Kapitel 15

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~Allisons POV~

Mrs. Davis überreicht dem Richter die Bilder meiner Verletzungen. Er kennt nun meine Lebensgeschichte, von Michael wusste er wirklich nichts. Der Richter hatte Einsicht in meine Krankenakte und er glaubt mir. Natürlich kommt auch noch dazu, das Mom abhängig von Drogen ist und Dad von Alkohol. Ich habe dem Richter sogar meine 2 Narben gezeigt

. Eine an meinem Hinterkopf, diese bekam ich durch meine Mutter, als sie eine ihrer Anfälle hatte und meinen Kopf gegen ein Regal schlug. Die 2. an meinem Oberarm, diese bekam ich durch meinen Vater, als er mal wieder mit einer Flasche nach mir warf und mir ein Glassplitter im Oberarm stecken blieb.

Alle Anwesenden kennen nun meine ganze Geschichte,ich habe kein Detail ausgelassen. "Wurde einer der beiden auch schon sexuell übergriffig?" fragt der Richter mich, ok, vielleicht habe ich doch etwas ausgelassen. Bevor ich antworte , rolle ich meinen Pulloverärmel hinauf und zeige ihm die 13 Narben.

"Die erste machte ich mit 10, als mein Vater mich das erstemal vergewaltigte. Dann kam eigentlich jährlich eine dazu. Nur seit ich 14 bin, haben sie sich gehäuft, am schlimmsten war es jetzt mit 16. Allein da waren es jetzt schon 4, sehen Sie, hier." ich zeige dem älteren Mann die Narben und fahre jede einzelne nach.

"Diese hier ist nicht einmal 2 Wochen alt. Er macht es um Stress oder Agressionen abzubauen, ich bin sein 'Spielzeug' wie er mich dabei nennt." murmle ich und schaue mir die letzte genauer an, dann verstecke ich sie wieder unter meinen Ärmel. Nun ist es totenstill in dem Saal, keiner wagt es etwas zu sagen. "Du darfst dich wieder setzen, danke Allison." sagt er schlussendlich zu mir, ich nicke und befolge seine Aufforderung.

Gerade als ich mich neben Mrs. Davis niederlasse, meldet sich dann mein Vater. "Du verlogene kleine Schlampe...!" brüllt er wütend,er wird von seinem Anwalt zurück gehalten, doch das hält ihm nicht ab weiterzumachen. "Du undankbares Miststück, es wäre alles viel einfacher gewesen,wärst du damals in der Wohnung gewesen! Dann hätten wir dich verfickte Missgeburt der Hölle nicht weiter ertragen müssen!" brüllt er weiter wutentbrannt.

Ich kann es nicht mehr zurück halten und beginne zu heulen wie ein kleines Kind. Meine Schluchzer erschüttern mich durch Mark und Bein. Der Richter schlägt mehrmals mit den Hammer auf den Tisch, bis sich die Menge wieder beruhigt hat.

Die Worte die er mir gerade an den Kopf geworfen hat, schmerzen mich zwar zutiefst. Aber noch schlimmer war das mit der Wohnung. Wie konnte er das nur wieder aufbringen? Warum genau hier? Er weiß ganz genau dass das mein Wunderpunkt ist und es für mich unerträgliche Schmerzen sind, auch nur daran erinnert zu werden. Es nimmt mir die Luft zum atmen und frisst mich von innen auf. Mein Magen überschlägt sich und mir wird schlecht. Das war einfach zu viel.

Den Rest der Verhandlung bekomme ich nicht mehr richtig mit. Doch sie sprechen über das, was in der Wohnung damals geschah. Es zieht alles an mir vorbei, die Stimmen der Leute höre ich nur noch gedämpft, keines der Wörter verstehe ich. "Allison?" jemand rüttelt an meiner Schulter,doch ich antworte nicht.

