und wird sich bestimmt riesige Sorgen machen." antwortete Andreas bestimmend und wollte gerade wieder gehen als er sich noch einmal umdrehte und sagte: "Er hasst dich auch nicht! Er liebt dich genau wie vorher. Du musst zurück! Hör auf deinen Zwillingssinn."
Ich lag immer noch mit dem Rücken von ihm abgewannt und hörte wie er nun die Treppe nach oben ging. Wie oft hatte er genau das jetzt schon zu mir gesagt? Nie hatte es etwas genützt. Immer habe ich fest geglaubt ich hätte ihn umgebracht und selbst wenn er noch leben würde, dachte ich, würde er mich jetzt hassen. An diesem Tag begann ich zum ersten mal darüber nach zu denken, dass es anders sein könnte.

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Ich hoffe der Teil gefällt euch. :)

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