Chapter 36

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            Ein Stich in meinem Herzen 🌸

In der Schule zu sitzen war ohnehin schon schrecklich, aber wenn deine Lehrerin dann noch über eine Probe redet, die katastrophale Ergebnisse zeigte, war Schule auch angsteinflössend. Vor einer Woche hatten wir einen Test im Fach Niederländisch gehabt und unsere Resultate waren so schlecht, dass unsere Lehrperson mit allen anderen Lehrern die eine Sprache unterrichteten zusammengesetzt hatte. Niederländisch war eigentlich eines meiner besten Fächer und möglicherweise war meine Note auch gar nicht so schlecht. Eventuell eine «Twijfelachtig» (eine Fünf in den Niederlanden. Das Wort bedeutet zweifelhaft. Die beste Note ist eine 10) Dieses Semester endete bald und wir würden am dreiundzwanzigsten unsere Zeugnisse bekommen. Ob diese Note nun dazugerechnet wird oder nicht, wusste auch unsere Lehrerin nicht so ganz. «Es ist so, euer Schnitt liegt bei einer drei und das bedeutet Ruim onvoldoende (ungenügend bis schlecht). Ich habe mit den anderen Lehrern gesprochen und eure Leistung war noch nie so schlecht wie jetzt», fing sie an, «ich werde diese Note nicht in dieses Semesterzeugnis nehmen.» Für einen sehr kurzen Moment jubelte die Klasse und verstummte dann sofort wieder. «Nach den Weihnachtsferien werden wir dieses Thema eine Woche lang repetieren, damit es wieder in eure Gehirne kommt und dann schreiben wir einen zweiten Test. Ob ich die bessere Note nehme und die schlechtere streiche oder beide halb zähle weiss ich noch nicht», erklärte sie die weiteren Schritte und ich seufzte. Dieses Thema wieder durchzunehmen wollte keiner von uns. Es lag nicht an der Lehrerin, sondern viel mehr am Stoff. So gegen Ende des Semesters fielen eh viele einen Bah hinunter und kümmerte sich um gar nichts mehr.

Meine schulischen Leistungen einfach sacken lassen nur, weil bald Ferien waren käme mir niemals in den Sinn. Allein die Angst meinen Eltern grauenhafte Noten nachhause zu bringen würde mich davon abhalten. «Ich teile euch die Probe dennoch aus und bitte euch in den Ferien ein wenig zu lernen.» So wie ich meine Klassenkameraden kannte, würde keiner von ihnen diese Idee auch nur in Erwähnung ziehen. Frau Van der Linden legte uns die Tests auf den Tisch und ich drehte meinen vorsichtig um. Ich hoffte auf eine bessere Note als den Klassendurchschnitt. Als das Blatt dann umgedreht vor mir lag schluckte ich kurz. Eine Fünf war es zwar nicht geworden, aber eine vier. Immerhin besser als die Klasse. Diese Leistung bedeutet für mich zwar ungenügend, aber der Ansporn um nächstes Mal eine acht zu schreiben war da wie nie zuvor. Kurz vor Ende dieser grauenhaften Stunde verkündete die ältere Frau am Pult auch noch, dass sie sich sehr auf unser Theaterstück freute. «Der Kurs hat wieder alles getan um uns eine schöne Geschichte zu erzählen und ich hoffe viele von euch zu sehen. Als kleine Information: das Essen muss man bezahlen, aber das Geld wird an eine Krebsstiftung gespendet und dient somit dem guten Zweck. Ich verteile euch noch Flyer die mir zugestellt wurden», erklärte sie fröhlich und gab uns allen ein blaues Blatt auf dem der Titel des Stückes sowie kleine Infos zu lesen waren. Das Team vom Bühnenbild hatte sich bei den Kärtchen wirklich viel Mühe gegeben und die hatte sich meiner Meinung nach auch gelohnt. Sie sahen sehr ansprechend aus und die kleinen Verzierungen rund herum machten das ganze entzückend und passend zum Stück.

«Gehst du dahin?», fragte mich Eva und ich runzelte die Stirn. «Ich spiele da mit», antwortete ich ihr und sie sah mich beschämt an. «Wusste ich nicht, sorry.» Ich zuckte jedoch nur mit den Schultern und verliess das Klassenzimmer. Jede Minute neben Lian zu verbringen war eine Qual für mich und das lag nicht nur an der Tatsache, dass er nicht mehr mit mir sprach. Ausser bei den Proben wechselten wir kaum ein Wort miteinander. Fenna sah mir den Schmerz in der Mittagspause sofort an und brachte mir ein grosses Sandwich. «Für was ist das denn?», wollte ich belustigt wissen und sie meinte, dass es keine Glace gab und sie mir deswegen ein Sandwich gekauft hatte. «Es ist Dezember, natürlich verkaufen die keine Eiscreme», stellte ich klar und sie boxte mich leicht in den Oberarm. «Und wie war es heute?» Ich verzog mein Gesicht zu einer komischen Fratze und erzählte ihr von unserem wunderbaren Test. «Woah seid ihr schlecht», lachte sie und ich bedankte mich für ihre netten Worte. «Jetzt will sie den nach unseren Ferien wiederholen und auf das habe ich null Lust», jammerte ich und Fenna schien mich zu verstehen. «Kein Mensch mag Test und dann noch einen paar Tage nach erholsamen Ferien.»

Be my Girlfriend  Where stories live. Discover now