Its you!

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"Hä? Bill, was machst du hier draußen?" fragte Andreas verwirrt. Ich sah zu ihm auf und weinte. "Ich weiß es nicht." flüsterte ich. "Ich weiß es einfach nicht." Andreas ging vor mir in die Knie um mir in die Augen schauen zu können: " Du bist ganz kalt. Komm erstmal mit rein." Ohne eine Antwort von mir abzuwarten nahm er mich am Arm um mich zum Aufstehen zu bewegen und zog mich mit sich in die Wohnung. Er schloss die Tür hinter uns und ich blieb wie angewurzelt im Flur stehen. Als er das Licht anschaltete kniff ich die Augen fest zusammen. "Ich gehe mich umziehen."sagte ich monoton und mehr zu mir selbst als zu ihm. "Okay, aber du erzählst mir dann was los war."
antwortete Andreas der gerade seine Jacke an die Garderobe hängte. Ich nickte stumm, ging die Treppe hinunter und tauschte meine durchnässten Klamotten gegen neue trockene. Kaum war ich damit fertig kam Andreas wie auf ein Signal die Treppe hinunter. Er setzte sich neben mich auf's Bett und sah mich fordernd an. "Tom war hier... Denke ich. Also ich weiß es nicht. Ich hab seine Stimme gehört. Er war an der Tür. Hat drei mal geklingelt. Ich bin dann hoch gerannt aber es war niemand an der Tür. Die Tür ist zugefallen. Und dann musste ich eben im Regen auf dich warten." schoss es aus mir heraus. "Wie jetzt? Tom war hier?" fragte Andreas nach. "Ja, also na ja ich glaube ich habe seine Stimme gehört aber es war ja niemand an der Tür. Also weiß ich es nicht aber irgendetwas sagt mir, dass er es war. Aber ich weiß nicht wo er hin ist." gab ich zurück und spielte an meiner Decke herum. "Aber das ist doch gut!" meinte Andreas begeistert. "Nein. Erstens weiß ich doch nicht wo er ist und zweitens... Was ist wenn er sauer ist? Mich hasst. Er klang sehr wütend... das heißt wenn er es war." sagte ich leise ohne Andreas anzusehen. "Halt mal Bill. Wenn er hier war, dann um dich zu suchen, weil er dich liebt und sich Sorgen macht. Würde er dich hassen hätte er kein Interesse daran dich zu suchen. Tom ist nicht so ein Mensch und das weißt du. Und du weißt auch, dass er dich nie wirklich nie hassen würde. Er wird wieder kommen. Versprochen." antwortete er darauf und verschwand mit diesen Worten und einem aufmunternden Lächeln wieder nach oben. Ein kleines Lächeln huschte jetzt auch über mein Gesicht. Ob er wohl recht hatte? Ich konnte ihn hier unmöglich finden, also blieb mir nichts anderes übrig als hier darauf zu warten, dass er wieder kam. 
Mit diesen Gedanken schlief ich schließlich ein.

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"Bill?"  ... Ich schlug sofort die Augen auf. Mein Herz blieb für den Bruchteil einer Sekunde stehen um danach in dreifacher Geschwindigkeit weiter zu schlagen. Seine Stimme durchdrang mich wie ein Pfeil. Ich lag mit dem Rücken zur Treppe und so fragte ich: "Tom?"
"Ja?" kam es zurück. Ruckartig drehte ich mich um. Da stand er. Ich erkannte seinen Umriss in der Dunkelheit. Da stand er. Mein Bruder. Die Person, die ich auf eine Weise liebte wie keine andere. So sehr wie niemanden sonst. Mir schossen sofort die Tränen in die Augen. Ich sprang auf und rannte ihm durch den dunklen Raum entgegen. Ich drückte ihn so fest ich konnte an mich. Ich wollte so vieles sagen aber das einzige was ich heraus brachte war ein wackeliges: "Ich liebe dich!" Endlich hatte ich ihn wieder. Endlich hatte ich meine zweite Hälfte wieder. Endlich war ich wieder komplett. "Ich dich auch." antwortete er mir mit zittriger Stimme. Ich konnte deutlich hören, dass auch er weinte. Je länger wir so dort standen desto stärker wurden auch meine Tränen. "Es tut mir so leid."'piepste ich schließlich kaum hörbar, doch ich wusste er hatte es gehört.

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Ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich war im Hotelzimmer aufgewacht und wusste, ich würde nicht mehr schlafen können bevor ich nicht meinen Bruder wieder hatte.

Also stand ich auf und ging zurück. Es war drei Uhr Nachts aber es war mir egal. Ich klingelte und nur wenig später öffnete mir Andreas verschlafen die Tür. Sein Augen weiteten sich als er mich im Licht der Flures erkannte. Er umarmte mich fest: "Tom! Gott sei dank!" Ich erwiderte seine Umarmung herzlich, doch löste sie schnell wieder. "Andreas, bitte... Wo ist er?" fragte ich aufgeregt. "Die Treppe runter." sagte er knapp. "Danke! Wir reden später." meinte ich hastig und lief so schnell ich konnte die Treppe hinunter. Da lag er. Endlich. Es hatte sich gelohnt. Ich konnte es nicht glauben. "Bill?" fragte ich vorsichtig. Kurz tat sich nichts. Doch dann fragte er: "Tom?" Ich hätte nie gedacht so froh darüber zu sein seine Stimme zu hören. Schon hatte ich Tränen in den Augen. "Ja?" gab ich zurück und sofort drehte er sich um und rannte auf mich zu. Ich drückte ihn so fest an mich wie ich konnte. "Ich liebe dich." wisperte er. Ich hätte ihm so vieles sagen wollen doch schließlich sagte ich nur: "Ich dich auch." Meine Stimme klang gebrochen. All die Zeit die ich ihn vermisst hatte, in der ich nicht wusste wie es ihm geht, ob er überhaupt lebt, wo er ist... Alles fiel von mir ab. Endlich hatte ich meinen kleinen Bruder wieder. "Es tut mir leid." wimmerte er noch in mein Ohr. Doch ich gab keine Antwort, denn er hatte ja keine Ahnung wie leid mir das alles tat. Aber es war auch egal... Endlich hatte ich ihn wieder.

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