Kapitel 50

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2 Wochen später

Einen Monat, ein ganzer Monat war vergangen, in dem Louis und Harry nun getrennte Wege gingen.

Während Harry von Tag zu Tag besser mit der Trennung zurecht kam, was wohl zum größten Teil auf Sams Kunst des aufmunterns zurückzuführen war, ging es Louis immer schlechter.

Nicht nur innerlich, nein auch äußerlich sah man ihm die schwere Zeit an. Er sah zerbrechlicher aus, seine Haut fahl, seine Wangen eingefallen, Haare, die kraftlos auf seinem Kopf hingen und dicke, dunkle Augenringe zierten sein Gesicht.

Louis erhob sich schwer atmend aus seinem Bett, welches er kaum noch verließ und zog sich einen grünen Hoodie über, bevor er mit gesenktem Kopf sein Zimmer verließ.

Er hatte auch weiterhin jegliche Vorlesung geschwänzt und selbst, dass sein Coach ihn aus dem Fussballteam warf, interessierte Louis nicht.

Als er das Gebäude verließ, und die kalte Luft sich in seinen Lungen ausbreitete, atmete er einem Moment tief durch, blieb stehen und schloss die Augen.
Es waren zwar noch immer kalte Wintertemperaturen, doch die leichten Sonnenstrahlen spendeten ein wenig wärme.

Louis kramte, nachdem er die Augen wieder öffnete seine Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche und zündete sich eine an. Der Rauch, der durch seine Lungen strömte und sie ausfüllte, ließ Louis zufrieden seufzen.

Seit Wochen waren Zigaretten und starker Kaffee, den er sonst nicht mochte, fast das einzige, was sein Körper von ihm bekam. Zwar aß er hin und wieder eine Kleinigkeit, bevor er Gefahr lief zusammen zubrechen, dennoch war essen für ihn nur noch ein Mittel zum Zweck. Nichts was ihn befriedigte.

Mit langsamen Schritten ging Louis auf das große Gebäude zu, in welchem er heute ein Gespräch mit dem Leiter der Universität hatte. Da Louis nicht mehr in seinen Vorlesungen erschien, hatte dieser um ein Gespräch gebeten.

Er hatte natürlich kein Lust, dennoch wollte er nicht Gefahr laufen von der Uni zu fliegen. Denn dies war der einzige Ort, an dem Louis einen kurzen Blick auf Harry erhaschen konnte.

Meist saß er auf dem Fensterbrett seines Zimmers und beobachtete den Lockenkopf. Manchmal aber auch ging Louis in das kleine Campuscafé und setzte sich dort an einen Tisch in der hintersten Ecke und betrachtete Harry, wenn er lachend mit Sam das Café betrat.

Natürlich versetze es seinem Herzen einen Stich Harry so glücklich zu sehen, doch zählte für Louis nur, dass es Harry gut ging. Alles was er wollte war, dass Harry glücklich war.

Wie eine leere Hülle wanderte Louis durch die Gänge der Universität. Die Kapuze seines Hoodies tief in sein Gesicht gezogen. Er achtete nicht auf Blicke der anderen, stieß hin und wieder mit jemanden zusammen, doch interessierte ihn das nicht.

An seinem Zielort angekommen, räusperte er sich kurz, zog seine Kapuze vom Kopf und klopfte.

Ein leises "Herein" ertönte und Louis betrat das Büro.

"Ich habe einen Termin bei Mr. Ferguson", sprach Louis mit kratziger Stimme, die der viele Zigarettenkonsum in den letzten Wochen verursachte.
"Name?", kam es gleichgültig von der circa 50 jährigen Frau.
"Tomlinson." Sie nickte, und deutete mit einer Handbewegung das Louis sich setzen sollte, da er anscheinend noch einen Moment warten musste.

Er tat wie es ihm gesagt wurde und ließ sich auf einen der Stühle nieder.

Nach ein paar Sekunden, zog er sein Handy aus seiner Hosentasche und wählte die Nummer, die er jeden Tag mindestens zweimal anrief.

