Alte Erinnerungen

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"Guck Mama, ich habe auf dem Keks ein Gesicht gemalt." sagte ich kichernd und zeigte meiner Mutter den Keks. "Der sieht ja lustig aus." sagte sie in einem sanften Ton und strich mir durch meine Haare. "Du verdammter Nichtsnuts!" schrie mein Vater meinen Bruder an, aus Barrys Zimmer. Ich schaute hoch zu der Decke. "Wieso schreit Papa? hat Barry wieder was angestellt?" Mama wendete sich wieder den Keksen zu. "Barry macht nur eine schwere Phase durch." seufzte meine Mutter. "Ist es weil er in einer Pu- Puppatät, oder wie man das auch sagt, ist?" fragte ich weiter nach. Meine Mutter grinste leicht. "Pubertät. Ich hoffe mal ja." antwortete sie mir und schob weitere Kekse in den Offen rein. 

"Ihr habt mir rein gar nichts zu sagen! Gott, wie ich euch hasse!" schrie mein älterer Bruder und stürmte die Treppe runter. "Barry Quinzel!" schrie mein Vater hinterher, doch Barry rannte schon aus dem Haus raus. Erschöpft setzte sich Vater auf die Treppe. "William, es wir schon wieder." versuchte meine Mutter Papa aufzumuntern. Papa nickte einmal und stand auf. "Wenigstens ist unsere Harley ganz brav." er strich mir über meinen Kopf und hob mich dann hoch. "Papa, guck mal den Keks an." ich zeigte ihm stolz meinen Keks. "Hast du den gemacht?" rief er überrascht und lächelte. Eifrig nickte ich. "Ich dachte schon zu uns ist ein berühmter Maler gekommen und hat den gemacht." lobte er mich. Ich schaute ihn mit großen Augen an. "Wirklich?" fragte ich mit einer kindlichen Stimme. "Natürlich." sagte er stolz und gab mir einen Kuss auf die Backe. 

Plötzlich wandelte sich das Bild und überall fing es an zu brennen. Aus dem Lächeln wurde ein panischer Ausdruck. "Öffne das Fenster, Vivien!" schrie er laut. Ich klammerte mich fest an meinem Daddy. "Atme den Rauch nicht ein, Schätzchen." meine Sicht wurde immer verschwommener. Ich habe Angst, Papi, doch ich sagte kein Wort. "Wo ist Barry?!" schrie meine Mutter. "Er muss noch oben sein." schrie er und gab mich meiner Mutter. "Ich geh hoch." sagte er und gab uns beiden einen Kuss. Ich verstand nichts was in dem Moment passierte. Ängstlich schaute ich meine Mutter in die Augen an. "Alles wird gut." flüsterte sie mir zu und öffnete das Fenster. 

"Mama, nein, lass mich nicht los!" schrie ich, da sie mich aus dem Fenster halten wollte. "Du musst es Harley, ich komme gleich nach, okay?" versuchte sie ruhig zu klingen. Langsam wurde es unausstehlich heiß und die Luft wurde knapper. Mit zittrigen Unterlippe nickte ich und versuchte aus dem Fenster zu springen. 

Schmerzvoll landete ich in dem Gebüsch, doch stand wieder auf. "Mama!" schrie ich panisch, da ich sie nicht sah. "Ich komme gleich, ich muss auf deinen Bruder warten!" schrie sie mir von oben. Ich ging paar Schritte weiter weg, damit ich unser zerstörtes Haus sehen konnte. Es war ein unvergessliches Bild. In unserem Dorf war es still, alle haben geschlafen, doch wir standen im Flammen. Keiner kam uns zu Hilfe. Plötzlich sprang mein Bruder aus dem Fenster, aus dem ich auch runter sprang. "William!" schrie meine Mutter, die noch in dem Haus war. Mein Bruder kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Er flüsterte die ganze Zeit irgendwelche Wörter, doch ich verstand sie nicht. 

Das Haus fing an zusammen zu brechen. "Mama, Papa!" schrie ich hysterisch und fing an zu weinen. "MAMA KOMM RAUS!" schrie ich weiter. Doch nichts passierte und keiner kam raus. Meine Beine brachen unter mir zusammen und ich schaute nur mit großen Augen das Haus an. Plötzlich fiel ein Körper aus dem Fenster und ich riss mich von meinem Bruder weg, damit ich zu meiner Mutter gehen könnte. Von weitem hörte ich schon viele Sirenen, die immer näher kamen.

Panisch und hoffnungslos zerrte ich den verbrannten Körper von dem Haus weg. "Barry, hilf mir!" schrie ich weinend und zerrte weiter. "Mama, alles wird gut, alles wird gut." sagte ich immer weiter und versuchte sie wenigstens einen Millimeter weg zu bewegen. Doch was konnte eine 5-Jährige bei einer erwachsenen Frau machen? "Lass los, Harley." flüsterte meine Mutter schwach. Ihr Gesicht war zu Hälfte verbrannt. "Nein! Barry!" schrie ich weiter. Schwer atmend presste ich meine Zähne aufeinander und zog weiter. Tatsächlich bewegte sich der Körper paar Zentimeter. Mein Bruder stand immer noch geschockt da und redete mit sich selber.

Ich bemerkte nicht mal, das die Feuerwehr schon da war zusammen mit Polizei und Krankenwagen. "Geh beiseite, Kleine." sagte ein Mann sanft und schob mich weg, damit er meine Mutter auf eine Liege legen konnte. "Ich will mit!" schrie ich panisch und rannte den Mann hinterher, der meine Mutter in den Krankenwaagen schob. "Ich auch." flüsterte plötzlich mein Bruder. 

"Wartet!" sagte ich, nachdem die den Wagen schon starten wollten. "Papa ist noch da drin!" sagte ich panisch und musste zusehen, wie das Dach zusammenkrachte. Mitfühlend nahm mich der Arzt auf den Arm und brachte mich in den Wagen rein. "Du musst jetzt ganz stark bleiben, ja?" sagte er zu mir und setzte mich neben meiner Mutter ab. Sie hatte ihre Augen offen und sah mich schmerzerfüllt an. "Mama, du schaffst das." sagte ich aufmunternd und nahm sanft ihre gesunde Hand. "Meine schönen Kleinen." sagte sie unter der Beatmungsmaske. "Ihr müsst mir versprechen, das ihr auf euch gegenseitig aufpassen werdet. Am meisten musst du Harley, auf Barry aufpassen." flüsterte sie und strich mir über die Backe. Den letzten Satz sagte sie zu mir. Barry wippte die ganze Zeit hin und her. 

Plötzlich erschlaffte die Hand meiner Mutter und die Geräte fingen an zu piepsen. Ich schaute sie geschockt an. Nein, nein. "Herzstillstand!" schrie ein Mann laut zu seinem Kollegen. "Mama?" sagte ich leise und stand auf. "Mama, Mama!" wurde ich immer lauter. Ich brach in Tränen aus. "Bitte, verlass mich nicht!" schrie ich weiter.

"Harley. Hey, Baby, wach auf." rüttelte jemand an mir. Weinend krallte ich mich an Joker fest. Wieso habe ich das geträumt? das war doch eine alte Erinnerung von mir. Er strich mir ruhig über meinen Rücken. "Schh, ganz ruhig." flüsterte er leise und wippte mich hin und her. Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, sie sind tot." weinte ich weiter. Mama und Papa sind tot. 

I need a Gangsta.Where stories live. Discover now