What the ****?

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Ich starrte den Kontakt an. Lisa. Ich konnte mich nicht mal an sie erinnern aber sie war mein einziger Anhaltspunkt denn wenn mein Traum wahr gewesen ist, dann musste sie etwas wissen.
Ich klickte ihre Nummer an und legte das Handy an mein Ohr. Es klingelte, ein mal, zwei mal, drei mal.... Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Es knackte in der Leitung: "Tomi!" rief eine schrille Stimme vom anderen Ende der Leitung. "Warum hast du dich nicht gemeldet?!"
"Äh, Lisa...?" fing ich vorsichtig an.
"Ja? Was ist denn los?" fragte sie immer noch in der selben unangenehmen Tonlage.
"Ich hatte einen Autounfall... Ich weiß nicht mehr was passiert ist und Bill ist weg... Waren wir zusammen feiern?" brach es aus mir heraus. Es herrschte kurz Stille.
"Ja , ja waren wir... Vor zwei Wochen oder mittlerweile drei. Ich hab gerade keine Zeit... Wie wärs, du gibst mir heute Abend einen aus und ich geb dir deine Antworten. Ja? Super! Wir sehen uns 10 Uhr bei Lola's. Bis dahin."
Ehe ich noch etwas sagen konnte hatte sie aufgelegt. Verwirrt legte ich mein Handy weg. Mochte ich sie wirklich mal? Ich fühlte mich mir selbst gegenüber fremd. Ich schüttelte meine Zweifel ab und ging wieder zu Gustav der mittlerweile im Wohnzimmer war.
"Und?" fragte er gespannt während ich mich mit starrem Blick neben ihn auf die Couch fallen ließ. Kurz sagte ich nichts aber dann wendete ich mich in seine Richtung und sagte: "Wie es aussieht habe ich heute Abend ein Date..." Er sah mich verwirrt an:
"Was? Du sollst nicht mit ihr rummachen sondern sie fragen ob..." Er lachte: "Erklär mir das."
Ich musste lächeln: "Will ich doch gar nicht. Man! Ich hatte keine andere Wahl, sie war der Meinung ich solle heute um 10 bei Lola's sein und ihr einen ausgeben. Dann hat sie aufgelegt." Ich nahm mir eine Kissen und legte es auf meine Beine. Ich strich darauf hin und her bis Gustav fragte: "Und weiter?"
Ich sah auf: "Na ja ich habe zwar keine Lust aber ich muss dahin wenn ich Antworten haben will."
"Ja das wirst du wohl müssen... . Aber frag doch heute Abend mal Alex, der war auch mit euch feiern vielleicht weiß der noch was." schlug Gustav vor.
"Ja, super Idee... Kommt er mit zu Georg?"
"Ja er wollte so wie so wissen wie es dir geht und dich sehen." meinte Gustav.
"Super." antwortet ich.

Am Abend:
Wir saßen alle bei Georg zu hause am Tisch und aßen. Alex, Georg mit seiner Freundin und Gustav mit seiner Frau. Die Hunde spielten zu viert draußen im Garten. Pumba hatte seinen kleinen roten Ball, die untergehende Sonne tanzte zwischen den bunten Blättern. Alles war wie immer. Alles bis auf eins. Der Stuhl neben mir war leer. Es war Folter.
Ich hatte vor dem Essen bereits mit Alex gesprochen. Er hatte mir erzählt, dass alles gut gewesen war bis Lisa auftauchte. Er hatte mir auch erzählt, dass wir wohl ein paar Wochen zusammen gewesen sind und, dass Bill sie nie mochte. Alle hatten gedacht wir haben Schluss gemacht. Alex vermutete, dass das der Grund für den Streit zwischen mir und Bill gewesen sein muss. Das heißt wenn es einen Streit gab, er war bereits gegangen.
Bill und ich waren also zusammen mit Lisa als letztes da.