Bis vor einem Monat war es noch Harrys Nummer, doch seit mehr als einer Woche war das Handy entweder dauerhaft ausgeschaltet oder Harry hatte eine neue Simkarte für sein Handy. Jedenfalls hatte Louis seit dieser Zeit nur noch die Mailbox zu hören bekommen, sobald er die Nummer wählte.

Auch wenn ihn dieser Gedanke traurig machte, rief er jeden Tag an, um Harrys Stimme zu hören. Als Harry vor weniger als einem Jahr ein neues Handy bekam, hatte Louis ihm dabei geholfen die Mailbox einzurichten, was, wenn Louis sich an diesen Tag erinnerte, ein Lächeln auf seine Lippen zauberte.

Kurz nachdem Louis die Nummer wählte, erklang ein leises Knackgeräusch, und Harrys Stimme war zu hören.

"Muss ich jetzt was sagen?", fragte Harry als die Mailbox seine Ansage bereits aufnahm.
"Ja, es nimmt bereits auf. Los."
Harry räusperte sich, bevor er weiter sprach. "Also, ähm, Hier ist Harry. Aber das weißt du ja, da du mich angerufen hast, ähm also war das nicht nötig." Man konnte Louis im Hintergrund kichern hören. Eine kurze Pause entstand und dann sprach Harry weiter.
"Also ich bin nicht da oder mein Akku ist leer, vielleicht habe ich mein Handy aber auch verloren, oder ich bin gerade mit Louis beschäftigt." Ein leises "Harry!" war zu hören bevor dieser kicherte und weiter sprach. "Auf jeden Fall rufe ich zurück, wenn ich deine Nachricht abgehört habe. Bye.

Danach erklang der Piepton und ließ Louis seufzen. Er nuschelte noch ein kurzes "Ich vermisse dich", bevor er auflegte.

Als die beiden Jungs damals, als sie dies Aufnahmen, sich die Nachricht anhörten, wollte Harry sie am liebsten ändern, aber Louis überredete ihn dazu, sie so zu lassen wie sie war. Denn das war einfach Harry.

"Mr. Tomlinson", erklang die tiefe Stimme von Mr. Ferguson und ließ Louis aus seinen Gedanken Schrecken. Schnell steckte er das Handy wieder in seine Hosentasche und stand auf um Mr. Ferguson ins Büro zu folgen.

Er nahm gegenüber von ihm Platz und fühlte sich unter den durchdringenden Blicken auf einmal ziemlich klein.

"Sie wissen, warum ich Sie in mein Büro gebeten habe?", fragte er mit ruhiger Stimme. Louis nickte nur und hoffte, dass er jetzt nicht die befürchteten Wörter hörte. Er wollte die Uni nicht verlassen.

"Möchten Sie sich dazu äußern? Haben Sie Probleme, weswegen Sie in den letzten Wochen die Vorlesungen schwänzen?" Louis seufzte. "Ich habe Privat gerade ein paar Probleme, aber bitte schmeißen Sie mich nicht von der Uni. Ich werde ab morgen wieder meine Kurse besuchen, versprochen." Louis sah ihn verzweifelt an. Mr. Ferguson mussterte Louis einen Moment, bevor er schließlich nickte. "Okay. Wenn Sie mir versprechen, dass Sie an jetzt wieder regelmäßig zu den Vorlesungen gehen und den verpassten Stoff nachholen, dann gebe ich Ihnen noch eine Chance, aber sehen Sie es als ihre letzte an." Sofort nickte Louis. Auch wenn er keine Lust auf seine Kurse hatte, würde er sich zwingen hinzugehen. Aber ob er sich auch aktiv an den Vorlesungen beteiligte, war eine andere Frage.

Doch das war Louis im Moment egal. Ihm war wichtig, dass er in Harrys Nähe sein konnte, egal was er dafür tun musste.

***


Später folgt noch ein Kapitel, wenn Wattpad nicht wieder rumspinnt :)

✔Asperger 2 - Wrong Way •|• LarryDonde viven las historias. Descúbrelo ahora