Chapter 12

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Let's talk about happiness 🌸

Wochen vergingen und das Theaterstück schien immer besser zu werden. Unsere Kostüme waren fertig, das Bühnenbild brauchte nur noch eine Tür zum fertigstellen und alle Rollen waren besetzt. Lian hatte das ganze Stück schon im Kopf und ich vergass immer meinen zweiten Satz. Jedesmal wenn die zweite Szene kam, kam mir mein Text nicht in den Sinn. Das war nicht nur ausserordentlich peinlich, es nervte auch jeden. Ich hatte vorgeschlagen den Satz zu ändern, da er unnötig ekelhaft war und ich ihn mir deshalb nicht merken konnte. Herr Vries fand das gut, jedoch musste ich ihm den Satz nochmal zeigen.

«Richelle, ich glaube es ist besser wenn du von links und nicht von rechts kommt», sagte Herr Vries und wir fingen nochmal von vorne an.

Momentan waren wir am Anfang der Geschichte dran. Herr Vries teilte das Stück auf in Anfang, Hauptteil und Schluss. Ausserdem meinte er, dass der Anfang am meisten Zeit in Anspruch nahm, da das Publikum nicht so viel wusste wie wir. Das Stück wird an Heiligabend vorgespielt und die Zeit rannte und davon. Es war schon anfangs November und irgendwie machte ich mir zu grosse Sorgen. Ich hatte angst den Text zu vergessen oder vom Häuschen runterzufallen. Etwas peinlicheres hätte es garnicht geben können.

«Wir machen heute früher Schluss, aber dafür geht die Probe morgen dreissig Minuten länger. Ich wünsche euch einen schönen Abend und wir sehen uns morgen», Herr Vries verabschiedete sich von uns und verliess den Raum.

Dichtgefolgt von Lian lief ich in die Garderobe und zog mich um. Dieses Kleid war nicht nur in einem mittelälterchlichen Stil geschnitten, es war auch unfassbar eng. Mein Rücken schmerzte manchmal in diesem stück Stoff und durch das Stoffband, das um meinem Bauch gewickelt war, bekam ich immer einen roten Streifen am Bauch. Ich hatte unsere Schneiderin oft gefragt, ob sie mein Kleid nicht etwas lockerer schneiden könnte, aber sie meinte, dass ging jetzt nicht mehr.

Fertig angezogen, wartete ich auf Lian. Wir hatten beschlossen zu ihm zu gehen und das Stück nochmal gemeinsam zu üben. Ich fühlte mich, im Gegensatz zu ihm, nicht sicher genug. Er hatte das Stück sehr schnell kapiert und konnte sich mit Arjen identifizieren. Jana allerdings glich mir so wenig, dass ich es mir sehr schwer fiel das glaubhaft rüberzubringen. Lian meinte, er könnte mir helfen und warum hätte ich diese Hilfe ablehnen sollen? Lian machte seinen Job wirklich gut und unsere Lehrerin war total begeistert. Sie meinte, dass er jetzt endlich erwachsen werden würde.

Seitdem Lian bei uns mitmachte, bekam ich viel Ärger. All die Jungs, die vorgesprochen hatten und nicht angenommen wurden, kamen mit wütenden Blicken auf mich zu. Sie meinten das der Beliebtheits-Status mehr angeschaut werden würde, als das wahre Talent. Ich hatte Lian nicht vorgeschlagen weil er wirklich gut aussah, sondern weil er super spielte. Lian meinte, dass ich mir keine Sorgen um die machen sollte, die wollten selber nur gesehen werden. Die Schüler an unserer Schule waren alle entweder naiv, dumm, arrogant oder einfach nur nervig. Ähnlich wie die Leute in meiner Klasse, konnte ich fast keinen ausstehen, ausser Fenna und Lian nervten mich alle. Dieses Jahr war mein letztes und nachher wollte ich eine Ausbildung zur Raumausstatterin machen. Einen Ausbildungsplatz hatte ich auch schon gefunden und konnte nächsten Sommer damit anfange. Studieren oder etwas in diese Art war für mich nie in Frage gekommen. Ich war nicht der Typ für sowas, das überliess ich lieber anderen Menschen.

Als Lian dann nach einer halben Ewigkeit endlich kam, setzte ich mich zu ihm ins Auto und er fuhr los. Er machte das Radio an und neckte mich wieder. «Ich werde diesen Tag einfach nie vergessen», meinte er lachend und schaltete lauter. Ich wollte mich wirklich zurückhalten, aber dieses Lied, liess mir keine andere Wahl. Ich war das perfekte beispiel für das sogenannte 'Fremdschämen'. Lian merkte genau das ich meine Lippen aufeinander presste um nicht gleich los singen zu müssen. Es spiele Ride von twenty one pilots und ich spürte förmlich wie ein Stromschlag durch meinen Körper ging. Meinen linken Fuss bewegte ich zum Takt und ich summte auch leise mit. Lian sagte nur sowas wie: «Trau dich Lemon, komm schon.» Aber ich wollte meinen Mund erst garnicht aufmachen.

Be my Girlfriend  Where stories live. Discover now