"Allison, wir haben gewonnen. Deine Eltern kommen für eine sehr lange Zeit hinter Gittern." erzählt mir die Stimme, doch sie wirkt so weit weg, sie ist nur ein flüstern. Mehrmals blinzle ich und schaue mich um. Mrs. Davis und ich sind die letzten hier. Ruckartig stehe ich auf und greife nach meiner Tasche.

"Soll ich dich zum Bahnhof oder in ein Hotel bringen?" fragt sie, ich sehe sie kurz an, schüttle den Kopf und laufe dann los. Ich muss einfach hier raus, alleine sein. Meine Beine tragen mich wie automatisch. Drausen ist es kalt und ich habe meinen Mantel zurück gelassen. Ich spüre den Schmerz meiner eiskalten Finger,doch das stört mich nicht, so weiß ich wenigstens noch das ich etwas spüre.

Bei meinem Ziel angekommen, lasse ich mich auf die Knie fallen. Der Schnee durchweicht den Stoff meiner Hose binne Sekunden. Mit meiner Hand befreie ich das Grab von dem Schnee. Wieder beginne ich zu weinen, nur noch um einiges schlimmer als zuvor. "Es tut mir so leid." schluchze ich und vergrabe mein Geischt in meinen Händen.

"ES TUT MIR LEID!" schrei ich in meine kalten Hände und wische mir die Tränen weg. "Es ist alles meine Schuld...einfach alles. Ich hätte dich nicht alleine bei ihnen lassen sollen." murmle ich nun wieder und streichle über den Grabstein. "Du solltest statt mir noch leben, du warst doch noch so klein und hattest dein Leben noch vor dir." wieder entweicht mir ein Schluchzer.

"Mein süßer kleiner Tommy." ich lehne mich an den grauen Stein und lege meine Hand auf die gefrorene Erde. "Warum musste es nur so enden?" fage ich ihn, doch ich weiß das ich nie eine Antwort bekomme. "Wir hätten abhauen können, zusammen mit Michael. Weg von Zuhause, weg von Mom und Dad. Nur wir 3, wäre das nicht schön gewesen?" ich rede eigentlich mit mir selbst, aber das brauche ich gerade.

In meinem Kopf höre ich immer noch seine Stimme. "Michael ist abgehauen, aber ohne mich. Ich blieb zurück in der Hölle. Natürlich hätte auch ich weg laufen können, aber ich war es mir schuldig dort zu bleiben und dafür gerade zu stehen, dass ich dir nicht geholfen habe." flüstere ich und schließe die Augen. Die Tränen, die über meine Wange rollen wie kleine Bäche, brennen. Es ist frostig, meine Haut ist rot und rissig.

"Irgendwie hätte ich es geschafft, dir ein besseres Leben bieten zu können, Tommy." ich presse meine Lippen aufeinander. "Ich vermisse dich so sehr, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Jeden Tag denke ich an dich und stelle mir vor, wie es wäre wenn du noch hier wärst, mein Sonnenschein. Du wärst so ein aufgeweckter, schlauer und hübscher Junge." ich öffne die Augen wieder.

"Es tut weh, Tommy. Es tut so weh, zu wissen, dass ich nicht bei dir sein kann und ich habe solche Angst. Angst davor nie wieder etwas zu finden, das mir meine Lebensfreude zurück bringt. Angst davor nicht gut genug zu sein. Angst davor, allein zu sein. Ich habe aber keine Angst vor dem Tod, das Leben ist für mich wie ein Horrorfilm und der Tod wäre das Ende des Films." ich fahre die goldene Schrift nach. "Ich liebe dich." flüstere ich und schließe wieder die Augen.

Thomas Montgomery
von 6.03.2007
bis 17.05.2010
Gott schütze unseren kleinen Bruder vor allen Unheil. Er ist das Licht unseres Lebens und möge für immer in unseren Herzen weiterleben. Du wirst nie vergessen werden, Tommy.

The Broken Girl (Magcon FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora