30.Kapitel

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Es ist eine Frage der Perspektive.
Alles kann sowohl gut als auch schlecht dargestellt werden. Für manche Menschen ist eine 2- gut für andere ist genau dieselbe Note der Untergang.
Der Tod kann entweder der Schlüssel zu einem neuen Leben sein, oder er ist das absolute Ende.
Ich glaubte an beides, denn er ist sowohl das Ende für ein altes als auch der Beginn für ein neues Leben.
Seit Carlo und die anderen diesen Streit hatten, waren schon wieder viele Tage vergangen. Ich wusste nicht wie viele, denn nach dem dritten Tag hatte ich nicht mehr recht weiter gewusst.
Carlo kam in diesen Tagen und beredete seinen Kummer und seine Sorgen mit mir.
Er wollte das ich ihm die Antwort brachte, die er suchte, doch das konnte ich nicht. Ich konnte ihm nicht helfen. Da musste er alleine durch.
Es war wie in einer dieser Filme. Ich lag da und die Ärzte waren um mich herum. Niemand konnte sagen, ob ich genug Kraft zum weiterleben hatte.
Voller Spannung mussten meine Freunde miterleben wie sich mein Zustand nicht veränderte. Die vor dem Fernseher hätten gespannt gewartet, hätten gerufen dass ich nicht sterben sollte. Doch dieser "Film" hatte kein Drehbuch. Niemand wusste wie es ausgehen würde und das flehen von Carlo half auch nicht weiter. Nichts half mir. Ich hätte diesen Film sicherlich gerne angeschaut, hätte geweint und vielleicht auch gelacht. Obwohl lachen wohl eher nicht.
Ich hörte das Pipsen und Summen der Maschienen. Es war ein beruhigender Ton. Zum einschlafen beruhigend. Doch ich wollte wach bleiben, wollte nicht schlafen.
Carlo hatte doch gesagt das er kommen würde und er war noch nicht gekommen. Ich musste auf ihm warten. Keine Sekunde von unserer gemeinsamen Zeit wollte ich verschwende.
Wir hatten doch nur noch so wenige von ihnen.
Nach einiger Zeit wurde die Tür geöffnet und jemand mit Absätzen kam auf mich zu. Es musste eine Frau gewesen sein. Sie schreichelte meine Wange und meinte bedrückt "Kinder sollten nicht vor ihren Eltern sterben"
Das Pipsen des Gerätes wurde schneller, so erstaunt war ich über das Auftauchen meiner Mutter gewesen.
Sie war nie für mich da gewesen und jetzt kam sie.
Mein Puls verlangsamte sich wieder und bald war wieder dieses gleichmäßige Pipsen zu hören.
"Hörst du mich?"
Ja, ich hörte sie.
Sie ging langsam weg von mir setzte sich. Schien enttäuscht zu sein.
Irgendwann stand sie wieder auf. Ging hin und her und schluchzte leise.
"Es tut mir leid das ich dich nie unterstützt habe"
Sie log, es tat ihr nicht leid. Ich wusste es einfach. Sie sagte es nur um eine gute Mutter zu sein. Das war sie aber nicht. Sie war keine gute Mutter gewesen.
Sie wollte gerade wieder etwas sagen, da ging die Türe erneut auf.
"Und wie geht es ihr?", fragte Carlo während er zu mir kam und sich auf mein Bett setzte. Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Immer noch gleich...keine Reaktion" Was? Sie hatte doch selbst gesehen wie sich mein Puls verändert hatte. Sie musste es doch gehört haben. Wollte sie denn das ich starb? Sie war verdammt noch einmal meine Mutter, sie hätte für mich da sein müssen. Doch das war sie nicht.
Carlo seufzte "Dann ist es wohl offiziell...wir werden die Geräte abschalten"
Er rang mit diesen Worte, doch er hatte nun einmal die Hoffnung verloren.
"Ja ich glaube das ist das beste"
Was sie glaubte war mir wirklich schnuppe. Sie unterschrieb mein Todesurteil, nur durch ein paar Worten und ihrer Lüge.

"Herr Waibel", der Arzt betrat den Raum und meinte mit Betroffener Stimme "Sind sie zu einem Endschluss gekommen?" "Ja...wir wollen die Geräte abschalten"
Stille.
Es ging nicht mehr lange. Oder es kam mir einfach nicht so vor. Doch bald darauf wurden die Schläuche entfernt.
Ich spürte den Druck der auf mir lag. Ich erstickte. Ich konnte einfach nicht mehr atmen. Es war unmöglich.

~An Ende wird alles gut und ist es nicht gut kann es auch nicht das Ende sein. Am Ende wird alles gut und ist es nicht gut ist es verdammt noch mal nicht das Ende ~

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