Ich ging diese Szenen in Gedanken hunderte Male durch. Wie es aussah musste ich wohl doch eine größere Erinnerungslücke haben. Die anderen am Tisch unterhielten sich über alles Mögliche, gemeinsame Erinnerungen, die Hunde einfach alles. Ich saß teilnahmslos da. Ich weiß sie versuchten mich abzulenken. Sie waren alle nett und alle für mich da. Es war nicht ihre Schuld, dass einfach alles weh tat. Und natürlich machten auch sie sich Sorgen, natürlich vermissten auch sie ihn aber es war nicht das selbe. Ich konnte mich nicht daran erinnern jemals zuvor jemanden so zu vermissen. Ich spürte eine Art kalte Leere die sich immer weiter auszubreiten schien. Ich starrte auf den leeren Stuhl neben mir, das Ticken der Uhr wurde immer lauter. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich schob meinen Stuhl zurück stand auf und ging. Ich ging hinaus zu den Hunden. Ich schnappte mir meine zwei und wollte mit ihnen spazieren gehen. Am Tor hielt Georg mich auf: "Alles klar bei dir? Ich meine natürlich so gut es geht..."
Ich dreht mich zu ihm um: "Ja, aber ich hab es drin echt nicht mehr ausgehalten. Ich gehe jetzt mit den Hunden und dann nach hause. Nimm es mir nicht übel."
"Okay, aber pass bitte auf dich auf. Nicht, dass dir noch was passiert." bat er. Ich nickte und er ging zur Verandatür wieder rein.
Also lief ich los am Elbufer entlang immer weiter. Ich versuchte den Kopf frei zu bekommen, es funktionierte nicht. Als es zu kalt wurde gab ich auf und brachte die Hunde nach hause. Ich sah auf mein Handy, 21:35 Uhr.
"Schaffen wir noch." sagte ich. Ich begann immer mit mir selbst zu reden sobald Bill nicht da war. Dass ich allerdings auch noch von 'Wir' sprach war neu aber es führte mir einmal mehr vor Augen, dass ich allein war.
Ich lief also los in Richtung Innenstadt und kam sogar pünktlich bei 'Lola's' an. Drinnen war es noch fast komplett leer, nur ein paar Männer saßen an ihren Tischen und tranken Bier. An der Bar saß nur eine Frau. Klein und mit langen braunen Haaren. Es war komisch, ich erinnerte mich überhaupt nicht an sie.
Als ich direkt hinter ich stand fragte ich: "Lisa?!"
Sie drehte sich schlagartig um und sah mich an. Sie hatte braune Augen und eine kleine Stupsnase. Sie war wirklich hübsch. "TOMI!" rief sie übertrieben laut und genau so hoch wie am Telefon. Sie drückte mir einen Kuss links und rechts auf die Wange und tätschelte den Hocker neben ihr. Ich setzte mich wiederwillig neben sie. "Ich will Champagner haben!" Sagte sie bestimmend. "Was?" fragte ich leicht verwirrt. "Du hast gesagt du bezahlst. Also will ich Champagner haben." antwortete sie und kreuzte die Arme vor ihrer Brust. "Ja ja ist gut." sagte ich und gab nach. Wir bestellten für sie also Champagner und ich begann sie aus zu fragen.
"Also wir waren feiern. Richtig?"
Sie nickte.
"Aber du bist erst später dazu gekommen. Richtig?"
Sie nahm dem Barkeeper das Glas ab und nippte daran bevor sie wieder nickte. "Aber wir waren schon getrennt zu dem Zeitpunkt oder?" fragte ich weiter. Ihre Augen weiteten sich: "Oh mein Gott wo denkst du hin?" Sie brach in hysterisches Lachen aus. "Nein. Du hast erst nach dem Streit Schluss gemacht, weil du zu Bill wolltest."
Während sie das sagte hob sie ihr Kinn deutlich nach oben und rollte die Augen als sie Bill erwähnte.
"Du hast den Streit mit bekommen? Worum ging es?!" fragte ich fordernd.
Ohne zu zögern sagte sie: "Um mich natürlich!" Sie grinste selbstgefällig.
"Ja ja ich weiß... In wie fern?" Ich trommelte mit den Fingern auf der Bar herum. Wieder lachte sie: "Alles vergessen was? Er war doch nie gut auf mich zu sprechen. Er war der Meinung ich sei ja nur auf dein Geld aus. Du bist also raus und wolltest dass er bleibt auch wenn ich da bin. Er wollte aber wohl partout nicht und dann wollte er, dass du mit kommst." Sie nahm noch einem Schluck aus ihrem Glas. "Und weiter?"
forderte ich. "Ich weiß nicht was er dir erzählt hat, bestimmt von dem Telefonat, dass er mitbekommen hat. Er ist dann jedenfalls in sein Auto und ist abgehauen. Tja und dann kamst du wieder rein und hast mit mir Schluss gemacht. Danach bist du nach hause, du hast gesagt du willst zu ihm und dich entschuldigen."
Mir wurde übel, es war alles wie in meinem Traum: "Hab ich ihn geschlagen?" fragte ich und klang dabei verzweifelter als gewollt.
"Ja auf die Nase, aber nur, weil du betrunken warst." sagte sie und leerte ihr Glas. Mit einem Schnipsen machte sie dem Barkeeper ein Zeichen zum Nachfüllen. Ich ließ mein Gesicht in die Hände sinken. Ich hatte ihn geschlagen. Meinen kleinen Bruder. Ich hatte ihn geschlagen. Ich versuchte mich zusammen zu reißen. "Scheiße, aber welches Telefonat?" wollte ich wissen. Sie sah mich an, legte ihre Hände auf meine Knie und sagte: "Ach Tomi... Das ist doch nicht wichtig. Jetzt wo er nicht da ist können wir es doch nochmal versuchen..."
Fassungslos sah ich sie an und riss ihre Hände von meinen Knien: "Lass den Scheiß!" Erschrocken sah sie mich an: "Ist ja gut, ich hab da schon jemand neuen. Mit mehr Geld."
Ich schluckte meine Wut für einen Moment herunter um sie noch einmal nach dem Telefonat zu fragen: "Von mir aus. Jetzt sag mir endlich von welchem Telefonat du sprichst!"
"Ach wenn ich jemand neuen habe...
Ja ich geb's ja zu. Ich wollte nur Geld und du siehst gut aus, so hätte ich mir keinen Alten suchen müssen. Tja, und genau das habe ich auch meiner Freundin am Telefon erzählt und Bill hat das mitbekommen. Aber er hat es dir erst an dem Abend gesagt, weil ja alle erst dachten wir wären getrennt. Und dann sind ihm halt an diesem Abend die Sicherungen durchgebrannt." Sie zuckte entschuldigend die Schultern: "Tja mehr weiß ich nicht und ich muss jetzt auch los. Also dann! Ach ja und ruf mich bitte nicht mehr an... Sasha würde das bestimmt nicht gefallen. Tschau!"
Und so stürmte sie davon. Ich blieb geschockt und enttäuscht von mir selbst an der Bar sitzen.
"What the f*ck!" murmelte ich vor mich hin. Wegen ihr... Wegen ihr, habe ich mich mit Bill gestritten, ihn geschlagen und nur deshalb sind wir bestimmt schon mit 2 Autos hingefahren... Nur wegen IHR kam
es zu diesem Unfall. Ich war geschockt und begann mir mehr und mehr die Schuld dafür zu geben. Hätte ich doch nur schon früher auf ihn gehört! Ich legte das Geld auf den Tresen und verschwand aus der Bar. Auf dem Weg nach hause blieb ich am Flussufer stehen und sah in dem dunklen Nachthimmel. In diesem Moment kam der Zwillingssinn. Ich spürte ihn ganz deutlich. Bill lebte. Dann war es schon vorbei. Aber es war ein Lichtblick. Jetzt musste ich ihn nur noch finden.

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